Zuviel für chinesische Zensoren: Die Tänzer Alan McGrath und Kevin O'Dwye während der ESC-Darbietung Irlands (Bild: EBU)
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat am Donnerstag kurz vor Beginn des zweiten Halbfinals des Eurovision Song Contest bekannt gegeben, dass sie die diesjährige Zusammenarbeit mit dem chinesischen Streaming-Dienst Mango TV mit sofortiger Wirkung beendet.
Das Portal des staatlichen Senders Hunan TV dürfe demnach weder das zweite Halbfinale noch das Finale der Show am Samstag ausstrahlen. Der Sender hatte am Mittwoch zeitversetzt das erste Halbfinale gezeigt und dabei zwei Beiträge in voller Länge aus der Sendung geschnitten (queer.de berichtete). Zum einen fiel der Beitrag Irlands der Zensur zum Opfer, bei dem zwei männliche Tänzer miteinander tanzen und Händchen halten – offenbar aufgrund eines im letzten Jahr erlassenen Gesetzes, das auch homosexuelle Inhalte in Online-Videos im Rahmen eines Vorgehens gegen die Darstellung "abnormaler" sexueller Aktivitäten verbietet (queer.de berichtete).
Zum anderen wurde der Beitrag Albaniens zensiert – nach einem Gesetz gegen die Darstellung von Tattoos, wie sie Sänger Eugent Bushpepa unter anderem am Arm zeigte. Beide Beiträge fehlten auch in den Schnelldurchläufen – zudem wurde eine im Publikum hochgehaltene Regenbogenflagge während des Schweizer Beitrags nur verpixelt ausgestrahlt.
Diese "Zensur" stehe "nicht im Einklang mit den Werten der EBU von Universalität und Inklusivität" und der "stolzen Tradition, Vielfalt durch Musik zu feiern", heißt es in dem knappen Statement des Senderverbunds. Mit Bedauern beende man daher die Zusammenarbeit.
Auch eine Regenbogenflagge aus dem Publikum missfiel den Zensoren in China
Sowohl Albanien als auch Irland schafften am Dienstag den Einzug ins Finale. Der irische Sänger Ryan O'Shaughnessy will mit der Umsetzung seines Liedes durch die beiden Tänzer, die bereits im Musikvideo zu sehen waren, betonen, dass Liebe Liebe sei, egal ob zwischen gleich- oder verschiedengeschlechtlichen Partnern. Mehr zu ihm, der Zensur und auch der ebenfalls im Finale antretenden lesbischen Sängerin Saara Aalto (Finnland) in den unten verlinkten vorherigen Artikeln.
Das diesjährige ESC-Finale aus Lissabon wird am Samstag in Deutschland ab 21 Uhr im Ersten ausgestrahlt und ist auch im Stream auf eurovision.de verfügbar. (nb)