Das Landesparlament in der Hauptstadt Concord ist der Arbeitsplatz für 400 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 24 Senatoren – in beiden Parlamentskammern haben Republikaner die Mehrheit (Bild: Ken Lund / flickr)
Das Repräsentantenhaus des US-Bundesstaates New Hampshire hat am Donnerstag einen gemeinsam mit dem Senat erstellten Entwurf zum Verbot von Therapien zur "Heilung" von Homo- oder Transsexualität bei Jugendlichen an Gouverneur Chris Sununu geschickt. Der republikanische Regierungschef hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass er sogenannte Konversionstherapien ablehnt und das Gesetz HB 587 voraussichtlich unterzeichnen werde.
Dem Beschluss war eine jahrelange Debatte um ein mögliches Verbot vorausgegangen. Nachdem ein ähnliches Gesetz vor zwei Jahren keine Mehrheit fand, unternahmen Befürworter dieses Gesetzes einen neuen Anlauf. Im Februar stimmte das von Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus in der Hauptstadt Concord knapp für den Entwurf – mit 179 zu 171 Stimmen. Neben allen Demokraten votierten auch 20 Republikaner für HB 587. Vergangenen Monat stimmte auch der Senat mit einer Mehrheit von 14 zu zehn für das Gesetz. Da die Versionen von Repräsentantenhaus und Senat unterschiedlich waren, musste ein Vermittlungsausschuss eine gemeinsame Version erarbeiten, die jetzt dem Gouverneur vorgelegt wird.
Befürworter des Verbotes argumentierten, dass die "Heilung" von Homosexualität wissenschaftlicher Unfug sei und Menschen Schaden zufüge. "Diese Praxis ist rückwärtsgewandt, barbarisch und darauf aus, Homosexuelle in Angst zu versetzen", erklärte der Kongressabgeordnete Jeff Woodburn, der Anführer der demokratischen Minderheitsfraktion.
Dagegen behaupteten viele Republikaner, dass das Gesetz unfair und einseitig sei. "Ich sehe nichts in dem Gesetz, dass die Konvertierung zum schwulen Lebensstil verbietet", erklärte etwa der republikanische Senator Bob Giuda. Sein Antrag, eine Ausnahmeregelung für religiös motivierte "Therapien" zu erreichen, scheiterte im Senat.
Erneute Niederlage für LGBTI-Gegner Bob Giuda: Der Republikaner, der schon für die Beibehaltung des Ehe-Verbots für Schwule und Lesben kämpfte, macht sich Sorgen, dass Heterosexuelle in den "schwulen Lebensstil" verführt werden könnten
Zwölf Bundesstaaten weitere haben bereits Verbot beschlossen
Bereits jetzt verbieten elf Bundesstaaten die "Heilung" von homosexuellen und transsexuellen Jugendlichen. Dabei handelt es sich um New Jersey, Kalifornien, Oregon, Illinois, Vermont, New Mexico, Connecticut, Rhode Island, Nevada, Washington und Maryland. Vergangenen Monat stimmte auch das Parlament von Hawaii für ein derartiges Verbot, das noch von Gouverneur David Ige unterzeichnet werden muss (queer.de berichtete). In einem Dutzend weiterer Bundesstaaten gibt es ebenfalls derartige Gesetzesinitiativen.
Außerdem sind "Konversionstherapien" an Jugendlichen in der Hauptstadt Washington sowie in mehreren anderen Großstädten wie Miami verboten worden. In Kalifornien gibt es zudem einen Anlauf, Homo-"Heilung" auch bei Erwachsenen zu untersagen (queer.de berichtete).
Die blau eingefärbten Regionen in den USA verbieten bislang Konversionstherapien (Bild: Wikipedia / SPQRobin)
Psychologenverbände warnen bereits seit Jahren davor, dass Homosexuelle mit derartigen "Therapien" in den Selbstmord getrieben werden könnten. In Deutschland dürfen Homo-"Heiler" dagegen weiterhin aktiv sein: Die Bundesregierung hatte im letzten Jahr erklärt, dass sie "Konversionsthreapien" zwar ablehne, aber keinen Grund sehe, diese zu verbieten (queer.de berichtete).
Petition gegen Homo-"Heiler"-Verbot in Deutschland
Die weltweite LGBTI-Organisation All Out hat in dieser Woche zusammen mit dem Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V. und Enough is Enough eine Petition an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestartet, um die "Heilung" von Homo- und Transsexuellen auch in Deutschland zu untersagen. Bereits jetzt haben mehr als 16.000 Menschen die Petition unterzeichnet. Weltweit haben bislang nur drei Länder derartige "Therapien" vollständig verboten – dabei handelt es sich um Brasilien, Ecuador und als einziges EU-Land Malta, das ein entsprechendes Gesetz Ende 2016 beschlossen hatte (queer.de berichtete). (dk)
Hierzulande schmettern Union und SPD weiterhin jeden Versuch ab, diese religiöse Gehirnwäsche, die schwerste psychische Schäden verursacht und oft bis zum Tod führt, endlich zu verbieten.