Weihbischof Ludger Schepers findet, dass die Kirche in ihrem Umgang mit Homosexuellen nicht weitermachen kann wie bisher (Bild: Bistum Essen)
Während der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp homosexuelle Beziehungen schlicht als nicht gut abkanzelt, fordert sein Essener Amtskollege Ludger Schepers nach Angaben seines Bistums und der Nachrichtenagentur KNA einen neuen Umgang der Kirche mit Schwulen und Lesben. Bei einer Podiumsdiskussion am dritten Tag des Katholikentags in Münster sagte der 64-Jährige, die Kirche müsse "ihre Schuldgeschichte anerkennen in der Verfolgung und Missachtung dieser Menschen". Er wünsche sich, "dass es darüber eine offene Diskussion in der Deutschen Bischofskonferenz, aber auch bei unseren Kontakten in der Weltkirche gibt". Schepers beteuerte: "Schwule sind von Gott gewollt, da gibt es nichts zu diskriminieren."
Für diese Diskussion habe Papst Franziskus mit seinem Schreiben "Amoris Laetitia" und der darin angeblich enthaltenen Absage an Diskriminierung eine "Steilvorlage" geliefert, so der katholische Würdenträger weiter. Gerade im internationalen Zusammenhang erlebe er in der Kirche noch oft eine tabuisierende Haltung und Aussagen wie "Homosexualität gibt es bei uns nicht".
Unter der Überschrift "Ernstgemeinte Entschuldigung?" diskutierte der Weihbischof auf Einladung der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft "Homosexuelle und Kirche" (HuK) mit der ehemaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), dem Jesuiten-Pater Klaus Mertes und dem früheren Bundesanwalt und LGBTI-Aktivisten Manfred Bruns.
Hendricks: Auch Homosexuelle sind "Geschöpfe Gottes"
Hendriks kritisierte die mangelnde Solidarität der Amtskirche mit verfolgten Schwulen und Lesben. Es dürfe nicht sein, dass wie in Uganda die Bischöfe zu Pogromen gegen Homosexuelle schwiegen, die von Evangelikalen geschürt worden seien. "Ihnen müsste der Vatikan den Rücken stärken, damit die Bischöfe aufstehen und sagen: 'Nein, auch die Homosexuellen sind Geschöpfe Gottes.'" Tatsächlich haben Bischöfe beispielsweise in Malawi, Nigeria oder Uganda die staatliche Verfolgung von Homosexuellen offen unterstützt.
Barbara Hendricks ist seit 1994 Mitglied des Bundestags und war von 2013 bis 2018 Umweltministerin in der dritten Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel
Die Bundestagsabgeordnete, die auch Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ist, betonte mit Blick auf die bislang verbotene Segnung von Homo-Paaren: "Die Kirche darf das Sakrament der Ehe Mann und Frau vorbehalten – aber sie darf einen Segen nicht verweigern!" Die 66-Jährige äußerte Unverständnis, dass die Kirche "Häuser, Tiere und Motorräder" segne, aber keine gleichgeschlechtlichen Paare. Hendricks hatte nach der Ehe-Öffnung im vergangenen Oktober ihre langjährige Partnerin geheiratet (queer.de berichtete).
Schepers: Muss Unterschied machen, ob wir Pferd oder Mensch segnen
Weihbischof Schepers betonte, es müsse "einen Unterschied machen, ober wir ein Pferd oder Menschen segnen". Er sei dankbar, dass es in der Theologie zuletzt mehrere Anstöße gegeben habe, das Thema Segnung differenzierter zu betrachten. Nun hoffe er, dass man auch in der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vorankomme.
Bruns berichtete über die Widersprüche zwischen seiner katholischen Prägung und seiner homosexuellen Orientierung. Der 83-jährige betonte, er wünsche sich "eine Kirche, in der nicht nur Heterosexuelle, sondern auch Schwule und Lesben ihren Platz haben". Versöhnen könne er sich mit der Kirche, "wenn sie mir zustimmt, dass die 25-jährige Partnerschaft mit meinen Mann eine große Gnade ist." Bruns unterstellte der Kirche ein "moralisches Schisma" zwischen der moralisch strengen Lehre und einer oft deutlich liberaleren Praxis vor Ort. Moralisch müsse die Kirche aber mit einer Stimme sprechen.
"Zu dieser einen Stimme findet die Kirche nur im Konflikt", betonte Pater Mertes. Der Schulleiter, der vor acht Jahren die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Deutschland ins Rollen brachte, forderte eine Entschuldigung der Kirche, weil sie bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen oft "alle Homosexuellen pauschal zu Tätern gemacht" habe. "Nur wenn die Gewalt in der Kirche gegenüber Homosexuellen anerkannt wird, kann langfristig das Geschenk der Versöhnung von beiden Seiten anerkannt werden", sagte Mertes. (pm/dk)
Die sind aber nur deshalb wirklich wichtig, weil man hierzulande in der politischen Klasse seit Jahrzehnten keinen Sinn mehr für Säkularismus hat und alle Probleme, vor allem moralische, nur mit religiösen Begriffen diskutiert werden.
Dabei ist es dann auch völlig wurscht, dass in vielen Regionen hierzulande 80% der Bevölkerungen NICHT in einer der Kirchen sind.
Die Vorzugsstellung der Frommen in Deutschland kratzt das nicht an.
Sie erhalten sogar jetzt noch weitere Unterstützung von frommen Muslimen, die tendenziell ebenfalls eher eine lautstarke Minderheit in ihrer Gruppe darstellen.
Wann gibt es hierzulande endlich einen Aufstand der Atheisten und Agnostiker?
Zu denen ich nebenbei bemerkt selbst gar nicht gehöre...