Deutschland ist in der Liste der LGBTI-freundlichsten Länder in Europa auf Platz zwölf von insgesamt 49 Ländern aufgestiegen. Das geht aus dem am Montag von der LGBTI-Organisation ILGA Europe vorgestellten "Rainbow Europe"-Bericht hervor. Vor zwei Jahren lag die Bundesrepublik noch auf Rang 16, letztes Jahr verbesserte sie sich wegen Verbesserungen im Bereich Asyl und Flucht auf den 14. Platz. Grund für den erneuten Aufstieg ist die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben zum 1. Oktober 2017 (queer.de berichtete).
Bei "Rainbow Europe" wird anhand dutzender Kriterien die rechtliche Lage von queeren Menschen ausgewertet – so spielt etwa eine Rolle, ob ein Land umfassende Antidiskriminierungsrichtlinien anbietet, die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben umgesetzt hat oder Transsexuelle anerkennt.
Den ersten Platz in der Rangliste belegt wie schon in den letzten Jahren Malta mit großen Vorsprung. Das Land erreicht 91 von 100 möglichen Punkten. Dahinter folgen Belgien (78,8), Norwegen (77,7), Großbritannien (73,5) und Finnland (73,3). Deutschland kommt auf 59,0 Punkte und liegt damit knapp hinter den Niederlanden, die erstmals seit Bestehen der Liste aus den Top-Ten geflogen sind. Deutschland hat aber immerhin Österreich überholt, das mit 56,4 Punkten auf Rang 13 kommt. Erheblichen Nachholbedarf hat die Schweiz, die nur 38,4 Punkte erreicht und damit Rang 22 belegt.
Aserbaidschan ist ganz unten
Auf dem letzten Platz liegt Aserbaidschan, das nur auf 4,7 Punkte kommt. Auf Platz zwei der Länder mit der schlechtesten Gesetzgebung gegenüber LGBTI liegt Armenien (7,2) vor der Türkei (8,6). Neben Russland befinden sich auch die Kleinststaaaten Monaco und San Marino ganz hinten, weil sie praktisch keine Gesetze haben, um sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten zu schützen.
Deutschland erhält vor allem Punktabzüge, weil hierzulande Hasskriminalität nicht genug verfolgt werde. Auch die anhaltende Diskriminierung von lesbischen Paaren bei der Anerkennung als Co-Elternteil oder bei künstlicher Befruchtung wird kritisiert.
ILGA: "Fortschritte des letzten Jahrzehnts stehen auf dem Spiel"
ILGA Europe beklagt, dass sich die Fortschritte in Europa im Vergleich zu vor ein paar Jahren verlangsamen würden. "Wenn man daran denkt, wie in ganz Europa eine Gegenreaktion bei Menschenrechten beobachtet werden kann, ist es bedenklich, dass Staaten offenbar annehmen, die Arbeit für LGBTI-Gleichbehandlung sei getan", erklärte die europäische ILGA-Chefin Evelyne Paradis. "Die unglaublichen Fortschritte des letzten Jahrzehnts stehen auf dem Spiel. Es gibt viele Anzeichen, dass einige der Siege, die wir gefeiert haben, noch nicht in trockenen Tüchern sind. Lassen Sie es mich deutlich sagen: Wir haben immer noch viel zu tun."
Die gesamte Rangliste (Punktzahlen gerundet)
1. Malta (91/100)
2. Belgien (79)
3. Norwegen (78)
4. Großbritannien (73)
5. Finnland (73)
6. Frankreich (73)
7. Portugal (69)
8. Dänemark (68)
9. Spanien (67)
10. Schweden (60)
11. Niederlande (60)
12. Deutschland (59)
13. Österreich (56)
14. Griechenland (52)
15. Irland (52)
16. Kroatien (51)
17. Slowenien (48)
18. Luxemburg (47)
19. Island (47)
20. Ungarn (47)
21. Estland (39)
22. Schweiz (38)
23. Montenegro (38)
24. Andorra (35)
25. Albanien (33)
26. Kosovo (33)
27. Bosnien-Herzegowina (31)
28. Serbien (30)
29. Tschechien (29)
30. Zypern (29)
31. Slowakei (29)
32. Italien (27)
33. Georgien (26)
34. Bulgarien (24)
35. Rumänien (21)
36. Ukraine (21)
37. Litauen (21)
38. Polen (18)
39. Liechtenstein (18)
40. Lettland (16)
41. Mazedonien (14)
42. Weißrussland (13)
43. Moldawien (13)
44. San Marino (12)
45. Russland (11)
46. Monaco (10)
47. Türkei (9)
48. Armenien (7)
49. Aserbaidschan (5)
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Würde mich freuen, wenn jemand auf den Kommentar antworten kann, der mich aufklärt :)