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Berlin
Maneo meldet neuen Rekord bei Übergriffen auf queere Menschen
Die LGBTI-Organisation Maneo registrierte allein in der Bundeshauptstadt mehr Übergriffe auf sexuelle und geschlechtliche Minderheiten als die Kriminalstatistik für ganz Deutschland ausgewiesen hat.

Maneo verzeichnet einen Anstieg der homo- und transphoben Gewalt in Berlin
- 15. Mai 2018, 16:38h 2 Min.
Das Anti-Gewalt-Projekt Maneo hat im vergangenen Jahr 324 Fälle mit homo- oder transphobem Hintergrund in Berlin registriert. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Maneo-Report hervor. Die Gesamtzahl für das Jahr 2017 bedeutet einen Anstieg von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als 291 Fälle gemeldet worden waren (queer.de berichtete).
31 Prozent aller Taten sind laut Maneo Körperverletzungen, jeweils ein Viertel sind Beleidigungen sowie Nötigungen. Bei 14 Prozent der Fälle handelt es sich um Raubstraftaten. "Sichtbar wird nur die Spitze eines Eisberges", erklärte Maneo-Leiter Bastian Finke nach rbb-Angaben. "Gesamtgesellschaftliche Anstrengungen müssen verstärkt werden, homo- und transphobe Angriffe zu sanktionieren und Betroffenen zu helfen." Er wies auch auf eine mutmaßlich hohe Dunkelziffer hin, da viele Opfer die Übergriffe nicht melden würden.
Die meisten Übergriffe ereigneten sich im öffentlichen Raum. Der Ortsteil mit den meisten Taten war Berlin-Schöneberg – hier wurden 27 Prozent der Fälle gemeldet. Danach folgten Tiergarten und Mitte. In mehr als drei Viertel der Fälle war der Geschädigte ein schwuler oder bisexueller Mann. In gut jedem zehnten Fall war das Opfer eine Transperson, in fünf Prozent eine Lesbe oder bisexuelle Frau; der Rest der Taten richtete sich allgemein gegen queere Personen. Finke begründete den hohen Anteil an männlichen Opfern bei den Übergriffen damit, dass Männer die Gesellschaft und auch den öffentlichen Raum dominieren würden – und Männer, die aus der Reihe tanzten, "bekommen die Folgen zu spüren".
Niedrigere Zahlen bei Berliner Polizei
Die Zahlen unterscheiden sich stark von denen der Berliner Polizei: Hier wurden 2017 insgesamt 161 Vorfälle im Bereich "sexuelle Orientierung" gemeldet, also nur halb so viele wie bei Maneo – die vorläufige Statistik umfasst u.a. auch Beleidigungen und Propagandadelikte gegen Schwule, Lesben und Transpersonen. Im Vorjahr waren es 164 Vorfälle, darunter 44 Gewalttaten (2015: 105/38, 2014: 80/26, 2013: 132/46).
Besonders kurios: Maneo meldete mehr Vorfälle von Hasskriminalität in der Hauptstadt alleine als die vergangene Woche veröffentlichte Kriminalstatistik für ganz Deutschland ausgewiesen hat. Insgesamt wurden 313 Vorfälle gegen LGBTI erfasst, davon 74 Gewalttaten (queer.de berichtete). Zudem wies die Kriminalstatistik einen leichten Rückgang der homo- und transphoben Fälle auf.
Die niedrige Zahl liegt vor allem daran, dass die Polizei in verschiedenen Regionen Deutschlands homo- oder transphobe Taten sehr unterschiedlich behandelt. In Nordrhein-Westfalen, dem mit Abstand einwohnerstärksten Bundesland, meldete die Polizei etwa in ihren offiziellen Kriminalstatistiken zwischen 2007 und 2016 nur einen einzigen Raubüberfall aus LGBTI-feindlicher Motivation. (dk)

Was soll das denn heißen? Wie wird was dominiert? Und wer tanzt aus der Reihe und bekommt deswegen die 'Folgen' zu spüren?
Ohne Finke etwas vorhalten zu wollen aber das hört sich schon arg deppert an.
Entweder es werden Schwule vermehrt angegriffen, weil sie einfach häufiger erkennbar sind oder weil sie gezielt überproportional angegriffen werden. Aber bei beiden Fällen ist es nicht weil sie aus der Reihe tanzen sondern weil es Homophobe Arschlöcher gibt.