Der CSD Beirut sollte noch bis Sonntag stattfinden (Bild: Instagram / Beirut Pride)
Die Veranstalter des Pride-Woche in Beirut haben angekündigt, dass sie auf Druck der Behörden alle weiteren Veranstaltungen abgesagt haben. Der CSD war letztes Wochenende mit einer Veranstaltung für Eltern von queeren Menschen gestartet und sollte noch bis Sonntag andauern.
Die Absage erfolgte nach der Festnahme von Organisator Hadi Damien. Er erklärte, er sei am Montag von Beamten bei einer CSD-Lesung mit mehreren Dutzend anderer Personen festgenommen und auf die Polizeiwache gebracht worden, wo er und andere Aktivisten die Nacht verbringen mussten. Am Dienstag habe ihm ein Beamter eröffnet, dass alle freigelassen werden würden, sofern er alle weiteren Veranstaltungen absagen würde. Für den Fall einer Weigerung seien ihm und den Mitaktivisten Ermittlungen nach Paragraf 534 in Aussicht gestellt worden, der "widernatürliche" sexuelle Handlungen unter Strafe stellt. Zwar haben libanesische Gerichte mehrfach entschieden, dass Homosexualität nicht unter den Paragrafen fällt, allerdings wird er immer wieder von der Polizei genutzt, um gegen Schwule und Lesben vorzugehen.
Damiens Anwältin Laial Sakr erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, die Polizei habe Paragraf 534 zur Einschüchterung gegen ihren Klienten verwendet. Es sei möglich gewesen, dass er wegen Gummiparagrafen über "öffentlichen Anstand" zu einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren verurteilt werden könnte. Daher empfahl sie ihm, das Event abzusagen.
Auf ihrer Homepage geben die Organisatoren die Absage des Beirut Pride auf Englisch und Arabisch bekannt
Erster CSD der arabischen Welt
Der CSD in Beirut war erstmals im letzten Jahr veranstaltet worden – es handelte sich dabei um den ersten Pride in der Region abseits des LGBTI-freundlichen Landes Israel. Islamistische Gruppe drohten mit Attacken auf die geplante CSD-Demonstration; diese wurde am Ende aus Sicherheitsgründen abgesagt. In diesem Jahr war keine Demonstration geplant.
Die Bevölkerung des multireligiösen Libanon – knapp über die Hälfte sind Muslime und rund 40 Prozent Christen – ist äußerst homophob eingestellt. 70 Prozent halten laut Umfragen Homosexualität für unnatürlich. Dennoch gilt das Land im Vergleich zu anderen arabischen Ländern, in denen Homosexuellen lange Haftstrafen oder Schlimmeres drohen, als relativ liberal. (dk)