In Alabama, dem konservativsten amerikanischen Bundesstaat, hat das Outing der geschiedenen republikanischen Gouverneurin Kay Ivey zu empörten Reaktionen geführt. Die 73-jährige Regierungschefin bezeichnete öffentliche Äußerungen der lesbischen Parlamentsabgeordneten Patricia Todd, in denen sie über die angebliche Homosexualität der Regierungschefin sprach, am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme als "persönliche Attacke", die "mehr als erbärmlich" sei.
"Das ist eine widerliche Lüge, die von bezahlten linksgerichteten liberalen Politikberatern verbreitet wird. Das ist absolut unwahr", erklärte Ivey. Der "Vorwurf" der Homosexualität zeige, wie schlecht es um das politische Klima in den USA bestellt sei, so die Politikerin, die erst vor wenigen Tagen Präsident Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hatte.
Die lesbische Politikerin Patricia Todd outete ihre Gouverneurin (Bild: Screenshot MSNBC)
Auch gegenüber lokalen Medien verteidigte sich Ivey. So sagte sie in der Nachrichtensendung des Senders WSFA12 auf die Frage, ob sie lesbisch sei: "Absolut nein! Ich war das nie und werde das nie sein. Das ist einfach eine Unwahrheit, die Leute verbreiten."
Todd: "Ich bin versteckt lebende Politiker so was von leid"
Patricia Todd hatte am Dienstag in sozialen Netzwerken über die angebliche Homosexualität der Gouverneurin geschrieben. Todd war 2006 als erste offen homosexuelle Person in das Regionalparlament von Alabama gewählt worden – ihr Wahlkreis befindet sich in der linksliberalen Großstadt Birmingham. In einem inzwischen gelöschten Tweet schrieb sie: "Kann sie jemand bitte mal outen, Herrgott nochmal? Ich habe vor Jahren schon gehört, dass sie lesbisch ist und ihre Freundin aus dem Haus komplimentiert hat, als sie Gouverneurin geworden ist. Ich bin versteckt lebende Politiker so was von leid."

In sozialen Netzwerken entbrannte dann eine Debatte über das Outing. Auch viele Anhänger von Todd und LGBTI-Aktivisten erklärten, dass man niemanden gegen seinen Willen outen solle. Konservative Kommenatoren sahen in dem Outing eine Verschwörung gegen eine erfolgreiche republikanische Politikerin.
Ivey hatte das Amt der Gouverneurin im April 2017 angetreten, nachdem ihr extrem homophober Vorgänger nach einer Sex-Affäre zurücktreten musste (queer.de berichtete). Eine ihrer ersten Amtshandlungen war die Unterzeichnung eines diskriminierenden Gesetzes zur "Religionsfreiheit", das staatlich geförderten Adoptionsagenturen erlaubte, aus religiösen Gründen Schwule und Lesben als Eltern ablehnen zu dürfen. (dk)