In Tiflis griff ein Homo-Hasser einen IDAHOBIT-Redner vor einem Regierungsgebäude an
Beim Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) kam es am Donnerstag in mehreren Ländern zu Ausschreitungen. In der georgischen Hauptstadt Tiflis mussten die Veranstalter wegen "nie dagewesener Mobilisierung von feindlichen Gruppen", insbesondere von rechtsradikalen und christlichen Aktivisten, alle geplanten Events absagen. Bereits im Vorfeld hatte die orthodoxe Kirche im Kampf gegen LGBTI-Rechte zum 17. Mai 400 Hochzeiten von heterosexuellen Paaren im ganzen Land angekündigt (queer.de berichtete). Eine Massenhochzeit fand auch in der Sameba-Kathedrale in Tiflis statt, im größten Kirchengebäude des Südkaukasus.
Queere Gruppen haben trotzdem mehrere unangekündigte Aktionen vor Regierungsgebäuden begangen, bei denen sie von der Polizei geschützt worden sind. Unterdessen gingen hunderte rechte und orthodoxe Aktivisten gegen LGBTI-Rechte auf die Straße, einige von ihnen zeigten den Hitler-Gruß. Laut lokalen Medien kam es zu einigen Auseinandersetzungen, aber nicht wie in einigen Vorjahren zu Straßenschlachten. Bei der Abschlussveranstaltung der LGBTI-Aktivisten wurde trotzdem ein Redner von einem Homo-Hasser ins Gesicht geschlagen.
In Uganda hat Ethikminister Simon Lokodo kurzerhand eine geplante Veranstaltung anlässlich des IDAHOBIT Minuten vor dem Start verboten. Polizisten trieben die anwesenden Menschen auseinander, obwohl die Gruppe "Sexual Minorities Uganda" eine polizeiliche Genehmigung für die Veranstaltung hatte. Auf Facebook beklagten die Organisatoren, dass die Regierung internationale Menschenrechtsverträge nicht einhalte. So seien in den vergangenen zwei Jahren bereits acht LGBTI-Veranstaltungen verboten worden, darunter auch der CSD (queer.de berichtete).
Explosion in der Ukraine
Auch in der Ukraine ist es zu einem Zwischenfall gekommen. In der Großstadt Saporischschja kam es am Vortag des 17. Mai zu einer Explosion von Feuerwerkskörpern während einer LGBTI-Veranstaltung unter offenem Himmel. Offenbar gab es keine Verletzten. Ein Verdächtiger, der eine Pistole bei sich trug, wurde von der Polizei festgenommen. Ein lokaler Journalist hielt die Explosion in einem Video fest.
Es gab aber auch Erfolge in homophoben Ländern: In Russland veranstalteten LGBTI-Aktivisten trotz des Gesetzes gegen Homo-"Propaganda" mehrere erfolgreiche Rainbow-Flash-Veranstaltungen, darunter in St. Petersburg (nach einigem Chaos) und Moskau, die nicht von der Polizei aufgelöst oder von Gegnern angegriffen wurden.
In der russischen Großstadt Syktywkar haben Unbekannte am Donnerstag ein große Skulptur eines Herzens, das von zwei Händen gehalten wird, in Regenbogenfarben angemalt. Ein städtischer Angestellter übermalte das Herz noch am 17. Mai.
Später wurden zwei queere Aktivisten bei einem Protest festgenommen; ihnen wurde von der Stadtverwaltung, die ihnen Kundgebungen zum IDAHOBIT nicht genehmigt hatte, nun Vanadalismus vorgeworfen. Eine Aktivistin wurde am Abend nach Feststellung der Personalien freigelassen, ein Aktivist wurde über Nacht festgehalten und später wegen angeblichen Widerstands gegen die Polizei vor ein Gericht gebracht. Er ist nun ebenfalls bis zu einer weiteren Verhandlung Anfang Juli auf freiem Fuß.
In vielen Ländern blieben die Aktionen allerdings friedlich und wurden von der Zivilgesellschaft oder der Politik unterstützt. In dutzenden deutschen Städten ließen Aktivisten Luftballons in Regenbogenfarben steigen. Vor dem Europäischen Parlament in Brüssel wehte erstmals die Regenbogenflagge.
Auch deutsche Botschaften beteiligten sich am IDAHOBIT. In China wurde etwa eine große Regenbogenfahne an das Botschaftsgebäude angebracht. In mehreren osteuropäischen Ländern veröffentlichten westliche Botschaften Stellungnahmen zum IDAHOBIT. (dk)
Umso schockierter bin ich, wie wenig Menschen im Vergleich zu den CSDs daran teilnehmen.