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Jaelene Hinkle aus den USA
Homophobe Fußballerin gab Karriere im Nationalteam wegen Regenbogen-Trikot auf
Jaelene Hinkle weigerte sich aus religiös begründeter Abneigung gegen Homosexuelle, die Farben des Regenbogens zu tragen, die auf dem Trikot des Nationalteams abgebildet waren.

Jaelene Hinkle lehnt es aus religiösen Gründen ab, Regenbogenfarben zu tragen (Bild: Screenshot CBN / 700 Club)
- 4. Juni 2018, 14:54h 3 Min.
Vor einem Jahr hatte die amerikanische Fußball-Nationalspielerin Jaelene Hinkle die Teilnahme an Freundschaftsspielen des US-Teams abgesagt – angeblich aus "persönlichen Gründen" (queer.de berichtete). In einem Interview mit dem evangelikal-konservativen Sender "Christian Broadcasting Network" (CBN) bestätigte die 25-Jährige vergangene Woche den Grund für ihre Absage, über den zuvor bereits spekuliert worden war: Die überzeugte Christin gab zu, dass sie damals kein Regenbogentrikot tragen wollte, weil dies ihrem Glauben widerspreche.
Das bunte Hemd war 2017 anlässlich des CSD-Monats Juni kreiert worden. Auch in diesem Jahr gibt es eine derartige Aktion des amerikanischen Fußballverbandes: Am Samstag traten die US-Boys bei ihrem Freundschaftsspiel in Dublin genau wie die irischen Gegner mit Rückennummern im Regenbogen-Design auf (queer.de berichtete).
Twitter / ussoccer | Die amerikanischen Nationalmannschaften bestreiten in diesem Jahr drei Freundschaftsspiele im Regenbogentrikot. Das erste Spiel gegen Irland in Dublin ging für die US-Männer am Samstag 1:2 verloren; nächstes Wochenende müssen die Männer gegen Frankreich ran, während die Frauen gegen die Volksrepublik China spielenOur game is for everyone.
U.S. Soccer (@ussoccer) June 1, 2018
In celebration of #PrideMonth and in partnership with @YouCanPlayTeam, the @ussoccer_mnt and @ussoccer_wnt will wear rainbow-colored numbers for their June friendlies.#OneNation » https://t.co/RoZr05F8jm pic.twitter.com/7bqkfcsIVu
"Drei Tage lang gebetet"
Bei CBN beschrieb Hinkle, dass sie dem Nationalteam vergangenes Jahr bereits für Einsätze zugesagt hatte, bevor sie von der Regenbogen-Aktion erfuhr. "Ich war so überzeugt davon, dass ich dieses Trikot nicht tragen kann. Damals habe ich drei Tage lang gebetet und Gott gefragt, was er von mit in dieser Situation verlangt", erklärte Hinkle. "Ich habe praktisch den einen Traum aufgegeben, den ich mein ganzes Leben hatte. Das war schon sehr enttäuschend."
In den letzten Jahren hatte Hinkle immer wieder auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken für ihren christlichen Glauben geworben und damit unter anderem auch die Ablehnung der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben begründet. So schrieb sie am 26. Juni 2015, dem Tag der landesweiten Ehe-Öffnung in den USA: "Diese Welt entfernt sich mehr und mehr von Gott… Alles, was noch von Gläubigen getan werden kann, ist weiterhin zu beten."
Kein Einsatz mehr seit Weigerung
Probleme mit der ablehnenden Haltung von Hinkle schien es im US-Nationalteam, in dem in den vergangenen Jahren mehrere offen lesbische oder bisexuelle Fußballerinnen aktiv waren und sind, nicht gegeben zu haben. Immerhin stellte die Trainerin Jill Ellis, die seit 2013 mit einer Frau verheiratet ist, Hinkle mehrfach auf – allerdings nicht mehr seit ihrer Spielablehnung im vergangenen Jahr. Damit könnte die Nationalmannschaftskarriere der Abwehrspielerin womöglich vorbei sein.
Hinkle gab sich deswegen im CBN-Interview gleichgültig: "Wenn ich nie mehr ins Nationalteam aufgestellt werde, ist das eben Gottes Plan", so die 25-Jährige. Unter Umständen sei ihre Weigerung, sich bunt anzuziehen, ein Test Gottes gewesen. "Nur um anderen Gläubigen zu zeigen, dass man gehorsam sein kann."
Das Interview mit der christlichen Sportlerin verbreitete sich in der amerikanischen Frauenfußballwelt wie ein Lauffeuer – und führte auch zu Protesten beim Ligaspiel von Hinkles Team North Carolina Courage, das am Wochenende auswärts bei den Portland Thornes antreten musste. Laut der Zeitung "The Oregonian" wurde Hinkle von Fans der Heimmannschaft ausgebuht. Ein Fan zeigte zudem ein Transparent, auf dem die Wörter "Persönliche Gründe" in Regenbogenbuchstaben abgedruckt waren. Hinkles Team, das die Tabelle anführt, siegte mit 4:1. (dk)
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