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Ab Freitag auf Netflix: Im wunderbaren US-Spielfilm "Alex Strangelove" plant ein Schüler den ersten Sex mit seiner Freundin – dabei ist er in Wirklichkeit schwul.
Nicht genügend LGBTI-Figuren in Hollywood-Blockbustern? Bis der von Frances McDormand bei der Oscarverleihung 2018 geforderte "Inclusion Rider" greift – Schauspieler*innen lassen sich vertraglich zusichern, dass in ihren Filmen Minderheiten ausreichend repräsentiert werden -, gucken wir Nischenproduktionen. Da spielen Minderheiten immer öfter die Hauptrolle. Noch bevor die in den USA gefeierte Coming-out-Story "Love, Simon" am 28. Juni in deutschen Kinos startet, liefert Netflix ab Freitag einen freundlichen Film mit demselben Thema zum Streamen und Chillen daheim.
"Alex Strangelove" ist eine High-School-Komödie. Der smarte Alex – mit dem reizenden Familiennamen Truelove – ist Schulsprecher, ein bisschen nerdy und chaotisch. Alle um ihn herum machen sich Gedanken über das erste Mal, aber Alex steht darüber. Er hat schon seit Monaten eine ziemlich coole Freundin. Doch die antwortet ehrlich auf die Frage seiner Freunde, an welchem ungewöhnlichen Ort sie schon Sex hatten: "Wir haben es noch nicht gemacht."
Jetzt hat Alex Stress. Es muss passieren. Akribisch wie komödienhaft plant er den Geschlechtsverkehr. Getrieben von Versagensängsten übt er das Nippelspiel an einem Plüschaffen, lässt ein Motelzimmer reservieren oder schießt mit Dirty Talk über das Ziel hinaus ("I'm going to sex you so good you won't know what time it is"). Dabei ahnen wir längst, was ihm selbst noch nicht ins Bewusstsein kam: Alex ist schwul.
Der mühsame Weg der Identitätsfindung
Dann lernt er auf einer Party einen älteren Jungen kennen, dessen Anziehungskraft Alex aus der Bahn wirft. Er weiß nicht mehr, wer er ist. Ein bisschen bi? Homo? Oder ein nur kurz abgelenkter Hetero? Etwas ist anders, das spürt er. Er muss seine gesamte Vergangenheit anders bewerten, die Gegenwart neu ausverhandeln und die Konsequenzen für seine Zukunft bedenken. Das macht ihm Angst und diese Angst vor der Veränderung hält er geheim. An dieser Stelle punktet die locker-flockige Komödie mit Ernsthaftigkeit, die an der Geschichte dranbleiben lässt: Wie schafft es Alex durch diese Identitätsfindung?
Der Film bietet natürlich die genreüblichen Humormechaniken, im konkreten Fall jodelnde Gartenschläuche und viel Gummibärchenkotze. Aber es gibt auch zarte Spannungsmomente mit einem wunderbaren Cast – wie einen schwulen Beinahe-Kuss, ausgerechnet zur Musik von Dusty Springfield. Alles in allem will dieser Film liebgehabt werden. Diesen Gefallen möchte man ihm auch tun und wird dafür im Abspann mit einem schönen Gänsehautmoment belohnt.
Fun Fact am Rande: Madeline Weinstein, die Darstellerin von Alex' Freundin, spielte auch im düsteren "Beach Rats" eine junge Frau, die mit der schwulen Hauptfigur eine Liebesbeziehung führt.
Links zum Thema:
» Mehr Infos zum Film bei Netflix
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
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