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Australische Studie
Kondomnutzung unter Schwulen geht wegen PrEP zurück
Forscher aus Down-Under untersuchten die Auswirkungen von PrEP auf Männer, die Sex mit Männern haben – und stellten fest, dass immer weniger auf die Schutzwirkung von Kondomen bauen.

In Australien erhalten viele Jungs immer seltener diesen Anblick (Bild: COC Nederland)
- 7. Juni 2018, 17:13h 2 Min.
Eine am Mittwoch im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichte australische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass wegen der Popularität der Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) die Kondomnutzung unter schwulen und bisexuellen Männern in australischen Metropolen erheblich zurückgegangen ist. Die Forscher unter Führung von Professor Martin Holt von der University of New South Wales in Sydney haben dazu Befragungen aus Melbourne und Sydney unter Männern, die Sex mit Männern haben, aus den letzten fünf Jahren ausgewertet.
Das Ergebnis: Zwischen 2013 und 2017 explodierte der Anteil der PrEP-Nutzer unter HIV-negativen Befragten von zwei Prozent auf 24 Prozent. Im selben Zeitraum stieg auch die Zahl der Männer, die unter einer Prep Bareback-Analsex mit One-Night-Stands hatten, von einem Prozent auf 16 Prozent. Laut Professor Holt habe es eine "auffällige Reduzierung" der Schwulen und Bisexuellen gegeben, die immer Kondome nutzten – diese Zahl sei binnen vier Jahren von 46 auf 31 Prozent nach unten gegangen.
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist in den vergangenen Jahren in Australien gesunken, was auf die höhere Nutzung von PrEP und einer erhöhten Testbereitschaft in der Bevölkerung zurückzuführen sei. Allerdings könnte es auch zu einem falschen Sicherheitsgefühl kommen: "Wenn Personen, die selbst keine PrEP einnehmen, sich sicherer fühlen, könnten sie womöglich seltener Kondome benutzen, weil ihrem Eindruck nach Sex ohne Kondom weniger gefährlich ist, weil die PrEP-Nutzung unter den Sexpartnern nach oben geht", erklärte Professor Holt. Die Langzeiteffekte dieses Trends seien noch nicht abzusehen. Eine mögliche Auswirkung könnten steigende HIV-Infektionszahlen sein: "Es ist möglich, dass die HIV-Übertagungen wieder in der Gruppe der HIV-negativen und ungetesteten Männer, die keine PrEP benutzen, zunehmen."
PrEP schützt nicht vor anderem Geschlechtskrankheiten
Die tägliche Einnahme der PrEP-Pille senkt das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, praktisch auf null. Das Medikament wurde 2012 in den USA zugelassen, aber erst vor weniger als zwei Jahren in Europa. Die Behandlung wird derzeit in Deutschland – anders als in Australien – nicht von der Krankenkasse oder einer anderen Behörde erstattet; seit der Zulassung sank der Preis der billigsten PrEP-Monatsration hierzulande allerdings bereits von 800 Euro auf gut 50 Euro (queer.de berichtete).
Die Deutsche Aids-Hilfe betrachtet die PrEP als wirksame Schutzmaßnahme neben Kondomen und Schutz durch Therapie. Zielgruppe seien Menschen mit einem hohen Risiko einer Ansteckung, darunter sexuell aktive schwule Männer mit wechselnden Partnern. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Durchfall oder Magenbeschwerden auftreten. (dk)

Fazit: PrEP ist gut. Allerdings kein Ersatz für Kondome, die wirklich zu 99% verhindern, dass Erreger übertragen werden.