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Sieg für Kanada, Mexiko und die USA
WM 2026 wieder in LGBTI-freundlichen Ländern
In Kürze geht die WM im homophoben Russland los, in vier Jahren wird mit Katar sogar ein Verfolgerstaat das Fußballfest ausrichten. 2026 der Kontrast: Die WM wird in drei Ländern stattfinden, die die Ehe geöffnet haben.

FIFA-Boss Gianni Infantino (li.) bei der Vorstellung der Dreierbewerbung von Mexiko, den USA und Kanada (Bild: Screenshot FIFA TV)
- 13. Juni 2018, 13:04h 3 Min.
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wird in den nordamerikanischen Ländern Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten ausgetragen. Das hat die FIFA am Mittwochmittag mehrheitlich bei einem Kongress in Moskau beschlossen. Die Dreier-Bewerbung setzte sich in einer Abstimmung der nationalen Fußballverbände gegen den einzigen Mitbewerber Marokko mit 134 zu 65 Stimmen durch.
Damit findet die das Kräftemessen der weltbesten Fußballer 2026 erstmals seit acht Jahren wieder in LGBTI-freundlichem Territorium statt. Alle drei Ausrichter haben die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet. Auch der Deutsche Fußballbund hat für die nordamerikanische Dreierbewerbung gestimmt.
Twitter / DFBDer Deutsche Fußball-Bund unterstützt die gemeinsame Bewerbung der USA, Kanada und Mexikos für die #FIFA Weltmeisterschaft 2026. Beide Kandidaten betrachtet der @DFB grundsätzlich als geeignet, die WM 2026 durchzuführen. https://t.co/8u97T6znUK
DFB (Verband) (@DFB) June 12, 2018
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Mit dem Sieg wurde ein Trend durchbrochen: Nachdem die Weltmeisterschaften in relativ LGBTI-freundlichen Ländern Südkorea und Japan (2002), Deutschland (2006), Südafrika (2010) und Brasilien (2014) stattgefunden hatten, werden die besten Fußballer der Welt dieses Jahr ab Donnerstag in Russland kicken, das mit seinem Homo-"Propaganda"-Gesetz die Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben erheblich einschränkt und öffentliche Demonstrationen für gleiche Rechte verbieten lässt. 2022 wird die WM gar in Katar stattfinden – und damit zum ersten Mal seit 1966 (!) wieder in einem Land, das Homosexualität grundsätzlich unter Strafe stellt.
Twitter / united2026 | "Die WM kommt": Auf Twitter feiern die Sieger aus den Mexiko, den USA und KanadaThe world will unite in North America! #United2026 has officially won the right to host the @FIFAWorldCup!
United 2026 (@united2026) June 13, 2018
| https://t.co/jbld3pvI99 pic.twitter.com/iBhngny42b
Der unterlegene Bewerberstaat Marokko lässt ebenfalls Schwule und Lesben offen verfolgen. Dort stehen laut dem Strafrechtsparagrafen 489 auf homosexuelle Handlungen bis zu drei Jahre Haft. Zwar werden nur sporadisch Verurteilungen bekannt – vergangenes Jahr schickte etwa ein Richter zwei Männer für sechs Monate hinter Gittern, nachdem sie beim Sex in einer Privatwohnung erwischt worden waren (queer.de berichtete). Bürgerrechtler beklagen aber, dass die Polizei mutmaßliche Homosexuelle immer wieder erpresse oder es auch zu gewalttätigen Übergriffen komme.

Die marokkanischen Bewerber bei der Vorstellung (Bild: Screenshot FIFA TV)
Auch aus der marokkanischen Politik kommen offen homophobe Töne: So bezeichnete Menschenrechtsminister (!) Mustapha Ramid im letzten Oktober Schwule und Lesben als "Müll" (queer.de berichtete). Die Bewerbung Marokkos wurden unter anderem vom frühere Bayern-Spieler Lothar Matthäus unterstützt, der 1990 als Kapitän des DFB-Teams Weltmeister wurde.
LGBTI-Aktivisten über WM in Russland besorgt
Unterdessen fordern LGBTI-Aktivisten, dass die FIFA bei der WM in Russland deutlich macht, "dass die von ihr verabschiedeten Richtlinien für Menschenrechte nicht nur Augenwischerei und heiße Luft sind", wie es LSVD-Vorstandsmitglied Christian Rudolph am Mittwoch formulierte. "Sie sollte unmissverständlich klar machen, dass sie hinter allen Fans und Spielern steht, die sich während der WM für die Menschenrechte stark machen und etwa mit einer Regenbogenflagge oder ähnlichen Statements in Fußballstadien Solidarität mit russischen Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen zeigen." Die FIFA habe ausdrücklich versprochen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen und die Achtung der Menschenrechte voranzutreiben. (dk)
