Im Visier der terroristischen Neonazi-Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) stand auch eine Homosexuelleninitiative. Dies berichtete das ZDF-Magazin "zoom" in seiner Sendung vom 20. Juni.
Die Anschrift des Vereins Schwule, Lesben und Freunde aus Moers und Umgebung (SLaM) wurde demnach auf der sogenannten NSU-Todesliste mit mehr als 10.000 Namen und Adressen geführt. Der in einem Wohngebiet liegende Treffpunkt im Kellergeschoss eines Kindergartens sei von Unbekannten regelrecht ausgespäht worden. "Das müssen schon Leute sein, die halbwegs Ortskenntnisse haben", erklärte der Vereinsvorsitzende Sascha Roncevic gegenüber "zoom".
Der NSU hatte mehr Helfer als gedacht
Das ZDF-Magazin warf den Ermittlungsbehörden vor, die Liste potentieller Anschlagsziele nicht genügend ausgewertet und viel zu wenig nach den Helfern der drei mutmaßlichen Haupttäter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gefahndet zu haben. Er sei von der Polizei nie darüber informiert oder befragt worden, dass sein Verein auf der Liste stand, sagte Roncevic in dem Fernsehbeitrag. "Wenn man merkt, dass eine Adresse, wo man jede Woche tätig ist, auf so einer Liste steht, da hat man schon das Gefühl: Da ist ein bisschen weggeschaut worden."
Der Nationalsozialistische Untergrund ermordete zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin, verübte drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Die Terrorzelle wurde 2011 öffentlich bekannt, als Mundlos und Böhnhardt tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden wurden und Zschäpe ihre Zwickauer Wohnung anzündete sowie Bekennervideos versandte – in den abgebrannten Räumen wurde auch die "Todesliste" gefunden. In all den Jahren zuvor hatten die Ermittler rechtsextreme Hintergründe der Verbrechen weitgehend ausgeschlossen und die Täter im Umfeld der Opfer gesucht. (cw)