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Ehe für alle als "Pinkwashing" des Kapitalismus?
Sahra Wagenknecht schürt Homophobie
Für die Fraktionschefin der Linken sind Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz das "Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten".

Wird in diesem Leben keine Schwulenmutti mehr: Sahra Wagenknecht (Bild: Linksfraktion)
25. Juni 2018, 14:11h 2 Min. Von
Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Sahra Wagenknecht, die LGBTI-Themen immer rechts liegen ließ, hat mal die Ehe für alle erwähnt. Allerdings nicht etwa als größte menschenrechtspolitische Errungenschaft der letzten Legislaturperiode, sondern als Beispiel für eine Art "Pinkwashing" des bösen Kapitalismus.
In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Welt" schreibt die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag:
Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz sind das Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten. Und es widerspricht sich ja nicht: Ehe für alle und sozialer Aufstieg für wenige, Frauenquote in Aufsichtsräten und Niedriglöhne dort, wo vor allem Frauen arbeiten, staatlich bezahlte Antidiskriminierungsbeauftragte und staatlich verursachte Zunahme von Kinderarmut in Einwandererfamilien.
Nun erkennt Wagenknecht zumindest an, dass im Ergebnis dieses "Policy Mix" die Rechte "vormals ausgegrenzter und diskriminierter Minderheiten real gestärkt" wurden, doch "wächst die Ungleichheit und schmilzt der Wohlstand der Mitte".
Lesben und Schwulen sind zwar nicht direkt Schuld daran, dass immer mehr Menschen in Deutschland in Armut leben, aber irgendwie scheinen sie doch etwas damit zu tun haben, scheint uns die Linke-Fraktionschefin sagen zu wollen. So widerlich hat bislang noch kein deutscher Spitzenpolitiker Minderheitenrechte und soziale Fragen gegeneinander ausgespielt. Indem Wagenknecht einen Zusammenhang konstruiert, wo keiner besteht, schürt sie Homo- und Transphobie. Und verhöhnt den jahrzehntelangen Kampf von Aktivist*innen für die erzielten Errungenschaften.
Mit dem Gastbeitrag in der "Welt" wollte Sahra Wagenknecht für ihr Projekt einer angeblich linken Sammlungsbewegung werben. Eigentlich keine schlechte Idee, denn Deutschland braucht dringend eine alternative Regierungsoption, die sich soziale Gerechtigkeit und Einsatz für die Menschenrechte aller auf die Fahnen schreibt. Leider ist die Chefin der Linksfraktion dafür die völlig falsche Leitfigur.
