Die konservative britische Regierung hat am Dienstag in London einen Aktionsplan zur Bekämpfung der Ungleichbehandlung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transpersonen vorgeschlagen, in dem unter anderem ein Verbot von sogenannten Konversionstherapien vorgesehen ist (PDF). Bislang ist Malta das einzige europäische Land, das die "Heilung" von Homo- oder Transsexualität verboten hat (queer.de berichtete).
Insgesamt sieht der "LGBT Action Plan" 75 Einzel-Maßnahmen vor, darunter etwa eine stärkere Zusammenarbeit der Polizei mit der Community oder Verbesserungen an den Schulen. Außerdem soll ein offizieller LGBT-Gesundheitsberater ernannt werden. Bis 2020 sind dafür 4,5 Millionen Pfund (5,1 Millionen Euro) im Haushalt vorgesehen.
Grundlage für den Aktionsplan war eine groß angelegte Umfrage innerhalb der LGBTI-Community, an der sich 108.000 Menschen im Königreich beteiligt hatten. Dabei kam unter anderem heraus, dass fünf Prozent der Befragten bereits angeboten worden sei, eine "Konversionstherapie" durchzuführen – zwei Prozent hätten sich bereits einer derartigen Behandlung unterzogen. Aus diesem Grund kündigte Gleichstellungsministerin Renny Mordaunt in der Zeitung "Independent" an, dass nun Möglichkeiten für ein Verbot, etwa durch Gesetzesänderungen, geprüft werden würden.
Homo-"Heilung" wird nicht nur von LGBTI-Aktivisten, sondern auch Psychologenverbänden abgelehnt, weil Menschen mit derartigen "Therapien" in den Selbstmord getrieben werden könnten. Der Weltärztebund verabschiedete 2013 eine Stellungnahme, nach der derartige Behandlungen "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien (queer.de berichtete). In Deutschland dürfen Homo-"Heiler" trotzdem generell aktiv sein: Die Bundesregierung hatte im letzten Jahr erklärt, dass sie "Konversionsthreapien" zwar ablehne, aber keinen Grund sehe, diese zu verbieten (queer.de berichtete).
Zwei Drittel haben Angst, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten
Der Aktionsplan stellt auf 30 Seiten dar, wie LGBT in Großbritannien besser geschützt werden können
Die Umfrage brachte weitere Defizite im Leben von LGBTI ans Tageslicht: So sagten mehr als zwei Drittel der schwulen oder lesbischen Befragten, sie würden in der Öffentlichkeit aus Angst nicht Händchen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin halten. Ein Viertel der Befragten habe bereits negative Reaktionen am Arbeitsplatz wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität erfahren müssen. Eine Mehrheit der Transpersonen berichtete zudem, aus Angst vor Diskriminierung ihre Geschlechtsidentität in der Öffentlichkeit geheim zu halten.
"Ich war schockiert, wie viele Menschen gesagt haben, dass sie ihre sexuelle Orientierung nicht offen leben können oder nicht die Hand ihres Partners in der Öffentlichkeit halten können, weil sie Angst vor negativen Reaktion haben", erklärte Premierministerin Theresa May bei der Vorstellung des Aktionsplanes. "Niemand sollte jemals verstecken müssen, wen sie lieben. Der Aktionsplan hat konkrete Schritte dargestellt, um echte und anhaltende gesamgesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen."
Twitter / theresa_may | In sozialen Netzwerken erklärte die Premierministerin, dass sie stolz auf den "LGBT Action Plan" sei
LGBTI-Aktivisten begrüßten die Initiative der May-Regierung als positiven ersten Schritt: "Wir sind glücklich, dass die Regierung auf die Stimmen von tausenden LGBT hört, die sich an dieser Umfrage beteiligt haben", erklärte Ruth Hunt, die Chefin von Stonewall.
Allerdings gehe der Plan nicht weit genug, kritisierte der prominente Aktivist Peter Tatchell. So werde nichts gegen die Ausweisung von queeren Flüchtlingen getan, die aus "homophoben Ländern wie Uganda, Iran, Russland, Ägypten oder Jamaika geflohen" seien. Außerdem würden Opfer der Verfolgung von Homosexualität nicht entschädigt. Homosexuelle Handlungen waren in Teilen des Königreichs bis 1982 illegal.
Die oppositonelle Labour-Partei bemängelte, dass der Plan zu vage sei. So würde auch beim Thema Homo-"Heilung" nicht eindeutig gesagt, ob "Konversionstherapien" künftig per Gesetz verboten werden, so Schatten-Gleichstellungsministerin Dawn Butler. Außerdem sei die Labour-Forderung, Verbrechen aus Hass auf sexuelle und geschlechtliche Minderheiten härter zu bestrafen, nicht erfüllt worden. Hassvebrechen auf LGBT müssten genauso hart geahndet werden wie Verbrechen gegen Menschen, die aus Hass auf deren Rasse oder Religion verübt werden würden, forderte Butler.
Großbritannien ist mit dem "LGBT Action Plan" weiter als Deutschland: Der 2013 im schwarz-roten Koalitionsvertrag versprochene Nationale Aktionsplan gegen Homophobie fiel vergangenes Jahr sehr dünn aus und erntete scharfe Kritik von LGBTI-Organisationen (queer.de berichtete). Eine ähnliche Initiative wie der "Action Plan" in Großbritannien ist derzeit von der deutschen Bundesregierung nicht geplant. Immerhin hat die Bundesregierung aber vergangenes Jahr die Rehabilitierung von Homosexuellen inklusive einer kleinen Entschädigung beschlossen (queer.de berichtete).
Es ist schließlich wissenschaftlich belegt, dass diese Gehirnwäsche schwerste psychische Schäden verursacht und bis zum Tod führen kann.