Robert Karow (Mark Waschke) schleppt sowohl Männer als auch Frauen ab (Bild: rbb/Volker Roloff)
Sie klären Morde auf, jagen die Täter und verbringen Tag und Nacht auf dem Revier. Doch wer wartet auf die "Tatort"-Kommissare, wenn sie nach Hause kommen? Die Berliner Psychologin und Paartherapeutin Diana Boettcher, die beruflich Paaren bei Ehekrisen und Beziehungsproblemen hilft, hat herausgefunden, wie das Privatleben der Fernsehermittler eigentlich aussieht. Für ihre Studie hat Diana Boettcher den Beziehungsstatus und die Familienverhältnisse aller 47 aktuellen "Tatort"-Kommissare unter die Lupe genommen. Eines ihrer Ergebnisse: Kein einziger Hüter des Gesetzes ist offen schwul oder lesbisch.
Mit knapp 96 Prozent ist die große Mehrheit der Kommissare heterosexuell. Nur zwei Kommissare outeten sich als bisexuell und bis heute lebt kein einziger Polizeiermittler der Erfolgsserie in einer homosexuellen Beziehung. Die Realität spiegelt laut der Autorin das nicht wider, denn nach Schätzungen liebten fünf Prozent der Deutschen gleichgeschlechtlich.
In Violett sind alle Ermittlerinnen und Ermittler dargestellt, in Blau nur die Männer und in Rot nur die Frauen
Bei den beiden bisexuellen Kommissaren handelt es sich um die schweizerische Ermittlerin Liz Ritschard (dargestellt von Delia Mayer) sowie um den Berliner Kommissar Robert Karow (Mark Waschke). Die gleichgeschlechtlichen Beziehungen beider wurden 2013 bzw. 2015 eingeführt, allerdings durfte Karow danach auch mit Mitgliedern des anderen Geschlechts herummachen und Ritschard-Darstellerin Delia Mayer stellte klar: "Liz ist nicht lesbisch."
Im SRF-"Tatort" ermittelt die bisexuelle Liz Ritschard (Bild: SRF / Daniel Winkler)
Zudem wird die "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal bereits seit 1989 von der lesbischen Schauspielerin Ulrike Folkerts dargestellt. Sie durfte zwar 2001 in einer Folge einmal eine Frau küssen, hat aber sonst nur Beziehungen mit Männern. Folkerts antwortete in einem Interview 2014, wann ihre Figur endlich ihr Coming-out hat: "Nie! Weil es viel zu nah an mir dran ist. Das hätte man von Anfang an machen können, aber vor 25 Jahren war es undenkbar. Jetzt mache ich es nicht mehr. Bin ich verrückt? Ich möchte nicht mich selbst spielen."
Weitere Erkenntnisse der Studie
Obgleich es also im "Tatort" geradezu von Heterosexuellen wimmelt, gibt es laut Diana Boettchers Studie wenig Nachwuchs: Nur knapp jeder dritte Tatort-Ermittler durfte sich über einen Sprössling freuen und 13 Prozent sind Eltern zweier Kinder geworden. Besonders die Affären der Ermittler sind nicht immer ohne Folgen geblieben. Gleich fünf Kinder sind aus den kurzen Intermezzi der Beamten entstanden. Rund 55 Prozent der Kommissare haben wiederum noch keine Kinder. Mit durchschnittlich 0,57 Kindern pro Kopf liegen die Leinwand-Beamten im Nachwuchs-Vergleich weit hinter dem deutschen Schnitt. Hierzulande beläuft sich der Mittelwert auf 1,59 Kinder pro Kopf.
Ohnehin sind vier Fünftel der TV-Ermittler noch zu haben. In der Realität sieht das ganz anders aus: Im bundesweiten Vergleich sind mit gut 46 Prozent nur halb so viele Deutsche auf der Suche nach ihrer besseren Hälfte. In einer festen Partnerschaft ist dagegen nur jeder zehnte Tatort-Kommissar. Mit knapp elf Prozent ist lediglich ein Bruchteil der Ermittler verheiratet.
Um die wenigen Ehen der Ermittler ist es aber nicht gut gestellt: Im "Tatort" werden rund 59 Prozent aller Ehen wieder geschieden. Das sind 19 Prozentpunkte mehr als im deutschen Durchschnitt (39,6 Prozent). Lediglich vier Kommissare sind verheiratet, davon 75 Prozent Frauen. Nur ein TV-Ermittler hat sich nach einer Scheidung wieder verliebt und zwei weitere Figuren sind verwitwet. Besonders tragisch: In beiden Fällen ist nicht nur der Ehepartner gestorben, sondern auch die gemeinsamen Kinder.
Die hohe Scheidungsrate habe nicht nur etwas mit Dramaturgie zu tun, sondern mit der Art des Jobs, so Boettcher. "Grund dafür kann der Zeitmangel in einer Beziehung, aber auch Untreue gegenüber dem Partner sein", erklärte die Paarexpertin. "Die sogenannte Beziehungsmüdigkeit ist ein häufiges Phänomen und zeigt sich darin, dass sich einer der Partner emotional aus der Beziehung zieht, während der Andere um die Beziehung kämpft."
Boettcher stellte auch fest, dass die Ermittler immer wieder Sex auf ihrem Arbeitsplatz suchten: Gleich fünf Kommissare sind eine Beziehung oder Affäre mit ihren Kollegen eingegangen. Die TV-Ermittler haben sich außerdem zweimal auf ein Liebesabenteuer mit dem Täter eingelassen.
Männliche Kommissare sind treuer als die Frauen
Treue steht bei den Ermittlern an oberster Stelle. Knapp 94 Prozent legen einen großen Wert auf Loyalität und vor allem den Männern ist mit 96 Prozent Ehrlichkeit in einer Beziehung wichtig. Allerdings hatte mit 42,5 Prozent auch fast jeder zweite Kommissar schon einmal eine Affäre. Im Vergleich gehen die weiblichen Ermittler mit 45 Prozent öfter fremd als die Männer (41 Prozent). (ots/cw)
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Aber trotzdem frage ich mich, wer für solche Studien Geld ausgibt?