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Banda Aceh
Indonesien: Wieder Schwule ausgepeitscht
In der Provinz Aceh forderte ein Mob, bei der öffentlichen Bestrafung zweier Männer härter zuzuschlagen.

Bis zu 1.000 Menschen verfolgten die Bestrafung nach dem Freitagsgebet
- 13. Juli 2018, 14:43h 3 Min.
In der nordindonesischen Stadt Banda Aceh sind am Freitag 15 Personen wegen angeblicher Verstöße gegen das Scharia-Recht öffentlich ausgepeitscht worden, darunter zwei Männer wegen Homosexualität. Das berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur AP.
Die beiden Männer, die als Paar beschrieben werden, erhielten demnach jeweils 86 Peitschenhiebe – laut einem Medienbericht seien sie ursprünlich zu 90 Schlägen verurteilt worden, aber auf die Strafe seien vier Monate Ingewahrsam eingerechnet worden.
Bei den übrigen Bestraften habe es sich um heterosexuelle Paare gehandelt, die ihre Zuneigung in der Öffentlichkeit gezeigt hätten, sowie um Personen, die beim Konsum oder Verkauf von Alkohol beobachtet worden seien. Sie erhielten zwischen 13 und 27 Peitschenhiebe.

Bei den beiden wegen Homosexualität bestraften Männern soll es sich um zwei Personen handeln, die Anfang des Jahres von einem Mob aus einem Schonheitssalon gezerrt und zur Polizei gebracht wurden. Anfang des Jahres hatte die Polizei auch selbst Razzien in Salons durchgeführt und dabei mehrere offenbar transsexuelle Personen festgenommen und öffentlich vorgeführt (queer.de berichtete).
Vorgeführt ohne Gesichtsmaske wurden auch die Verurteilen vom Freitag. Laut AFP begrüßte ein Mob von fast 1.000 Menschen, darunter Touristen aus Malaysia, die Auspeitschung und schrie zu dem selbst maskierten Auspeitscher: "Schlag härter zu."
Sonderstrafen und Scharia-Polizei
Laut der Nachrichtenagentur handelt es sich um die zweite Auspeitschung homosexueller Männer in der Hauptstadt der Provinz Aceh in diesem Jahr. In der teilautonomen Provinz im Norden Sumatras ist vor zwei Jahren ein Gesetz in Kraft getreten, das homosexuelle Handlungen unter Männern und Frauen nach Scharia-Recht bestraft, das dort seit einigen Jahren angewendet werden kann: Seit 2005 wurden Schätzungen zufolge tausende Menschen ausgepeitscht, die Scharia-Polizei kontrolliert streng (mehr dazu von Weltspiegel, taz). Im Mai 2017 wurden erstmals zwei Männer öffentlich mit über 80 Peitschenhieben bestraft, nachdem sie ein Scharia-Gericht der Homosexualität für schuldig befunden hatte (queer.de berichtete).
Während Menschenrechtsorganisationen die Bestrafung, die nur für Muslime aus dem In- und Ausland vorgesehen ist, als "mittelalterliche Folter" kritisierten und auch internationale Regierungen Kritik übten, versprach die regionale Regierung zuletzt lediglich, die Auspeitschungen nicht mehr öffentlich, sondern etwa in Gefängnissen auszuführen. Örtliche Behörden gaben dazu jetzt gegenüber AFP an, dass man noch auf Ausführungsbestimmungen warte.
Homosexualität ist ansonsten in Indonesien – mit 250 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste mehrheitlich muslimische Land der Welt – nicht illegal. Aber auch in anderen Regionen des Landes hatten die Behörden zuletzt ihr Vorgehen gegen LGBTI verstärkt. Im Dezember verurteilte ein Gericht zehn Männer, die zusammen mit über 100 weiteren Männern bei einer Razzia in einer Schwulensauna in der Hauptstadt Jakarta aufgegriffen worden waren, zu Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren (queer.de berichtete). Sie waren nach einem Gummi-Paragrafen gegen Pornografie verfolgt worden. Derzeit überlegt auch das Parlament, gleichgeschlechtliche "Unzucht" landesweit unter Strafe zu stellen – im regulären Strafgesetzbuch (queer.de berichtete). (nb)














