Die US-Schauspielerin Scarlett Johansson ist nach heftiger Kritik von dem Filmprojekt "Rub & Tug" abgesprungen, in dem sie einen Trans-Mann spielen sollte. Aufgrund der "jüngsten moralischen Zweifel", die ihre Besetzung ausgelöst hätten, habe sie sich entschieden, "respektvoll meine Teilnahme an dem Projekt zurückzuziehen", erklärte die 33-jährige Cisgender-Frau am Freitag in einem exklusiven Statement für das amerikanische LGBTI-Magazin "Out".
Noch in der vergangenen Woche hatte Johannson ihr Casting verteidigt und dabei darauf verwiesen, dass auch Jeffrey Tambor, Felicity Huffman und Jared Leto als Cis-Schauspieler*innen erfolgreich Trans-Rollen gespielt hätten (queer.de berichtete).
Diese Aussage sei "unsensibel" gewesen, heißt es nun in ihrem Statement für "Out". Sie habe "viel gelernt" und verstehe nun die Kritik, dass seltene Trans-Rollen wie diese an einen Trans-Schauspieler gehen sollten. "Ich habe große Bewunderung und Liebe für die Trans-Community und bin dankbar, dass das Gespräch über Inklusivität in Hollywood weitergeht", so Johansson.
"Du klaust unsere Geschichten"
Zu den heftigsten Kritiker*innen am Casting der New Yorkerin hatte u.a. die transsexuelle Schauspiel-Kollegin Trace Lysette gehört, die in "Transparent" eine Nebenrolle spielt. "Du spielst uns nicht nur, sondern klaust unsere Geschichten und unsere Chancen [als Schauspielerinnen], aber du erhältst dafür Filmpreise und gute Kritiken, weil du unser Leben nachäffst", schrieb sie auf Twitter. "Das ist so unredlich. Ich hab's so satt."
Weniger Verständnis für die Kritik am Casting von Scarlett Johannsson gab es bei den Leser*innen von queer.de: In der aktuellen Wochenumfrage sind bislang über zwei Drittel der Teilnehmenden der Auffassung, dass eine gute Cis-Schauspielerin durchaus einen Trans-Mann spielen kann.
Wer nun nach dem Rückzieher von Johansson die Hauptrolle in "Rub & Tug" übernehmen wird, ist bislang unklar. Das Biopic unter der Regie von Rupert Sanders beruht auf wahren Begebenheiten und handelt vom transsexuellen Bordellbesitzer Dante Gill, der in den Siebzigerjahren in Pittsburgh eine Reihe von Massagesalons betrieben hatte. (cw)
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Wir wollen gleich behandelt werden - aber nur solange wie wir dadurch was besonderes bleiben..
Es ist doch mutig von einer so erfolgreichen Schauspielerin zu sagen: es ist mir egal was andere dazu sagen, einen Trans-Mann zu spielen ist genau so Natürlich wie alle anderen rollen.
Wäre es euch lieber wenn sie gesagt hätte, oh nein eine Trans Rolle spielen ich nicht?
Dann hätte es Theater gegeben dass sie ja transphob sei.
Aber wunderbar, wir haben uns wieder einmal die Chance gestohlen eine tolle Schauspielerin als Kämpferin für mehr Offenheit zu gewinnen. Bravo.