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Streit um Kita-Handreichung

Bildungsministerium: Homophobie des Staatssekretärs ist "persönliche Meinung"

Mit dem CDU-Abgeordneten Thomas Rachel diffamierte ausgerechnet ein Bildungsstaatssekretär Aufklärung über LGBTI als "Verunsicherung" von Kindern und Eltern – das Ministerium hat damit kein Problem.


Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel ist seit 2003 Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises von CDU/CSU und seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)

Das CDU-geführte Bundesbildungsministerium hat kein Problem damit, dass sich sein eigener Parlamentarischer Staatssekretär Thomas Rachel (CDU) mit LGBTI-feindlichen Untertönen und heftigen Vorwürfen gegen SPD, Grüne und Linke gegen eine Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Kita ausgesprochen hat. Die Regierung sehe sich "zu keiner Stellungnahme veranlasst", heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage (PDF) des Grünen-Abgeordneten Kai Gehring.

In einem Beitrag für die Zeitschrift "Evangelische Verantwortung" (PDF) des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der Union hatte Rachel, der auch Vorsitzender des EAK ist, die vom Berliner Senat geförderte Handreichung "Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben" (PDF) als "Verunsicherung" von Kindern und Eltern bezeichnet und der rot-rot-grünen Landesregierung vorgeworfen, "Kinder im Sinne einer Ideologie zu instrumentalisieren und die Grundlagen für sachliche Diskussionen verschwinden zu lassen".

In der Broschüre zum Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, die sich ausschließlich an pädagogische Fachkräfte richtet, würde, so Rachel, "der – in quantitativer Hinsicht – Normalfall zum problematischen Sonderfall erklärt" und der Sonderfall wiederum "zur erstrebenswerten Normalität" (queer.de berichtete).

Ausweichende Antwort des Ministeriums

Gehring hatte mit seiner Kleinen Anfrage wissen wollen, ob dies die "offizielle Position" des Bildungsministeriums sei – eine konkrete Antwort bekam er nicht. "Die angesprochene Äußerung spiegelt die persönliche Meinung von Thomas Rachel wider, die er in seiner Funktion als Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU in der Verbandszeitung 'Evangelische Verantwortung' in einem Diskussionsbeitrag vertreten hat", erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Meister (CDU). Er fügte hinzu: "Das Bundesministerium für Bildung und Forschung tritt für Toleranz und eine altersangemessene Pädagogik in den Bildungseinrichtungen ein."

Gegenüber queer.de zeigte sich Kai Gehring enttäuscht von der Antwort. "Da Staatssekretär Rachel den Beitrag als Abgeordneter verfasst hat, sieht sich die Bundesregierung nicht zur Stellungnahme verpflichtet. Dennoch ist es gerade seine herausgehobene Funktion als Parlamentarischer Staatssekretär, die solcher Bigotterie besondere Autorität verschafft", kritisierte der grüne Fraktionssprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule. "Eine inhaltliche Klarstellung seitens des Ministeriums wäre darum angebracht, denn wir erwarten Wertschätzung von Vielfalt."

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"Entweder nicht gelesen oder nicht verstanden"


Der Grünen-Abgeordnete Kai Gehring ist Fraktionssprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule und Mitglied des Menschenrechtsausschusses (Bild: Harald Krichel / wikipedia)

Gehring warf Rachel vor, die Berliner Handreichung "entweder nicht gelesen oder nicht verstanden" zu haben: "Mit dieser Fachbroschüre wird niemandem ein Thema aufgedrängt, sondern sie unterstützt Erzieher*­innen beim altersgerechten Umgang mit den Fragen, die Kinder von sich aus in der Kita stellen. Es geht nicht darum, Kinder zu behelligen, sondern sie bei Fragen kindgerecht zu informieren."

Das Bekenntnis des Ministeriums für "Toleranz und eine altersangemessene Pädagogik" sei "sehr dünn", so der Grünen-Politiker weiter. "Bei den sogenannten Demos für alle hat die Bundes­regierung in der Vergangenheit geschwiegen. Auf eine Förderung von Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Bildungseinrichtungen warten wir vergebens." Gehring erinnerte zudem daran, dass Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) im letzten Sommer in der Begründung ihrer Nein-Stimme zur Ehe für alle wissenschaftliche Studien über Kinder in Regenbogen­familien geleugnet hatte (queer.de berichtete). Sein Fazit: "Ohne Druck aus Zivilgesellschaft und demokratischer Opposition wird sich nichts bewegen."

Vor Thomas Rachel hatte bereits die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Stimmung gegen die Kita-Handreichung gemacht und gemeinsam mit der AfD dafür gestimmt, die Broschüre aus dem Verkehr zu ziehen (queer.de berichtete). Der Berliner Landesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) hatte den Erzieher-Leitfaden dagegen verteidigt. "Die Inhalte sind gut und professionell aufgearbeitet und der Zielgruppe der Pädagogen vollkommen angemessen", hieß es in einer Stellungnahme zu den "längst überfälligen Handlungsempfehlungen" (queer.de berichtete).

#1 von_hinten_genommenAnonym
  • 15.07.2018, 13:56h
  • Falsch, Herr Rachel.
    Sie sind angeblich verunsichert, wenn Sie das Wort Verunsicherung ins Spiel bringen.
    Verunsichert sind gewöhnlich nur Menschen, die sich mit einem Thema nicht weit und nicht gründlich genug befasst haben.
    Aufgeklärte Menschen fühlen sich von Lesben und Schwulen und von der ganzen LSBTTIQ nicht verunsichert, sondern sind aufgrund unserer Situation im Jahre 2018 sehr besorgt.

    Wären Sie also bitte so freundlich und würden sich mit diesem Thema beschäftigen und sich wichtige Informationen einholen, bevor Sie etwas äußern, was ungerechtfertigt ist?
  • Direktlink »
#2 von_hinten_genommenAnonym
  • 15.07.2018, 14:26h
  • Antwort auf #1 von von_hinten_genommen
  • Und ich möchte ausdrücklich hinzufügen, dass eine "persönliche Meinung" keinerlei Einfluss auf die Arbeit haben darf!

    Sie, Herr Rachel, haben eine öffentliche Position und sind für Bildung zuständig. Es gibt Vielfalt unter den Menschen. Das darf und MUSS geschützt werden, wenn die AfD keine Alternative ist.

    Es geht um diese Handreichung, falls Sie diese überhaupt gelesen und verstanden haben, in keinster Weise um Erstrebung einer bestimmten Lebensweise. Ist somit also das Gegenteil von Ideologie, was Sie indirekt unterstellen möchten.
    Es geht darum, die Kinder zu schützen und zu stärken, die bereits zur LSBTTIQ gehören. Und bei allen anderen Kindern und Jugendlichen eine Akzeptanz zu schaffen - eine Akzeptanz für Vielfalt.

    Soweit Sie selbst informiert sind, werben Städte in Deutschland um Vielfalt.
    Es wäre also reichlich ignorant von Ihnen, sich davon zu distanzieren und zu behaupten, diese Handreichung würde Verunsicherung auslösen.
    Die Eheöffnung hat das Gegenteil bewiesen.
  • Direktlink »
#3 Vater
  • 15.07.2018, 19:21h
  • Ich habe das zum Artikel gehörende Bild gesehen und konnte das Gesicht des Mannes nicht zuordnen.
    Dennoch (Tschuldigung, Herr Rachel) reichte mir ein Blick auf diese Fresse UND ich wusste sofort, woher der Wind weht.
    Schrecklich, dass man das so einfach erkennen kann...

    Sollte sich Herr Rachel durch meine Formulierung beleidigt fühlen, so erlaube ich ihm hiermit einmalig es mir gleich zu tun.
    _______________

    Was diese angebliche Verwirrung angeht, die KindergärtnerInnen ;-) und/oder Pädogogen bei all unseren armen Kleinen auslösen, so frage ich mich immer wieder aufs Neue:
    Begreifen diese Politiker, Demonstranten, Petitionsteilnehmer uvm. eigentlich, dass es hier nicht um eine Broschüre für Kinder geht?
    Die scheinen ja zu glauben, es handle sich um die Bedienungsanleitung, welche dem ominösen Sexkoffer beiliegt, von dem die Spinner immer fabulieren, obwohl dieses, in jeder Erwähnung blumiger ("Die Blumen des Bösen"?) beschriebene Teil in keinster Weise mit den Bildungsplänen zu tun hat.

    Es ist wirklich so banal, wie bereits erwähnt wurde:
    Es ist eine Hilfestellung für Pädagogen, um kindgerechte Antworten oder auch das Eingehen auf die multiplen Lebensrealitäten zu erleichtern, denen sich die Kinder im Alltag ausgesetzt sehen.

    Die 'sexuelle Vielfalt' ist ja bereits ein mit Hass aufgeladener und absolut negativ konnotierter Kampfbegriff bei diesen Leuten, die ganz offensichtlich überhaupt nichts davon verstanden haben.

    Die denken an (womöglich sogar vorpubertäre) Kinder, hören 'sexuelle Vielfalt' und denken dann an vielfältige Sexspiele - mindestens alles, was sie von Lilo Wanders, Erika Berger und den Titelseiten der hinterletzten Schmuddelblätter beim Kiosk um die Ecke kennen.
    Und dann wieder das Märchen vom sexuellen Anschauungsunterricht - möglichst noch direkt vom berüchtigten Pro-Familia-Pädogogen ODER Männern von der hiesigen Filiale der Homolobby, die (Behauptung von Gabriele Kuby!!!) unsere Kinder auffordern und 'anturnen' Homosexualität einmal auszuprobieren (diese widerliche Rede kann man bei YouTube anschauen.

    Da sind Grundschüler noch nicht einmal in der Pubertät und man drängt ihnen vielfältige Fetische und Sexspiele auf, die sie, wenn denn nicht mit dem Klassenlehrer, dann zumindest in einer Kinderorgie inmitten des Stuhlkreises ausprobieren sollen.
    "Sexuelle Vielfalt" halt.

    Bei nicht wenigen Leuten dürften sich im Kopf genau solche Filme abspielen.

    Warum ihnen diese heftigen, vom Rednerpult zu ihnen hinüberschallenden Szenarien nicht merkwürdig vorkommen; weshalb sie das nicht stutzig macht und zu einer gründlichen Faktenprüfung bei anderen Quellen veranlasst...
    Das mag viele Gründe haben und sicherlich noch mehr Fragen verlangen.

    Fakt ist auf jeden Fall, dass die ausgelösten Reaktionen von den Rednern und Initiatoren beabsichtigt sind. Es liegt auf jeden Fall nahe, dass viele von denen durchaus um die wahre Natur der von ihnen gestreuten Desinformationen wissen.

    Ein Problem scheint bereits diese kleine gemeine Silbe 'sex' zu sein - egal ob in 'sexueller Vielfalt' oder 'Homosexualität'; ja sogar in 'Heterosexualität'. Letztere wird nämlich nur explizit erwähnt, wenn es eigentlich um 'Homosexualität' und ähnlichen Schweinkram geht....
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