Erzbischof Jean-Pierre Cattenoz hat mit seiner Predigt beim Stadtfestival für Empörung gesorgt
Eine am 15. Juli live im öffentlich-rechtlichen Radio übertragene Predigt von Jean-Pierre Cattenoz, dem Erzbischof in Avignon, führte zu scharfer Kritik. Der katholische Würdenträger hatte sich bei seiner Rede, die er anlässlich des Stadtfestivals im südfranzösischen Touristenort gehalten hatte, mit scharfen Worten gegen die Ehe für alle und Abtreibungen ausgesprochen.
Der Radiosender France Culture hat deshalb laut französischen Medienberichten einen Brief an die nationale Bischofskonferenz gesendet, in dem das Gremium aufgefordert wird, Werte wie Toleranz und Nichtdiskriminierung zu respektieren. Viele Zuhörer hatten sich zuvor über die Übertragung der diskriminierenden Rede beschwert und von der Kirche Respekt für Minderheiten eingefordert.
"Habe noch nie ein L, ein G, ein B, ein T oder ein Q getroffen"
Konkret hatte der Bischof die sexuelle Identität von Homo- und Transsexuellen infrage gestellt. "Ich habe noch nie ein L, ein G, ein B, ein T oder neuerdings ein Q getroffen", so der Bischof, der damit auf die Abkürzung LGBTQ anspielte. "Ich kenne und sehe nur Menschen mit dem gesamten Reichtum ihrer Weiblichkeit und ihrer Männlichkeit, die in ihr Fleisch und damit in ihr tiefstes Dasein eingeschrieben ist." Cattenoz betonte, dass der Gegensatz von Mann und Frau entscheidend für Beziehungen sei, und erklärte in Richtung Homo-Paare: "Die Ehe für alle mag gerne existieren, sie wird jedoch nie mehr sein als eine Freundschaft, so schön sie auch sein möge."
In seiner Predigt bezeichnete der Bischof auch Schwangerschaftsabbrüche als "abscheulichstes Verbrechen". Der Grund: Die ungeborenen Kinder hätten "nicht einmal die Gelegenheit zu schreien".
Festivalleiter: Erzbischof sucht Nähe zu Rechtsextremisten
Auch der Leiter des Festival d'Avignon, Olivier Py, kritisierte die Aussagen des Erzbischofs scharf. Er mutmaßte, dass der Kirchenmann damit eine Annäherung an die extreme Rechte um Marine Le Pen vollziehen wolle, die in Fragen von Homo-Rechten und Abtreibung ähnliche politische Positionen habe wie die Bischofskonferenz.
Die katholische Kirche in Frankreich hatte bei der Debatte um die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben 2013 mit aggressiver Rhetorik versucht, die Debatte zu beeinflussen. So behauptete der damalige Chef der Bischofskonferenz, André Vingt-Trois, dass mit der Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Ehe-Recht die Gewalttätigkeit in der Gesellschaft ansteigen würde (queer.de berichtete). (dk)
Was sind das nur für Menschen, die Liebe verachten und Hass predigen?!