Vor dem Amtsgericht im sächsischen Chemnitz hat am Mittwoch der Prozess gegen ein schwules "Glamour-Pärchen" ("Tag24") begonnen, das wegen schweren Betrugsvorwürfen angeklagt wurde. Dem 28-jährigen Stefan S. und dem 32-jährigen Manuel K., die mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt worden sind, wird vorgeworfen, Rechnungen in fünfstelliger Höhe nicht bezahlt zu haben. Wegen Betruges droht beiden Angeklagten eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Das Paar hatte bereits 2014 in Albstadt, einem 45.000 Einwohner zählenden Ort auf der Schwäbischen Alb, für Furore gesorgt, als es einen CSD organisieren wollte und dafür unter anderem Ross Antony, Lucy von den No Angels und Culture Beat buchte. Kurz vor dem Termin verschwand das Pärchen – der CSD fand nie statt und viele Rechnungen wurden nicht beglichen, darunter eine Druckerei-Rechnung für ein Pride-Magazin, das in einer Auflage von 60.000 Exemplaren erscheinen sollte (queer.de berichtete).
Kurze Zeit später tauchten die beiden Männer in Chemnitz auf, wo sie – mit leicht veränderten Namen – ein werbefinanziertes Hochglanzmagazin herausbringen wollten. Dafür gründeten sie in einem noblen Bürohaus die Firma "3 for Factory" und stellten sieben Mitarbeiter ein. Doch auch dieses Magazin erblickte nie das Licht der Welt – vielmehr blieben viele Zulieferer auf ihren Rechnungen sitzen, mindestens 15 Anzeigen sind gegen das Paar eingegangen. Nach kurzer U-Haft verschwand das Pärchen erneut. Im März 2018 wurden Stefan S. und Manuel K. schließlich im tschechischen Prag festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.
Manuel K.: Habe viel Geld als Callboy verdient
Im vorliegenden Prozess geht es um den mutmaßlichen Betrug in Chemnitz. Manuel K. wies die Vorwürfe laut "Tag24" zurück: "Ich hatte keine Geldsorgen, wir wollten niemanden betrügen", sagte der 32-Jährige, der mit seinem Mann früher in einer noblen Wohnung residierte. Das Geld dafür will K. als Callboy verdient haben. Am Bodensee habe er mit prominenten Kunden bis zu 750 Euro pro Nacht erhalten – ein Stammkunde habe binnen fünf Monaten insgesamt 22.000 Euro überwiesen.
In dem Prozess geht es insbesondere um einen Firmen-Tresor, in dem im Frühjahr 2015, als das Paar in Untersuchungshaft kam, 20.000 Euro Bargeld gelegen haben sollen. Laut K. sollten damit die offenen Rechnungen beglichen werden – nach ihrer Entlassung aus der U-Haft sei der Tresor allerdings offen und das Geld verschwunden gewesen. Das Paar erklärte, man habe zuvor den Tresor-Schlüssel der damaligen Sekretärin überlassen – diese konnte sich aber vor Gericht nicht mehr an den Tresor oder andere Details erinnern.
Neben den beiden Männern sitzt auch die Mutter von K. auf der Anklagebank. Sie soll das Firmenkonto angemeldet und Farbpatronen im Wert von 1.400 Euro bestellt, aber nie bezahlt haben. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden. (cw)