Die CSD-Besucher wurden von der Bühne aus aufgefordert, den Pride zu verlassen, um sich nicht in Gefahr zu bringen
Zu Update springen: Mann am Rande des CSD gestorben (29.7., 9:30h)
In Berlin ist am Samstagabend kurz vor halb Acht der CSD vorzeitig abgebrochen worden. Zu dem ungewohnten Schritt entschlossen sich die Veranstalter in Absprache mit der Polizei wegen einer Unwetterwarnung. Bei der Abschlussveranstaltung am Brandenburger Tor, die bis Mitternacht geplant war, sollten ursprünglich unter anderem noch Eurovision-Gewinnerin Netta und DJ Felix Jaehn auftreten.
"Der 40. CSD Berlin musste aufgrund einer schweren Unwetterwarnung vorzeitig beendet werden", schrieben die Veranstalter in einer kurzen Mitteilung in sozialen Netzwerken. "Wir bedanken uns bei allen 600.000 Teilnehmer*innen. Kommt alle gut und sicher nach Hause. Meidet die Grünflächen im Tiergarten und bleibt auf den Straßen."
Der Pride hatte in diesem Jahr unter dem Motto "Mein Körper – meine Identität – mein Leben" gestanden. Bei Temperaturen über 30 Grad waren Hunderttausende Menschen vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor demonstriert.
Gegen Nachmittag berichtete der Deutsche Wetterdienst erstmals von einem drohenden Unwetter. Zuletzt warnte er vor einem Gewitter mit Starkregen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter, vor orkanartigen Böen mit Geschwindigkeiten bis zu 110 Stundenkilometern sowie vor Hagel: "Unwetter Warnstufe 3 – rot".
"Mein Körper – meine Identität – mein Leben"
Insgesamt wurde der CSD erneut recht politisch: So führte eine Fußgruppe der "Lesben gegen Rechts" die Demo an. An einer Häuserwand war von einem "Sommermärchen" die Rede: "CSD 40 – AfD 0". Der CSD hatte dem Jugendverband der rechten Partei eine Teilnahme untersagt (queer.de berichtete). Während die "Junge Alternative" später forderte, die vermeintliche Förderung des CSD "trockenzulegen", betonte Landeschef Georg Padzerski am Freitagabend in einem rbb-Interview: "Wir haben natürlich nichts gegen Homosexuelle. Aber man muss auch sagen: Der Kern eines Landes ist eben die Familie."
Die AfD nutzte den CSD wieder zur Hetze
Diverse Wagen nahmen an dem CSD teil, darunter mehrere Botschaften. Die britische teilte sich einen Wagen mit queeren Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes; Israel warb mit Wagen und Stand für einen Besuch. Der amerikanische Botschafter und Trump-Unterstützer Richard Grenell nahm ebenfalls an der Demo teil – trotz der Androhung von Buh-Rufen einiger Aktivisten (queer.de berichtete). Das US-Botschaftsgebäude am Brandenburger Tor ziert derzeit eine große Regenbogenflagge mit dem Spruch "Unsere Botschaft heißt Liebe".
Die BVG stellte ihren Wagen diesmal unter das Motto "Wir sind alle Tramgender". Etwas ernster warben Aktivisten u.a. für eine Petition gegen die minimale Umsetzung des Urteils zum Dritten Geschlecht durch das des Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer (CSU), wo doch seit Jahren eine umfassende Reform des Rechts zu Trans- und Intersexuellen erwartet und gefordert wird. Das SPD-geführte Familienministerium war derweil am Samstag selbst mit einem Wagen beim CSD vertreten.
Der CSD hatte in diesem Jahr ingesamt 11 Forderungen aufgestellt und diente weiteren als Bühne. So berichtete am Samstag der russischsprachige Dienst der "Deutschen Welle" ausführlich über den Wagen der deutsch-russischen Gruppe Quarteera.
CSDs in weiteren Städten
Derweil wurde am Samstag auch in anderen deutschen Städten CSD gefeiert, darunter in Stuttgart, Duisburg und in Braunschweig beim Sommerloch-Festival. Der CSD in Siegen wurde von einem kleinen Gegenprotest von Neonazis begleitet (queer.de berichtete). (nb)
Update 29.7., 9.30h: Mann bricht beim CSD zusammen und stirbt
Während des Berliner CSD ist am Samstagabend ein Mann verstorben, der kurz zuvor in der Nähe des Brandenburger Tors zusammengebrochen war. Wie die Polizei in der Nacht bekannt gab, konnten ihn Rettungskräfte nicht mehr reanimieren. Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden lägen bislang nicht vor. "Er ist zusammengebrochen und auf der Strecke liegengeblieben", sagte ein Sprecher der Polizei gegenüber der dpa. Die Polizei informierte Angehörige.
Nach Angaben des "Tagesspiegel" handelt es sich bei den Toten um einen 33-jährigen polnischen Staatsbürger, der in Berlin lebt. Er sei kurz nach 19 Uhr im Tiergarten am Rande der Parade zusammengebrochen – ob er Teilnehmer, Zuschauer oder Passant war, sei noch ungeklärt. Auch die Todesursache ist noch unbekannt und werde nun im Rahmen üblicher Verfahren ermittelt, so die Polizei gegenüber der Zeitung.
Update 10.40h: Einsatz gegen Taschendiebe am Nollendorfplatz
Nach Angaben der Berliner Polizei nahmen Zivilfahnder aus Berlin und München am Samstag drei mutmaßliche Taschendiebe in Schöneberg vorläufig fest. Der Zugriff erfolgte gegen 15.35 Uhr am Nollendorfplatz. Zuvor hatten die Beamten vollendete und versuchte Taschendiebstähle im Aufzug des CSD beobachten können, wobei zwei Tatverdächtige die gestohlenen Gegenstände an den dritten mutmaßlichen Mittäter weitergegeben haben sollen. In seinem Rucksack hätten die Fahnder sieben Handys und zwei hochwertige Kameraobjektive entdeckt. Die Ermittlungen zu den Bestohlenen dauern an. Das Trio im Alter von 23, 33 und 35 Jahren kam zwecks erkennungsdienstlicher Behandlungen zur Gefangensammelstelle und wurde anschließend für das Taschendiebstahlskommissariat beim Landeskriminalamt Berlin eingeliefert. Die mutmaßlichen Taschendiebe sollen am Sonntag einem Haftrichter zum Erlass von Haftbefehlen vorgeführt werden.
Update 15h: Zwei Gewaltfälle während des CSD
Nach Abbruch der Abschlusskundgebung wurde eine 28-Jährige am S-Bahnhof Brandenburger Tor von einer Unbekannten homophob beleidigt, angegriffen und verletzt, berichtet die Polizei. Während der Parade wurde zudem ein Mann festgenommen, der eine Pride-Besucherin rassistisch beleidigt und mehrere CSD-Teilnehmer geschubst und angepöbelt haben soll. Mehr zu den Vorkommnissen in diesem Bericht.