Die jungen katholischen Aktivisten erinnern daran, dass auch Kirchengründer Jesus Christus zwei Väter gehabt habe (Bild: Facebook / CSD Stuttgart)
Die Katholische junge Gemeinde (KjG) Rottenburg-Stuttgart ist als beste Demo-Formation des CSDs in Stuttgart ausgezeichnet worden. Am Sonntag wählte eine fünfköpfige Jury, unter ihnen auch die transsexuelle Bundesrichterin Johanna Schmidt-Räntsch, die drei Sieger unter insgesamt 92 Formationen aus. Den zweiten Platz belegte die Stuttgarter Elterngruppe homosexueller Kinder, auf dem dritten Platz landete die Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg. Bei diesem Preis bewertet die Jury die Teilnehmer nach drei Kriterien – nach politischer Botschaft, Kreativität und Umsetzung.
Die KjG hatte bei der Politparade als Fußgruppe teilgenommen. Die jungen Katholiken zeigten ein Plakat mit einem angeblichen Zitat von Papst Franziskus, der dieses Jahr zu einem schwulen Chilenen gesagt haben soll: "Gott hat dich so geschaffen. Gott liebt dich so, und du solltest dich selbst lieben und dir keine Gedanken machen, was die Leute darüber sagen" (queer.de berichtete).
Allerdings hat der Papst in den letzten Monaten auch immer wieder mit homophoben Aussagen für Schlagzeilen gesorgt; so stellte der Anführer der katholischen Kirche erst im Juni klar, dass er Homo-Paare oder Regenbogenfamilien nicht als Familien ansehe (queer.de berichtete). Zudem herrscht in der katholischen Kirche noch immer ein Ehe- und sogar ein Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare.
"Viele kennen nur die konservative Haltung von Kirche. Das wollen wir ändern."
"Gott liebt alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung", so begründete die KjG-Diözesanleiterin Miriam Lay gegenüber katholisch.de das Engagement beim CSD. "Für uns steht die katholische Kirche und der christliche Glaube für Gottes Liebe. Das ist aber oftmals nicht der äußere Blick darauf. Viele kennen nur die konservative Haltung von Kirche. Das wollen wir ändern." Die CSD-Teilnahme sei ein "klares Zeichen für eine offene und tolerante Kirche und Gesellschaft". Auf ihrer Facebook-Seite feierte die Jugendgruppe den Gewinn des Preises mit dem Hashtag #GottSeiDankDieWeltIstBunt.
Die CSD-Organisatoren suchen bereits seit längerem Gespräche mit den großen Kirchen. Im vergangenen Jahr wurde deshalb die Stuttgarter Prälatin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gabriele Arnold, zur Schirmfrau des CSDs ernannt (queer.de berichtete). Dies führte innerkirchlich zu scharfer Kritik, da Württemberg als homophobste evangelische Landeskirche Deutschlands gilt. Als einzige Landeskirche verbietet Württemberg etwa selbst die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Ein Antrag auf Liberalisierung scheiterte im letzten Herbst bei einer Landessynode in Stuttgart (queer.de berichtete). (dk)
Das angebliche Papst-Zitat, das die da an ihrem Wagen plakatiert haben, ist nicht mal offiziell bestätigt. Im Artikel oben fehlt die (natürlich ebenfalls unbestätigte) Passage "Der Papst liebt dich so" bzw. "Der Papst will dich so", die am Wagen zitiert wurde (wie man im Foto erkennen kann).
Wenn eine katholische Gruppe die queerfeindliche Haltung ihrer Kirchenleitung kritisiert, dann ist das natürlich nicht schlecht. Das passiert hier aber gerade nicht: Indem diese Gruppe dieses Zitat verbreitet, schließt sie sich der doppelzüngigen Lügenpropaganda ihrer Kirche an und verschleiert die tatsächliche queerfeindliche Haltung ihres Papstes und ihrer Kirchenleitung statt sie zu kritisieren.
Die Auszeichnung geht also an eine Gruppe von Nebelbombenwerfern. Na bravo.