Die Versicherung für diesen US-Schlitten war David zu teuer – daher "wurde" er zur Frau (Bild: General Motors)
Der 23-jährige cissexuelle David aus der Provinz Alberta war nach einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Senders CBC sauer, weil er als junger Mann nach einem Unfall für seinen Chevrolet Cruze jährlich 4.500 Dollar (rund 3.000 Euro) Kfz-Versicherung abdrücken sollte. Wäre er eine junge Frau, hätte er trotz des Unfalls nur 3.400 Dollar zahlen müssen. Die Ersparnis würde damit bei 1.100 Dollar liegen, umgerechnet 720 Euro.
Das brachte David, der anonym bleiben will, auf die Idee, wie er seine Kosten senken könnte. Er fand heraus, dass in Alberta für die rechtliche Änderung des Geschlechts lediglich eine Mitteilung eines Arztes notwendig ist. "Ich habe dem Arzt dann einfach gesagt, dass ich mich als Frau identifiziere oder das zumindest möchte. Er hat mir dann den Brief geschrieben." Bei der Verwaltung Albertas reichte er diesen Brief ein und erhielt wenige Wochen später eine neue Geburtsurkunde, die ihn als Frau auswies. Eine operative Geschlechtsanpassung ist ebenso wenig notwendig wie ein psychologisches Gutachten, das bis heute in Deutschland verlangt wird. "Ich habe mich gefühlt, als ob ich das System besiegt habe", freute sich David.
Dabei fühle er sich gar nicht weiblich: "Ich bin zu 100 Prozent ein Mann. Rechtlich bin ich eine Frau. Ich habe das nur gemacht, um an eine billigere Versicherung zu kommen." Außerdem sagte David, dass er mit seinem Trick Trans- oder LGBT-Rechte nicht kritisieren oder lächerlich machen wollte.
Fall könnte von Trans-Hassern ausgeschlachtet werden
Trans-Aktivisten zeigten sich über den Fall nicht erfreut. Die kanadische Aktivistin Florence Ashley erklärte etwa in einem Kommentar, dass dieser Fall von Gegnern der Gleichbehandlung missbraucht werden könne, um gesetzliche Verbesserungen zu blockieren. "In den letzten Jahren haben Anti-Trans-Aktivisten wiederholt Ängste geschürt, dass Cis-Männer ihr Geschlecht ändern und dann Maßnahmen zur Frauenförderung in Anspruch nehmen oder sich in Frauen-Schutzräumen aufhalten können", so Ashley.
In Deutschland wäre es nicht möglich, durch eine rechtliche Geschlechtsänderung eine billigere Versicherung zu erhalten. Der Europäische Gerichtshof hat bereits 2011 entschieden, dass Versicherungen in der EU grundsätzlich Unisex-Tarife anbieten müssen. Zuvor hatten Autoversicherungen weniger hohe Beiträge von Frauen verlangt, weil diese statistisch weniger Unfälle verursachten. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts verstoße aber laut den Luxemburger Höchstrichtern gegen eine EU-Gleichbehandlungsrichtlinie aus dem Jahr 2004. (dk)