Ralf König veröffentlichte ein Foto des beschmierten Wandbildes in Brüssel (Bild: Facebook / Ralf König)
Auf das acht mal vier Meter große Brüsseler Comic-Fassadenbild des Kölner Zeichners Ralf König haben unbekannte Sprayer die Worte "Transphobia" und "Racism" angebracht – über Zeichungen einer Dragqueen und einer schwarzen offenbar lesbischen Frau im typischen König-Look. Der Zeichner hat am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite irritiert auf den "Kunstvandalismus" reagiert. "Ich kapiere die Verbitterung und Humorlosigkeit der politisch allzu Korrekten ja schon eine Weile nicht mehr, vor allem ihre hemmungslose Selbstgerechtigkeit", schrieb der 57-Jährige.
Auf den Vorwurf von Rassismus und Transphobie reagierte er ironisch mit den Worten: "Da sind dicke Lippen bei der einen wie bei der anderen! Lippophobie! Was ist mit Frauen- und Lesbenfeindlichkeit, weil die Zweite von links Kugelmöpse hat, und auch noch schiefe? Religiöse Intoleranz nicht zu vergessen, die Nonne ist doch ein Zerrbild einer Frau des Glaubens? Fällt noch jemandem was ein? Zu viel Farbe, das diskriminiert die Farbenblinden?" Derartige Aktionen würden viel über die "Intoleranz der selbsternannten Zensurbeauftragten" aussagen, so König weiter. Jede Ironie oder satirische Übertreibung werde als Angriff interpretiert.
König: "Ich mache weiter wie bisher"
"Mich schaudert bei dem Gedanken, in so einer Gesellschaft zu leben: Verbissen, aggressiv, immer einen Grund suchend, sich selbst und sein Weltbild zum Alleingültigen zu erklären", so König. Er werde sich aber gegen diese Entwicklung zur Wehr setzen: "Ich zucke mit den Schultern und mache weiter wie bisher."
Auf Facebook erhielt König viel Unterstützung für seine Position: "Das ist die richtige Einstellung Ralf König, es gibt scheinbar immer Menschen die an allem und jedem was Störendes finden!", hieß es in einem von über 300 Kommentaren. "Die political correctness treibt Blüten! Jeder fühlt sich irgendwie diskriminiert", beklagte ein anderer. Es gab aber auch etwas Kritik: "Die Darstellung der schwarzen Frau finde ich mehr als grenzwertig, was Rassismus angeht", schrieb eine Facebook-Nutzerin.
Das Wandbild befindet sich in der Rue de la Chaufferette in Brüssel
Die Ralf-König-Fassade war 2015 in der comicverliebten Stadt eingeweiht worden (queer.de berichtete). Sie ist Teil der Comic-Strip-Route in Brüssel, die 1991 ins Leben gerufen wurde und inzwischen aus über 50 großformatigen Wandgemälden besteht, meist von französischen oder belgischen Werken wie "Tim und Struppi", Asterix und Obelix" oder "Lucky Luke".
König hatte sich 2017 im Bundestagswahlkampf gegen rechtes Gedankengut engagiert: Er machte bei der Social-Media-Kampagne "Vielfalt gegen rechte Einfalt" der Deutschen Aids-Hilfe mit (queer.de berichtete). (dk)