In Sambia stehen nach alten britischen Gesetzen bis zu 14 Jahre Haft auf Homosexualität (Bild: Dave Nakayama / flickr)
Zwei Männer im Alter von 30 und 38 Jahren sind am Freitag in der sambischen Kleinstadt Kapiri Mposhi homosexueller Handlungen schuldig befunden worden. Das berichtet die Zeitung "Lusaka Times". Den Angeklagten droht nun nach Paragraf 155 eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren. Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Gericht verhängt werden.
Laut dem Bericht hatten sich die beiden Männer zuvor einem Anal-Test unterziehen müssen. Diese Praxis verstößt laut Menschenrechtlern gegen die UN-Anti-Folter-Konvention, soll aber nach einer Untersuchung der Human Rights Watch aus dem Jahr 2016 noch in sieben Ländern angewandt werden (queer.de berichtete). Bei dieser barbarischen Praxis wird den beschuldigten Männern oder transsexuellen Frauen unter anderem ein Metallobjekt in Eierform in den Enddarm eingeführt. Der Arzt soll so feststellen können, ob der Patient Analsex gehabt hat. Ärzteverbände halten den Test für nutzlos und nicht aussagekräftig; laut Human Rights Watch führten die Tests bei vielen Opfern zu einem "anhaltenden psychologischen Trauma".
Eine Zeugin sah die Männer beim Sex
In dem Prozess hatten fünf Zeugen gegen die Männer ausgesagt, die sich vor dem Verfahren als "nicht schuldig" bekannt hatten. Die Zeugen hätten nach Ansicht des Gerichts aber den Verdacht erhärtet, dass die Männer im vergangenen Jahr einvernehmlichen Analverkehr in einer nahe gelegenen Hütte gehabt haben. Der Richter erklärte, insbesondere eine Zeugin, die angeblich die beiden Männer beim Sex gesehen habe, sei glaubwürdig gewesen. Da die beiden Männer die Aussage verweigert hätten, hätten sie diesen Aussagen nichts entgegenzusetzen gehabt und seien daher ohne begründeten Zweifel schuldig.
Sambia ist erst seit dem Jahr 1964 unabhängig. Das Gesetz, das Homosexualität unter Strafe stellt, geht noch auf die Zeit der britischen Kolonialzeit zurück. Inzwischen gilt Sambia als eines der Länder mit der höchsten HIV-Infektionsrate der Welt – offiziellen Zahlen von UNAIDS zufolge sollen mehr als zwölf Prozent der Erwachsenen HIV-positiv sein. Allerdings werden wegen ihrer Kriminalisierung Männer, die Sex mit Männern haben, in der Präventionsarbeit nicht erreicht.
Immer wieder gibt es Berichte über die Verfolgung von mutmaßlichen Homosexuellen in dem 16 Millionen Einwohner zählenden Binnenstaat. Bislang widersetzte sich die Regierung des relativ armen Landes auch Druck von westlichen Staaten, seine Gesetze zu liberalisieren – 2011 forderten auch die katholische Kirche sowie evangelische Kirchen, dass das Homo-Verbot beibehalten werden sollte, selbst wenn es dadurch weniger Entwicklungshilfe gebe. "Hilfszahlungen sollten nicht mit der Förderung der Sittenlosigkeit verknüpft werden", sagte damals ein Sprecher der katholischen Bischofskonferenz von Sambia (queer.de berichtete). (dk)