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Bis zu 14 Jahre Haft

Sambia: Zwei Männer gefoltert und wegen Homosexualität verurteilt

In dem im Süden Afrikas gelegenen Binnenstaat wurden mutmaßliche Schwule zunächst mit Anal-Tests gefoltert, bevor sie ein Richter schuldig sprach.


In Sambia stehen nach alten britischen Gesetzen bis zu 14 Jahre Haft auf Homosexualität (Bild: Dave Nakayama / flickr)

  • 6. August 2018, 14:25h 8 3 Min.

Zwei Männer im Alter von 30 und 38 Jahren sind am Freitag in der sambischen Kleinstadt Kapiri Mposhi homosexueller Handlungen schuldig befunden worden. Das berichtet die Zeitung "Lusaka Times". Den Angeklagten droht nun nach Paragraf 155 eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren. Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Gericht verhängt werden.

Laut dem Bericht hatten sich die beiden Männer zuvor einem Anal-Test unterziehen müssen. Diese Praxis verstößt laut Menschenrechtlern gegen die UN-Anti-Folter-Konvention, soll aber nach einer Untersuchung der Human Rights Watch aus dem Jahr 2016 noch in sieben Ländern angewandt werden (queer.de berichtete). Bei dieser barbarischen Praxis wird den beschuldigten Männern oder transsexuellen Frauen unter anderem ein Metallobjekt in Eierform in den Enddarm eingeführt. Der Arzt soll so feststellen können, ob der Patient Analsex gehabt hat. Ärzteverbände halten den Test für nutzlos und nicht aussagekräftig; laut Human Rights Watch führten die Tests bei vielen Opfern zu einem "anhaltenden psychologischen Trauma".

Eine Zeugin sah die Männer beim Sex

In dem Prozess hatten fünf Zeugen gegen die Männer ausgesagt, die sich vor dem Verfahren als "nicht schuldig" bekannt hatten. Die Zeugen hätten nach Ansicht des Gerichts aber den Verdacht erhärtet, dass die Männer im vergangenen Jahr einvernehmlichen Analverkehr in einer nahe gelegenen Hütte gehabt haben. Der Richter erklärte, insbesondere eine Zeugin, die angeblich die beiden Männer beim Sex gesehen habe, sei glaubwürdig gewesen. Da die beiden Männer die Aussage verweigert hätten, hätten sie diesen Aussagen nichts entgegenzusetzen gehabt und seien daher ohne begründeten Zweifel schuldig.

Sambia ist erst seit dem Jahr 1964 unabhängig. Das Gesetz, das Homosexualität unter Strafe stellt, geht noch auf die Zeit der britischen Kolonialzeit zurück. Inzwischen gilt Sambia als eines der Länder mit der höchsten HIV-Infektionsrate der Welt – offiziellen Zahlen von UNAIDS zufolge sollen mehr als zwölf Prozent der Erwachsenen HIV-positiv sein. Allerdings werden wegen ihrer Kriminalisierung Männer, die Sex mit Männern haben, in der Präventionsarbeit nicht erreicht.

Immer wieder gibt es Berichte über die Verfolgung von mutmaßlichen Homosexuellen in dem 16 Millionen Einwohner zählenden Binnenstaat. Bislang widersetzte sich die Regierung des relativ armen Landes auch Druck von westlichen Staaten, seine Gesetze zu liberalisieren – 2011 forderten auch die katholische Kirche sowie evangelische Kirchen, dass das Homo-Verbot beibehalten werden sollte, selbst wenn es dadurch weniger Entwicklungshilfe gebe. "Hilfszahlungen sollten nicht mit der Förderung der Sittenlosigkeit verknüpft werden", sagte damals ein Sprecher der katholischen Bischofskonferenz von Sambia (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 06.08.2018, 22:53h
  • alle die korrupten in regierungen in den afrikanischen staaten haben weiß besser größere probleme als die verfolgung von schwulen.
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#2 seb1983
#3 DominikAnonym
  • 07.08.2018, 09:20h
  • Antwort auf #1 von schwarzerkater
  • Ich wünschte, Politik und Medien würden sich mit solchen Menschenrechtsverletzungen viel mehr beschäftigen, als sie das tatsächlich tun.

    Auch von den Grünen sollte die Community sehr viel mehr erwarten. Die sind zwar super darin, sich mit ca. 13 Leuten und bunten Fähnchen vor den Reichstag zu stellen und lauthals Diskriminierung zu rufen, wenn die Bezeichnung LGBTTIQ mit dem Gendersternchen hintendran noch nicht ins GG gefunden hat; von Initiativen und Forderungen nach diplomatischem Druck bei systematischer Homosexuellen-Verfolgung hört man aber herzlich wenig. Insbesondere auch dann nicht, wenn es sich um Verfolgungen handelt, die in der "Peripherie der großen Weltpolitik" sprich in weit entfernten Entwicklungsländern stattfinden.

    Wann hört oder liest man schon mal was darüber? An dieser Stelle will ich mal "queer.de" als große Ausnahme ausdrücklich loben! Doch was noch wichtiger ist: Wann rührt sich bei solchen Themen endlich mal ein wichtiger, auch ernstzunehmender Finger in Berlin? Wenn Fußball-WM in Russland ist, so fällt einer grünen Europa-Abgeordneten ja wenigstens noch ein, bunte Armbändchen zu verteilen (was politisch gesehen freilich auch nur ein schlechter Witz ist). Doch das Engagement des Berliner (wie des Brüsseler) Politikbetriebs gegen Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungsländern ist meistens eine echte Farce, und zwar über ALLE Parteien hinweg! Auch die Grünen mit ihren bunten Fähnchen und ihrer klientelorientierten Gefälligkeitsrhetorik lenken immer nur schön vom Wesentlichen ab, statt aber wirklich mal Konzepte, Strategien, Druckmittel, usw. zu entwickeln, die dann tatsächlich auch das Zeug dazu hätten, Veränderungen in Gang zu setzen. Diese Mühe machen auch sie sich nicht bzw. kaum, da soll man sich von bunten Fähnchen bitte nicht in die Irre führen lassen.

    Wir müssen ehrlicher sein: Die Menschenrechtslage in Sambia interessiert hier im reichen fernen Westen kein Schwein. Das ist die traurige Wahrheit, und solange das so ist, wird sich daran auch nichts grundsätzlich ändern. Wenn Frau Merkel morgen den Botschafter aus Sambia ins Kanzleramt bestellen würde und ihm sagte: "Pass mal auf! Wenn du das machst, passiert das. Aber wenn du das nicht machst, passiert das." Und wenn sie dann in Europa tatsächlich nicht alleine bliebe, was glaubt ihr denn, wie schnell sich in einem Land wie Sambia plötzlich der politische Wille ändern würde!? Passiert aber alles nicht, weil es uns schlicht egal ist. WTF is Sambia!
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