"Lufthansa: Niemand sollte so etwas durchmachen": Die Aktivisten von All Out sammeln Unterschriften gegen den deutschen Luftfahrtkonzern (Bild: All Out)
Das Portal All Out hat am Montag eine Online-Petition an den deutschen Luftfahrtkonzern Lufthansa gestartet, in dem eine Entschuldigung für homophobes Verhalten von Mitarbeitern der Firmentochter Swiss gefordert wird. Anlass ist der Fall des bekannten offen schwulen Schönheitschirurgen Marko Lens – der Serbe hatte sich vergangenen Monat in einem Verfahren in Belgrad gegen Swiss durchgesetzt und eine halbe Million Dinar (4.200 Euro) Entschädigung sowie 200.000 Dinar (1.700 Euro) Gerichtskostenerstattung zugesprochen bekommen. Lens spendete das ihm zugesprochene Geld an eine Klinik für Kinder mit Behinderungen.
Der Fall geht auf das Jahr 2011 zurück – damals war Lens mit dem Service in der Businessklasse der schweizerischen Fluggesellschaft unzufrieden. Nach einer Beschwerde soll er von einem Flugbegleiter als "serbisches Schwein" bezeichnet worden sein. Später traf Lens in Belgrad die regionale Chefin für die Unternehmen Swiss und Austria Airlines, die bereits über den Vorfall Bescheid wusste und den Kunden wegen seiner Nationalität und seiner sexuellen Orientierung beleidigt haben soll. Unter anderem soll sie Lens gefragt haben, ob er den CSD in Belgrad besuche – um ihm dann zu sagen: "Alle Homosexuellen sollten getötet werden." Statt einer Entschuldigung erhielt Lens ein Flugverbot von Swiss.
Lens verklagte daraufhin die Lufthansa-Tochter. Während des Verfahrens bestätigten Zeugen seine Darstellung weitgehend – allerdings ist bis heute nicht klar, warum sich der Konflikt zwischen der Airline und dem Business-Kunden so hochgeschaukelt hatte. Das Belgrader Gericht verfügte neben der Entschädigung für den Mediziner auch, dass das zwölfseitige Urteil in voller Länge in der serbischen Zeitung "Politika" nachgedruckt werden musste – ein immenser Imageschaden für die Firma. Die serbischen Medien berichteten ausführlich über den Fall.
Swiss erklärte zu dem Urteil laut schweizerischen Medien knapp: "Wir respektieren den Entscheid des Gerichtes, auch wenn wir uns damit in unserer Rechtsauffassung nicht bestätigt sehen. Wir werden das Urteil nun im Detail prüfen und über die nächsten Schritte entscheiden."
All Out: "LGBT-Kunden mit Würde und Respekt behandeln"
Der in New York City und London ansässigen LGBTI-Organisation All Out reicht diese Stellungnahme nicht aus. In der Petition an Lufthansa-Chef Carsten Spohr heißt es: "Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, die Lufthansa zum Handeln zu bewegen, hat der Kunde geklagt und vor Gericht gewonnen. Aber Ihre Firma hat sich nie entschuldigt oder etwas unternommen, um einen solchen Vorfall in Zukunft zu verhindern. Sie haben sogar die Mitarbeiterin befördert, die die Beleidigung ausgesprochen hat." Daher fordere man eine offizielle Entschuldigung und besseres Mitarbeitertraining, "damit LGBT-Kunden künftig mit Würde und Respekt behandelt werden".
Lufthansa galt bislang als LGBTI-freundliches Unternehmen. Im Jahr 2012 war der Konzern bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin mit dem Travel-Award des Gay-Magazins "Mate" ausgezeichnet worden, weil es das "beste schwule Reiseangebot" habe (queer.de berichtete). (dk)