LGBTI-Aktivisten wollen nicht mit US-Botschafterin Carla Sands Sekt trinken, während sie die US-Politik kritisieren (Bild: United States Department of State)
Die Kopenhagener CSD-Organisatoren und LGBT Danmark, die größte queere Organisation des Landes, haben angekündigt, den jährlichen Pride-Empfang der amerikanischen Botschaft aus Protest gegen die Politik der Trump-Regierung zu boykottieren. Das berichtet das Szenemagazin "Out & About". Andere LGBTI-Aktivisten würden dagegen am kommenden Mittwoch stattfindenden Empfang teilnehmen; dieser wird traditionell in der US-Botschaft in Kooperation mit den Vertretungen von Großbritannien, Kanada und Australien durchgeführt.
Grund für den Boykott ist, dass US-Präsident Donald Trump vergangenes Jahr mit Carla Sands eine neue Botschafterin ernannt hat, die den bisherigen offen schwulen Botschafter Rufus Gifford ablöste. Sands ist die Witwe eines 2015 verstorbenen millionenschweren Managers und arbeitete zuvor als Schauspielerin ("Deathstalker III") und Chiropraktikerin.
Trump-Politik soll mit Teilnahme nicht "abgesegnet" werden
CSD-Chef Thomas Rasmussen erklärte, es gehe nicht an, dass man die Trump-Regierung für ihre Politik kritisiere und zur gleichen Zeit Sekt mit der Botschafterin trinke, die das Weiße Haus in Dänemark repräsentiere. Ein Sprecher von LGBT Danmark ergänzte, man wolle den Rollback der US-Regierung mit einer Teilnahme nicht "absegnen".
Botschafterin Sands bedauerte laut dänischen Medienberichten die Absage. Die 57-Jährige versicherte, dass sich die Vereinigten Staaten international für den Schutz von Menschenrechten einsetzten, auch für den Schutz der LGBT-Community.
In Berlin hatte der CSD-Empfang der US-Botschaft und die Parade-Teilnahme des offen schwulen Trump-Botschafters Richard Grenell bereits Ende Juli für Irritationen gesorgt (queer.de berichtete). Ein gemeinsames Foto von Grenell und Jörg Litwinschuh, dem Chef der Magnus-Hirschfeld-Stiftung, wurde auch auf queer.de kritisiert. Litwinschuh entschuldigte sich später für das Bild (queer.de berichtete).
Trotz der teils homophoben Rhetorik der Trump-Regierung setzen sich US-Botschaften in aller Welt während der CSD-Saison international für LGBTI-Rechte ein, etwa auf Twitter:
Regenbogenfahnen-Verbot an US-Botschaften?
Vielen Republikanern ist dieses Engagement der US-Botschaften ein Dorn im Auge: Der Kongressabgeordnete Jeff Duncan hat daher im vergangenen Monat einen Gesetzentwurf ins Repräsentantenhaus eingebracht, der es amerikanischen Botschaften weltweit verbieten soll, die Regenbogenfahne zu zeigen. Seine pathetische Begründung: "Die Flagge der Vereinigten Staaten ist das einmalig großartigste Symbol der Freiheit, das die Welt je gesehen hat. Es gibt keinen Grund, etwas anderes als die 'Old Glory' [Spitzname der US-Fahne] an unseren Botschaften und Konsulaten in aller Welt zu hissen." (dk)
Liar liar, set on fire!
Die Worte hör ich wohl, doch die TATEN der derzeitigen Regierung sprechen eine andere, eine deutlichere Sprache!