https://queer.de/?3173
- 22. Juli 2005 3 Min.
Die schockierenden Hinrichtungen zweier Iraner haben die Szene aufgewühlt. Wir sprachen mit Christian Högl von der HOSI Wien.
Von Jan Gebauer
Seit gestern berichtet queer.de über die Hinrichtung von zwei Schwulen im Iran. Wir fragten bei Christian Högl von der Homosexuellen Initiative (HOSI, vergleichbar mit dem LSVD in Deutschland) in Wien nach, die als erste deutschsprachige Homo-Gruppe über den Fall berichtete.
Wie habt ihr von den Hinrichtungen erfahren?
Homo-Aktivist Peter Tatchell von "Outrage!" hat uns darüber informiert. Uns war es sofort wichtig, damit auch an die deutschsprachige Öffentlichkeit zu gehen.
Was kann die Allgemeinheit gegen diese barbarische Tat tun?
Unmittelbar sind natürlich die Handlungsspielräume begrenzt. Aber nur mit den Achseln zucken und zur Tagesordnung übergehen, ist auch zu wenig. Letztendlich kann man nur politischen Druck ausüben. Solche Taten lösen in der Regel international große Proteste aus. Diesen politischen Druck kann man erreichen, indem man zum Beispiel seine Abgeordneten auffordert, Protest bei den Botschaften einzulegen. Man kann natürlich auch selber an die iranische Botschaft schreiben. Man muss es denen so unangenehm wie möglich machen. Die haben sicher wenig Spaß daran, wenn sie mit Briefen überhäuft werden.
Wie ernsthaft werden Menschenrechte für Lesben und Schwule in der EU und in der UNO vertreten?
In beiden Organisationen ist klar definiert, was zu den Menschenrechten gehört. Dazu zählt auch die sexuelle Selbstbestimmung, dass Homosexualität weder durch Haft-, Folter- oder Todesstrafen sanktioniert werden darf. Aber insgesamt befinden wir uns in einer sehr grotesken Situation, denn in Mitteleuropa kämpfen wir um Ehen und Adoption, während in vielen anderen Ländern der Welt nicht mal der Mindestansatz zu diesen Menschenrechten gesichert ist. Selbst bei der EU-Erweiterung war klar definiert: wenn bestimmte Länder beitreten wollen, müssen sie dementsprechend ihre Gesetze anpassen.
Aber welchen Einfluss können EU und UNO überhaupt nehmen auf einen scheinbar unbelehrbaren Staat wie den Iran?
Na, es ist schwer vorstellbar, dass zum Beispiel die Amerikaner "nur" wegen Homosexuellen zu einem militärischen Schlag ausholen würden. Ganz abgesehen davon, dass den auch niemand von uns befürworten würde. Der richtige Weg ist immer der diplomatische. Die betreffenden Menschen in einen Dialog einbinden und nicht nur wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen. Sollen Handelsbeziehungen zwischen den Ländern bestehen, müssen auch die Menschenrechte geachtet und eingehalten werden. Man sieht es auch daran, dass in Staaten, in denen Frauen eine politische Rolle spielen, die Situation der Menschenrechte weitaus besser ist. Aber ein Terrorregime hat es immer leicht, an einer kleineren Gruppe wie den Homosexuellen ein Exempel zu statuieren.
In welchen Ländern droht Homosexuellen noch die Todesstrafe?
Es gibt rund 75 Länder, in denen es noch ein Totalverbot
von Homosexualität gibt, in neun davon werden gleichgeschlechtliche
sexuelle Handlungen sogar mit der Todesstrafe sanktioniert. Darunter
befinden sich hauptsächlich afrikanische und arabische Staaten.
Erhalten Lesben und Schwule aus diesen Ländern Asyl in Österreich und Deutschland?
In Österreich gab es erst im Juni einen Fall zweier Iraner, die aufgrund ihrer Homosexualität Asyl gewährt bekommen haben. Alle drei zuvor von der HOSI Wien betreuten Fälle sind positiv ausgegangen, wobei der erste aus dem Jahr 1984 datiert. Bei diesen drei Fällen handelte es sich ebenfalls um zwei Iraner und einen Rumänen. Österreich ist im übrigen einer der wenigen Staaten, die verfolgten Homosexuellen Asyl gewähren. Darüber hinaus wurde – nach entsprechendem Lobbying von uns – bereits in den Erläuterungen zum Asylgesetz 1991 ausdrücklich festgehalten, dass verfolgte Lesben und Schwule unter einen der fünf in der Genfer Flüchtlingskonvention angeführten Verfolgungsgründe fallen können, nämlich unter ‘Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe’.
22. Juli 2005















Iran executes gay teenagers
Two gay teenagers were publicly executed in Iran on 19 July 2005 for the 'crime' of homosexuality
First LGBT Pride March in Riga, Latvia banned
Gay and Lesbian Youth Support Group outraged by the decision of the Riga City Executive Director to cancel his permission for the Pride March and shocked by the humiliating statements by various Latvian politicians
Stephen Barris
Communication Officer / ILGA
Download a free PDF version of ILGA’s magazine
To unsubscribe, please send a blank email to unsubscribe@ilga.org with the word leave newsd@ilga.org in the subject line.