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Facebook-"Sprechstunde"

Jens Spahn: Homo-"Heilung" ist "Quatsch" und "Körper­ver­letzung"

Der Bundesgesundheitsminister möchte sogenannte Konversionstherapien am liebsten verbieten, weiß aber nicht wie. Die Bürger bittet er deshalb um konkrete Vorschläge.


Der offen schwule CDU-Politiker Jens Spahn ist seit dem 14. März 2018 Bundesminister für Gesundheit (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
  • 15. August 2018, 06:22h 27 3 Min.

Zu Update springen: SPD offen für Verbot von Homo-"Heilung" (13.15 Uhr)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich erstmals persönlich zu Forderungen nach einem Verbot sogenannter Konversionstherapien geäußert. Er habe "grundsätzlich gar nichts dagegen", die vermeintliche "Heilung" von Lesben und Schwulen gesetzlich zu untersagen, sagte der CDU-Politiker am Montag in seiner Facebook-"Sprechstunde". Die Frage sei allerdings juristisch nicht einfach zu lösen.

Grundsätzlich lehne er entsprechende "Therapie"-Angebote ab, meinte Spahn auf die entsprechende Frage einer Facebook-Nutzerin. "Ich halte davon gar nichts, das ist Quatsch. Und es ist vor allem für die Betroffenen, denen da irgendwas eingeredet wird, eine enorme psychische Belastung und kann auch zu dauerhaften psychischen Problemen führen", so der 38-Jährige. "Deswegen ist das auch eine Form von Körperverletzung, was dort stattfindet."

Spahn: Patientengespräche lassen sich nicht kontrollieren

Die Frage sei jedoch, wie man entsprechende Versuche tatsächlich verhindern könne, sagte der Gesundheitsminister: "Es ist manchmal etwas leichter gefordert als konkret geändert oder abgestellt." Man könne zwar agieren, wenn jemand solche "Therapien" öffentlich bewerbe. "Aber wenn da jemand ist, der seine Praxis hat und da solche Angebote in der Therapie entwickelt, verkauft, versucht an den Mann oder die Frau zu bringen, dann ist das wahnsinnig schwer, das irgendwie rauszufinden, das zu bemerken", so der Gesundheitsminister. "Weil wir ja nicht anfangen wollen, die Therapiestunden abzuhören."

Über das Problem habe er auch schon mit dem Bundesjustizministerium geredet, sagte Spahn in seiner Facebook-"Sprechstunde" – allerdings ohne Ergebnis. "Wir können da irgendwas in ein Gesetz reinschreiben, aber wenn das keiner kontrollieren kann und es keine Folgen hat, bringt das ja auch nichts." Die Bürger könnten ihm jedoch gerne konkrete Vorschläge für eine gesetzliche Regelung unterbreiten: "Wer eine gute Idee hat, wie man das macht, so dass das auch praktikabel ist, kann die gerne mal rüberschicken, hier bei Facebook oder per Email oder sonst was, dann schau ich mir das gerne an."

Ministerium lehnte im Juli noch gesetzliche Regelung ab

Noch Anfang Juli hatte es das Bundesgesundheitsministerium strikt abgelehnt, Homo-"Heilung" zu verbieten. Auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Doris Achelwilm (Linke), ob die Bundesregierung "eine gesetzliche Regelung von 'Konversionstherapien' sowie ihrer Bewerbung" anstrebe, antwortete Spahns Ministerium einsilbig mit "nein" (queer.de berichtete).

Mit mehreren aktuellen Online-Petitionen (All Out, change.org) fordern LGBTI-Aktivisten den Gesundheitsminister seit mehreren Wochen dazu auf, aktiv gegen Homo-"Heiler" vorzugehen. Psychologenverbände warnen bereits seit Jahren davor, dass Lesben und Schwule mit Konversionstherapien in den Selbstmord getrieben werden könnten. Der Weltärztebund verabschiedete 2013 eine Stellungnahme, nach der derartige Behandlungen "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien (queer.de berichtete). Trotzdem sind in Deutschland Homo-"Heiler" aktiv, etwa der Verein Leo e.V. in Sachsen-Anhalt (queer.de berichtete).

Bislang hat Malta als einziges EU-Land die Homo-"Heilung" grundsätzlich verboten (queer.de berichtete). Im Juli kündigte die britische Regierung unter Premierministerin Theresa May eine ähnliche gesetzliche Regelung an (queer.de berichtete). (cw)

 Update  13.15 Uhr: SPD offen für Verbot von Homo-"Heilung"

Johannes Kahrs, Sprecher für die Belange von Lesben und Schwulen der SPD-Bundestagsfraktion, hat Bundesgesundheitsminister Spahn aufgerufen, "pseudotherapeutische Umpolungsversuche" zu verbieten. Dafür gebe es Rückhalt in der sozialdemokratischen Fraktion: "Wir fordern Gesundheitsminister Jens Spahn daher auf, den Verantwortungen seines Ressorts nachzukommen und in Zusammenarbeit mit den Ländern und Ärztekammern diesen Scharlatanen Einhalt zu gebieten", so Kahrs. "Vor der Lobby religiöser Fundamentalisten zu kuschen und die Augen vor den seelischen Verletzungen, die aus dieser Pfuscherei resultieren, zu verschließen, wäre völlig inakzeptabel. Wir sind bereit, das Thema direkt nach der Sommerpause anzugehen!"

-w-

#1 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 15.08.2018, 09:23h
  • jens spahn sollte sich bundesweit politisch dafür einsetzen, dass diese "homo-heilung" bundesweit verboten wird, damit auch keine staatlichen gelder mehr fließen.
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#2 Peter PaulAnonym
  • 15.08.2018, 09:35h
  • Antwort auf #1 von schwarzerkater
  • Ich wusste noch gar nicht, dass da staatliche Gelder fließen. In welchem Rahmen denn? Dass teilweise die Krankenkassen für diese Scharlatan-"Therapien" aufkommen (müssen), war mir klar, aber wie fließen zusätzlich staatliche Gelder an diese Leute?
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#3 AlexAnonym
  • 15.08.2018, 10:26h
  • Ach, urplötzlich ist es in Deutschland von Interesse, ob man Gesetze auch durchsetzen kann? Man, was für eine billige Ausrede! Einfach bei Malta abschreiben, die haben es doch schon vorgemacht.
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