Carsten Hütter, seit 2014 Mitglied des Sächsischen Landtags, ist schon mehrfach mit LGBTI-feindlichen Äußerungen aufgefallen (Bild: Steffen Prößdorf / wikipedia)
Die SPDqueer in Sachsen hat der AfD-Landtagsfraktion am Mittwoch nationalsozialistische Rhetorik vorgeworfen. Die Rechtsaußenpartei bediene sich "einer Sprache und einer Ideologie, die bereits die Nationalsozialisten zwischen 1933-1945 nutzten, um die Verfolgung, Folter und Ermordung homosexueller Männer zu rechtfertigen", so SPDqueer-Landeschef Oliver Strotzer.
Strotzer bezieht sich auf eine Pressemitteilung vom 8. August, in der die AfD-Fraktion unter der Überschrift "Sexualität braucht keine staatliche Förderung" die komplette Streichung der Fördermittel für den Dresdner LGBTI-Verein Gerede fordert. Vor allem dessen Schulaufklärungsprojekt "Respekt beginnt im Kopf" will die Rechtsaußenpartei stoppen.
AfD: "Jedes Huhn weiß, wie es sich fortpflanzt"
"Sexualität ist Privatsache und darf nicht durch 'grüne Sexualideologien' politisiert werden", erklärte der AfD-Landtagsabgeordnete Carsten Hütter in der Pressemitteilung. "Das hat nichts in den Schulen zu suchen! Hier werden Jugendliche und Lehrer missbraucht und mit Steuergeldern Gehirnwäsche finanziert."
Weiter erklärte der 54-jährige Politiker aus dem Erzgebirge: "Jedes Huhn weiß, wie es sich fortpflanzt. Generationen vor uns wussten dies auch ohne 'Porno-Unterricht'. Kinder sind keine Lustobjekte von perversen Linkspolitikern!" Es sei "erschreckend und beklemmend", dass eine CDU-Ministerin diese "grüne Frühsexualisierung" unterstütze. "Uns allen sind die pädophilen Neigungen der Grünen bekannt", hetzte Hütter. "Sowas darf keine gesellschaftliche Akzeptanz finden."
Kein Scherz: Hütters Parteifreund Joachim Keiler, OB-Kandidat in Meißen, stellte ebenfalls am 8. August sein Gegenprogramm zur angeblichen "Frühsexualisierung" auf Facebook vor
SPDqueer: "gefährliche und menschenfeindliche Hetze"
Es sei "bedauerlicherweise nichts Neues, dass man als anständiger und aufgeklärter Mensch über die Sprache und Inhalt der Pressemitteilungen der sächsischen AfD-Fraktion nur noch den Kopf schütteln kann", kommentierte SPDqueer-Landeschef Strotzer die Entgleisungen. "Mit den neuerlichen Äußerungen gegenüber dem Gerede – homo, bi und trans e.V. betreibt die AfD jedoch nicht nur gefährliche und menschenfeindliche Hetze gegen LSBTI, sondern diskriminiert offen Menschen, die nicht in ihr Weltbild aus unaufgeklärten Zeiten passt."
Wie die AfD heute hätten schon die Nationalsozialisten Homosexuelle bewusst in die Nähe von Pädophilen gerückt und ihnen unterstellt, eine Art Gehirnwäsche zu betreiben, erinnerte Oliver Strotzer. "Mit ihrer Rhetorik und ihren Lügen macht sich die AfD an jedem Opfer homo- und transphober Gewalt mitschuldig." Angesichts des Gedankenguts, "das die AfD und andere homo- und transfeindliche Organisationen aus der religiösen Rechten zu verbreiten versuchen", müssten entsprechende Bildungs- und Aufklärungsangebote nicht gestrichen, sondern ausgebaut werden, forderte der SPDqueer-Vorsitzende. (cw)
Bekommt man bei Euch einen Preis für so viel Dummheit?