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Termine von Berlin bis München bekannt
Hassbus soll in acht Städten Halt machen
"Demo für alle" und CitizenGo planen im September ihre zweite "Deutschlandtour" – diesmal zur angeblich "schamverletzenden Sexualerziehung in Schulen".

Organisatorin Hedwig von Beverfoerde bei einem Stopp des Busses im letzten September in Köln. Links von ihr Eduard Pröls von CitizenGo, rechts Mathias von Gersdorff, ultrakatholischer Aktivist der "Aktion Kinder in Gefahr"
- Von Norbert Blech
16. August 2018, 13:06h 4 Min.
Vom 8. bis 15. September reist wieder ein großer orangefarbener Bus des homo- und transfeindlichen Bündnisses "Demo für alle" durch Deutschland. Nach einem entsprechenden Vorabbericht von queer.de, der bereits zwei von der christlich-fundamentalistischen Aktivistin Hedwig von Beverfoerde angemeldete Kundgebungen auflisten konnte (queer.de berichtete), wurden nun alle Termine bekannt.
Laut der Webseite zum sogenannten "Bus der Meinungsfreiheit" sind an acht aufeinanderfolgenden Tagen Kundgebungen mit dem Bus in den folgenden Städten geplant:
Sa., 8.9. Regensburg
So., 9.9. Dresden
Mo., 10.9. Berlin
Di., 11.9. Fulda
Mi., 12.9. Köln
Do., 13.9. Wiesbaden
Fr., 14.9. Stuttgart
Sa., 15.9. München
"#DerBusIstZurück", freuen sich "Demo für alle" und der Tourpartner "CitizenGo", ein weltweit aktives Petitions- und Aktivismusportal und Ableger der ultrakatholischen Organisation Hazte Oir. Im letzten September hatte die erste Bustour in München, Stuttgart, Karlsruhe und Wiesbaden, Köln, Düsseldorf und Hannover, Dresden und zum Abschluss in Berlin Halt gemacht – immer begleitet von deutlich größeren Gegenprotesten der alarmierten Szene.
Nachdem sich diese erste Bustour plakativ gegen die Ehe für alle, gegen Regenbogenfamilien und gegen Transpersonen wendete, will sich der Bus diesmal laut der Webseite einer "zunehmend schamverletzenden Sexualerziehung in Schulen und Kindertagesstätten" widmen.
"Schützt unsere Kinder!"
Wie die "Demo für alle" am Donnerstag auf der Bus-Webseite bekannt gab, werde dieser als "fahrendes Großplakat" in großen weißen Lettern fordern: "Stoppt übergriffigen Sex-Unterricht! Schützt unsere Kinder! Aufklärung ist Elternrecht." Dieses Thema müsse "erneut auf die Straße und damit in den Fokus einer öffentlichen Debatte", speziell vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen.

In diesem Frühjahr griff die DfA gar die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für ihre harmlose Ausklärungskampagne "Liebesleben" mit einer Online-Petition an (queer.de berichtete)
Mit Protesten gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg hatte die "Demo für alle" 2014 einst begonnen – damals noch von Hedwig von Beverfoerde im Rahmen der "Initiative Familienschutz" der AfD-Politikerin Beatrix von Storch organisiert. Speziell störte man sich an der geplanten Aufklärung über LGBTI und dem Bemühen, Kindern die Akzeptanz Homo- und Transsexuellen gegenüber zu vermitteln. Bei einer eigenen "Demo für alle" in Stuttgart lobte man hingegen im Beisein von Kindern einen jungen Mann, der seine Homosexualität nicht auslebt (queer.de berichtete).
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DfA und AfD Hand in Hand
In Bayern konnte die "Demo für alle" mit einer Petition bei CitizenGo und einem Besuch beim Kultusminister vor rund zwei Jahren durchsetzen, dass dort nicht "Akzeptanz" sondern "Toleranz" gegenüber LGBTI Lehrziel ist (queer.de berichtete). In Hessen hingegen zeigten mehrere Demonstrationen und "wissenschaftliche" Kongresse der DfA mit ähnlichen Forderungen bislang keine "Erfolge". Wie die DfA beklagt auch die AfD in ihrem Landtagswahlprogramm eine angebliche "Frühsexualisierung" und "Umerziehung" durch den aktuellen Lehrplan, der "aus moralischer und verfassungsrechtlicher Sicht umgehend zurückgezogen werden" müsse, da er die "Akzeptanz vielfältiger sexueller Verhaltensweisen vermittle und "Homosexualität und andere sexuelle Orientierungen (LSBTTIQ) als gleichwertige Erscheinungsformen menschlicher Sexualität" darstelle.

Homosexualität hat nicht den gleichen Wert wie Heterosexualität – fast wortgleiche Ausschnitte aus einer Petition der "Demo für alle" bei CitizenGo (li.) und dem Wahlprogramm der AFD Hessen
Während sich Proteste des inzwischen aus der Partei ausgetretenen ehemaligen CDU-Mitglieds Hedwig von Beverfoerde zunehmend auch gegen die Union richten, ist sie in Teile der Partei noch gut vernetzt – so hetzten DfA, AfD und CDU in Berlin in diesem Frühjahr gemeinsam gegen eine Handreichung zu sexueller Vielfalt für Erzieher in Kindertagesstätten. Die eigentlich nicht sonderlich umstrittene Kita-Broschüre wurde zu einem größeren Medien- und Politikthema und dürfte bei dem Busstopp in der Hauptstadt eine größere Rolle spielen.

Aber wie vor allem die AfD kämpft die "Demo für alle" gegen eine angebliche "Frühsexualisierung" an – mit Lügen und Schauermärchen zu Sexualpädagogik, Akzeptanzplänen oder queeren Schulaufklärungsteams. Ebenso werden Themen wie LGBTI-Rechte und -Emanzipation als Ausdruck einer vermeintlichen "Gender-Ideologie" verknüpft und bekämpft – Schlagworte, die auch in rechten Parteien und Bewegungen einen inzwischen großen Einfluss fanden und den christlichen Fundamentalismus verstecken, der der ursprünglichen Bewegung inne wohnt.
Infos über Gegenproteste zur Bustour bitte an . Wir werden sie in unserem Terminkalender veröffentlichen und redaktionell aufgreifen. Nachträge: Für Regensburg, Dresden, Köln, Wiesbaden, Stuttgart und München liegen inzwischen Veranstaltungsankündigungen bei Facebook vor.
















Ich werde anwesend sein und kräftig trillerpfeifen und tröten!