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Katholische Kirche

Schuldzuweisung: "Gelebte Homosexualität" schuld an Missbrauchsskandal

Über Jahrzehnte deckte die katholische Hierarchie Priester, die Kinder missbrauchten. Ein Kardinal und kirchliche Aktivisten behaupten, sie hätten die Schuldigen für den Skandal gefunden.


Raymond Leo Kardinal Burke hat eine einfach Logik: Homos sind schuld! (Bild: John Briody / flickr)

  • 20. August 2018, 12:38h 69 3 Min.

In der katholischen Kirche zieht der Skandal um vertuschten Missbrauchsfälle immer weitere Kreise – und viele konservative Stimmen in der Kirche versuchen die Schuld abstrakt auf Homosexuelle abzuschieben: Nach dem Bekanntwerden in diesem Monat hunderter neuer Fälle von Übergriffen durch amerikanische Priester erklärte etwa Raymond Leo Kardinal Burke, der emeritierte Erzbischof von St. Louis und langjähriger Kurienkardinal, dass ein "sehr schwerwiegendes Problem der homosexuelle Kultur" in der Kirche existiere, das für die Übergriffe verantwortlich sei.

Im Gespräch mit Catholic Action for Faith and Family behauptete der Kardinal, dass "die meisten Missbrauchstaten homosexuelle Handlungen waren, die mit männlichen Jugendlichen begangen wurden". Es habe den Versuch gegeben, "dies zu übersehen oder abzustreiten". "Jetzt scheint es aber im Licht der neuen schrecklichen Skandale klar zu sein, dass wirklich eine homosexuelle Kultur existiert, nicht nur im Klerus, sondern auch in der katholischen Hierarchie; das muss an der Wurzel gepackt werden." Burke beklagte die vermeintliche "Antilebens-Kultur" und die "Verhütungsmittel-Kultur", die die Gesellschaft im Griff habe und dazu führe, dass immer mehr Sexualität außerhalb der (heterosexuellen) Ehe geschehe.

Kindesmissbrauch hat "etwas mit gelebter Homosexualität zu tun"

Auch katholische Lobbygruppen machten angesichts des neuen Missbrauchsskandals gegen Homosexuelle Stimmung. Sie zitieren dabei eine von der katholischen US-Bischofskonferenz beauftrage Untersuchung aus dem Jahr 2004, wonach mehr als 80 Prozent der Missbrauchsopfer innerhalb der Kirche Jungs oder männliche Jugendliche gewesen seien. Missbrauch habe daher "etwas mit gelebter Homosexualität zu tun", behauptete etwa die katholische Aktivistin Jennifer Roback Morse. Sie ist die Gründerin und Leiterin des Ruth Institute, das im Rahmen des "Proposition 8"-Volksentscheids als Bollwerk gegen die Ehe für alle gegründet worden war. Auch Austin Ruse, der Chef des katholischen Thinktanks Center for Family and Human Rights (C-FAM), erklärte kürzlich, dass der katholische Missbrauchsskandal "alles mit Homosexualität zu tun hat".

Einige Bischöfe stellen sich allerdings auch offen gegen diese generelle Schuldzuweisung gegenüber Homosexuellen. So erklärte Kardinal Blase Joseph Cupich im Jesuiten-Magazin "America", dass er "sehr vorsichtig" sei, den Missbrauchsskandal auf angeblich schwule Priester abzuschieben. Der Erzbischof von Chicago machte vielmehr die "Kultur des Klerikalismus" für die Übergriffe verantwortlich, in der sich Priester so sicher und privilegiert fühlten, "so dass sie tun konnten, was sie wollten".

Auch in Deutschland machen sich homophobe katholische Aktivisten den Missbrauchsskandal als Munition gegen die Akzeptanz von Homosexuellen zunutze. So sprach Hedwig von Beverfoerde auf ihrer Facebook-Seite in einem Eintrag von vergangenem Montag von einem "gigantische[n] Homo-Skandal". Weiter schrieb die Gründerin der homophoben "Demo für alle": "Die Kirche ist offenbar seit Jahrzehnten von Gay-Netzwerken unterwandert. Weltweit. Aus deren Reihen stammten schon die Täter des US-Mißbrauchsskandals von 2003." Beverfoerde organisiert derzeit eine Deutschland-Tour mit ihrem "Bus der Meinungsfreiheit", der gegen LGBTI-Rechte Stimmung machen soll – und gegen Sexualaufklärung (queer.de berichtete). (dk)

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#1 AFD-WatchAnonym
  • 20.08.2018, 13:04h
  • So ein Arschloch! Welchen Grund sollten schwule Männer, wenn sie ihre Sexualität mit anderen Männern eben AUSLEBEN, haben, sich an Kinder ranzumachen?
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#2 AFD-WatchAnonym
  • 20.08.2018, 13:06h
  • " Burke beklagte die vermeintliche "Antilebens-Kultur" und die "Verhütungsmittel-Kultur", die die Gesellschaft im Griff habe und dazu führe, "

    Antilebens-Kultur? So wie das Zölibat? Oder die Kultur der RKK, anderen Menschen in ihr Leben reinzureden und zu zerstören?
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#3 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 20.08.2018, 13:18h
  • katholische kirche hat den knall immer noch nicht gehört. statt anstand, demut und reue zu zeigen, fangen sie an zu hetzen und wissenschaftliche untersuchungen zu ignorieren. so eine kirche ist im medienzeitalter, zumindest in den westlichen staaten, zum untergang bestimmt.
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