Das Video "Colourblind" ist laut Youtube jugendgefährdend
Das erst vor wenigen Monaten gegründete Projekt #NoDiscrimination, das sich gegen Ungleichbehandlung innerhalb der LGBTI-Community einsetzt, hat sich am Montag über die "Zensur" eines Videos durch das zum Internetgiganten Google gehörende Portal YouTube beschwert. Das zweiminütige Video "Colourblind" wurde von Josefine Liebing und Christian Landsmann entwickelt, "um auf die diversen Diskriminierungsformen der Szene und besonders innerhalb der Datingplattformen aufmerksam zu machen". Darin wird die Ausgrenzung von Übergewichtigen, Asiaten und femininen Männern kritisiert. Die deutsche Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) hat das Video ohne Altersbeschränkung für die Aufführung in Kinos freigegeben.
Der Anlass der Kritik: Das Video steht bei Youtube im "Restricted Mode" (eingeschränkter Modus), in dem potenziell jugendgefährdende Inhalte nicht angezeigt werden und auch über die Suchfunktion nicht gefunden werden. Dieser Blocker kann bei angemeldeten User beispielsweise von Eltern eingeschaltet werden. Nicht angemeldete Nutzer können den Kurzfilm gar nicht sehen, sondern nur die Aufforderung: "Melde dich an, um dein Alter zu bestätigen. Dieses Video ist möglicherweise für einige Nutzer unangemessen."
Bereits letztes Jahr hatte es um diesen Modus Aufregung gegeben, als Youtube viele Videos mit LGBTI-Inhalten auf diese Art blockierte (queer.de berichtete). Später nahm die Plattform viele Titel aber wieder von der Liste, allerdings nicht alle (queer.de berichtete).
Youtube weist auf die Altersbeschränkung hin
Wenn der Jugendschutz eingeschaltet ist, sieht der Nutzer diesen Verbotsbildschirm
Wer nicht angemeldet ist, erhält diese Botschaft
Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft sieht dagegen keinerlei Gefahr der Beeinträchtigung von Kindern
Nacktheit zu viel für Youtube-Zensoren
Eigenen Angaben zufolge nutzt Youtube den automatisierten Filter, damit Jugendliche vor Themen wie Drogen, Alkohol, Gewalt, Sex oder Schimpfworten geschützt werden. Der US-Dienst veröffentlicht allerdings keine Details, warum ein bestimmtes Video gesperrt wird. Mutmaßlich fiel das Antidiskriminierungsvideo der amerikanischen Prüderie zum Opfer, weil darin kurz nackte Körper zu sehen sind, obgleich die FSK dafür nicht einmal eine Altersfreigabe ab sechs Jahren für nötig hielt.
Automatisch arbeitende Jugendschutzprogramme und Filtersysteme sorgen immer wieder Empörung, weil oft LGBTI-Inhalte als vermeintlich sexuell geblockt werden (ebenso wie Videos oder Texte aus Orten, die scheinbar anstößige Namen tragen, wie die aus der englischen Stadt Middlesex). Aus diesem Grund kann auch queer.de in manchen Netzwerken von Firmen, Landtagen oder Restaurants nicht aufgerufen werden. (dk)
Die Prüderie geht in den USA teilweise so weit, daß die Leute im Badeanzug in die Sauna gehen und dann die Tür der Sauna öffnen, weil es ihnen zu heiß wird.