Theo Francken und sein mehrfach bearbeiteter und inzwischen gelöschter Facebook-Eintrag
Ein belgischer Politiker, der auch für die Asylanträge von LGBTI zuständig ist, hat sich bei Facebook abfällig über vermeintliche Moden unserer Zeit geäußert und damit einen Shitstorm provoziert.
Theo Francken, der Staatssekretär für Asyl und Migration in der föderalen Regierung, hatte einen Artikel der Zeitung "De Telegraaf" geteilt, in dem es um eine Lingerie-Reihe für Männer geht. "Männer, die sich schminken, ihre Augenbrauen zupfen, die Damenunterwäsche tragen, die eine Handtasche tragen, die schwanger werden… Dreht die Welt durch oder liegt es einfach nur an mir selbst?"
Der Politiker der Nieuw-Vlaamse Alliantie, der seit 2010 Abgeordneter im belgischen Unterhaus ist, schloss den Eintrag ab mit den Worten: "Lang lebe der Mann, der all diesen Unsinn nicht nötig hat, um sich wohl in seiner Zeit zu fühlen." Später kündigte er an, den Eintrag gelöscht zu haben. Sein kurzes Statement: "Zu viele Missverständnisse, keine Priorität."
Eintrag mehrfach bearbeitet
Im auf den Eintrag folgenden Shitstorm bei Facebook und vor allem Twitter kritisierten viele Nutzer die Einlassungen des Politikers als "homo- und transphob", einige wiesen die landesweiten und regionalen Antidiskriminierungs-Beauftragten auf das Posting hin, das Aktionsprogrammen der Regierung gegen Homo- und Transphobie Hohn spreche. Mal wieder beleidige der Staatssekretär "jeden, der aus seiner Sicht von der Norm abweicht", kommentierte ein Nutzer.
Zu der Empörung und dem Eindruck von Homo- und Transphobie trug bei, dass Francken den Eintrag mehrfach bearbeitet hatte. So löschte er einen Satz, dass jeder sich frei fühlen und niemand sich wegen seiner Äußerung verletzt fühlen sollte. Mal forderte er dazu auf, den Beitrag zu teilen, wenn man seiner Meinung sei, mal betonte er in den wieder gelöschten Absätzen, dass die Aussage nichts mit LGBT-Rechten zu tun habe, für die er immer wieder gekämpft habe, sondern mit der "weiterhin unverhältnismäßigen Aufmerksamkeit für Randphänomene", die mit 98 Prozent der Männer nichts zu tun hätten. Er wusste also, wie der Eintrag verstanden werden würde.
Es ist nicht der erste Skandal des 40-Jährigen, der auch Bürgermeister der Gemeinde Lubbeek mit rund 14.300 Einwohnern ist. Der ehemalige Pädagogik-Student fragte etwa 2011 auf Facebook nach dem "Mehrwert" von marokkanischen, kongolesischen und algerischen Migranten. Kurz nach seiner Ernennung zum Asyl-Staatssekretär im Jahr 2014 nahm er am Geburtstag eines ehemaligen Senators der Volksunie (VU) und Gründers der rechtsextremen Vereinigung "Vlaamse Militante Organisatie" teil. Im letzten Jahr beschuldigte er "Ärzte ohne Grenzen" des Menschenhandels, bot katalanischen Politikern Asyl an und geriet unter Druck, nachdem er zur Abschiebung von Sudanesen mit einer Delegation des Landes zusammengearbeitet hatte – einige der Abgeschobenen berichteten danach von Folter bei ihrer Rückkehr. Die Festnahme mehrerer Migranten in Brüssel zu deren Abschiebung verknüfte er zudem mit einem Hashtag, der "aufräumen" bedeutet. (nb)
"Frauen, die Männerkleidung [Hosen] tagen? Was ist aus dieser Welt geworden?"
1900:
"Männer, die sich komplett im Gesicht rasieren? Was ist aus dieser Welt geworden?"
Wo sind denn eigentlich SEINE Augenbrauen hin?