https://queer.de/?31819
USA
Nach Mobbing in Schule: Neunjähriger Schwuler begeht Selbstmord
Kurz nach dem Schulbeginn outete sich der Viertklässler Jamel Myles – und wurde dann von seinen Mitschülern so sehr gemobbt, dass er keinen Ausweg mehr sah.

Jamel Myles, hier auf Facebook-Bildern zu sehen, nahm sich vergangene Woche das Leben
- 28. August 2018, 14:36h 3 Min.
Ein neunjähriger Junge aus dem amerikanischen Denver hat sich vergangenen Donnerstag das Leben genommen, nachdem er nach seinem Coming-out in der Schule gehänselt worden war. Leia Pierce, die Mutter des Grundschülers Jamel Myles, hat den Fall jetzt gegenüber US-Medien öffentlich gemacht.
Pierce sagte dem Nachrichtensender CNN, dass sich ihr Sohn ihr gegenüber während der Sommerferien bei einer Fahrt im Auto geoutet habe. "Er hat so angsterfüllt ausgesehen, als er es mir erzählt hat. Er sagte: 'Mama, ich bin schwul.' Ich dachte erst, er macht einen Witz, deshalb habe ich beim Fahren auf die Rückbank geguckt, auf der er gesessen hat. Er saß dort eingeigelt und verängstigt. Ich sagte nur: 'Ich hab dich immer noch lieb.'"
|
Die Mutter erzählte weiter, Jamel sei "stolz" auf seine Homosexualität gewesen und habe seinen Mitschülern im neuen Schuljahr davon erzählen wollen. Vier Tage nach dem ersten Schultag sei er tot gewesen. "Ich bin traurig, dass er nach dem Mobbing nicht zu mir gekommen ist und gedacht hat, dass diese Tat seine einzige Option war", so Pierce weiter.
Mutter fordert Konsequenzen
Leia Pierce machte Mobbing für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. Laut der älteren Schwester hätten Mitschüler an der Joe-Shoemaker-Grundschule Jamel nach seinem Coming-out aufgefordert, sich zu töten. Die Mutter habe erst nach dem Selbstmord des Jungen von diesem Mobbing erfahren. Sie hoffe nun, dass die Tragödie dazu führen werde, dass Schulen Mobbing endlich bekämpfen und die Eltern der Täter zur Rechenschaft gezogen werden. "Die Eltern bringen ihrem Kind entweder bei, sich so zu verhalten, oder sie mobben es selbst", sagte Pierce.
Im Schulbezirk reagierte man bestürzt auf den Selbstmord des Viertklässlers. "Denver Public Schools" (DPS) schickte einen Brief an alle Eltern, in denen der Tod als "unerwarteter Verlust für unsere Schulgemeinschaft" bezeichnet wurde. Nun arbeite man an Strategien, um einen solchen Fall in Zukunft zu verhindern.
Laut aktuellen Studien haben homo- und bisexuelle Jugendliche ein erhöhtes Suizid-Risiko (queer.de berichtete). Dass sexuelle Minderheiten mehr Suizidversuche unternehmen, liegt laut einer australischen Studie nicht an ihrer sexuellen Orientierung, sondern an der Homophobie ihrer Mitmenschen (queer.de berichtete).
Für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schwierigkeiten rund um ihr Coming-out haben, gibt es zahlreiche LGBT-Jugendgruppen und -zentren, die ebenso Beratung bieten wie Kontaktmöglichkeiten zu Gleichgesinnten. Auch mehrere Webseiten, etwa dbna (Du bist nicht allein) oder die des bundesweiten Jugendnetzwerks Lambda, richten sich gezielt an junge Schwule und Lesben. Eine generelle Notfall-Seelsorge für Jugendliche mit Suizidgedanken ist unter den kostenlosen Nummern 116 111 oder 0800 111 0 333 zu erreichen. (dk)














