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Bennungen
Denkmal-Stiftung fördert "Homoheiler" mit 15.000 Euro
Die Gesellschaft für Lebensorientierung (Leo) will das Gebäude sanieren, in dem ihre "Umpolungs"-Seminare stattfinden. Dafür bekommt der Verein jetzt Fördergelder von einer Stiftung, deren Schirmherr der Bundespräsident ist.

Olaf Meister / wikipedia) Im "Birkenhof" in Bennungen veranstaltet der Verein für Lebensorientierung (Leo e.V.) Seminare, in denen für die "Heilung" von Lesben und Schwulen geworben wird (Bild:
- Von Markus Kowalski
29. August 2018, 06:58h 3 Min.
Eigentlich war klar, dass dieser Verein keine Unterstützung bekommen darf, wenn er Homosexualität "heilen" möchte. Die Gesellschaft für Lebensorientierung e.V. (Leo) aus dem Südharz in Sachsen-Anhalt bietet Seminare an, in denen gelehrt wird, das Homosexualität veränderbar sei. Diese sogenannten Konversionstherapien wurden öffentlich durch den Landkreis Mansfeld-Südharz und die Landesregierung in Magdeburg verurteilt. Kürzlich sagte gar Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), solche Angebote seien "Körperverletzung" (queer.de berichtete).
Trotzdem bekommt der Verein jetzt wieder finanzielle Unterstützung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gab am Samstag in einer Pressemitteilung bekannt, dem Verein 15.000 Euro auszuzahlen. Der entsprechende Fördervertrag erreiche in diesen Tagen Elisabeth Ritter vom Leo e.V., heißt es darin. Mit dem Geld solle die Fassadensanierung der Straßenseiten des "Birkenhofs" finanziert werden — jenes Gebäude, in dem die umstrittenen Seminare stattfinden. Nach eigenen Angaben erwarb Leo den "Birkenhof" in den Neunzigerjahren. Die Denkmal-Stiftung weißt explizit darauf hin, dass der Birkenhof "für therapeutische Kinder-, Jugend- und Familienarbeit genutzt" werde.
Stiftung fördert Verein trotz der Berichte zu "Homoheilung"
Wie diese "therapeutische" Arbeit tatsächlich aussieht, ist seit 2014 bekannt. Wie das MDR-Magazin "Fakt" damals berichtete, lehrt der Vereinsvorsitzende Bernhard Ritter (CDU) in den Seminaren, Homosexualität müsse "geheilt" werden. Dies wurde durch geleakte Seminarunterlagen im April dieses Jahres bestätigt (queer.de berichtete). Zuletzt hatte der Verein verkündet, Homosexualität aus seinen Seminarunterlagen entfernt zu haben. Entsprechende Beweise blieben jedoch aus. Gleichzeitig hatte Ritter zugegeben, Homosexuelle im Rahmen seiner Vereinsarbeit "umgepolt" zu haben. "Ja, es gibt einige, deren sexuelle Orientierung beeinflusst wurde und die nun nicht mehr homosexuelle Gefühle hegen", sagte er im Juli dieses Jahres der Mitteldeutschen Zeitung (queer.de berichtete).
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) will trotz all dieser Berichte nun Fördergelder überweisen. Auf Nachfrage meinte Thomas Mertz, Sprecher der Stiftung, die Kritik an der Förderung sei ein "Missverständnis", da die DSD nur "bedrohte Baudenkmale" fördere. "Dabei tut es nichts zur Sache, wer der Eigentümer dieser Kulturschätze ist, es können Kommunen, Kirchengemeinden, Vereine, Privatpersonen usw. sein", so Mertz. Zu den Berichten zu "Konversionstherapien" in dem Gebäude des Leo e.V. wollte er sich nicht äußern.
Bundespräsident Steinmeier ist Schirmherr der Denkmal-Stiftung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entschuldigte sich im Juni für die Verfolgung von Lesben und Schwulen in Deutschland
Brisant: Die Denkmal-Stiftung hat einen prominenten Schirmherren, den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Dieser hatte die LGBTI-Community zuletzt mit einer bewegenden Rede für vergangenes Unrecht um Vergebung gebeten (queer.de berichtete). Für diesen wichtigen Schritt hin zur Wiedergutmachung staatlicher Verfolgung von Homosexuellen hatte er den Homo-Orden dieses Portals erhalten (queer.de berichtete).
In der Rede betonte Steinmeier, dass die Gesellschaft in Bezug auf erneute Diskriminierung "wach bleiben" müsse. Die Sprecher des Bundespräsidenten ließen eine Anfrage, ob der Bundespräsident diesen Schritt der Stiftung unterstützt, bislang unbeantwortet.

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