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Jarle Bernhoft

Handys weglegen, aufstehen und tanzen

Der Longplayer "Humanoid" von Bernhoft & The Fashion Bruises verströmt einen wunderbar gefühlvollen Spirit.


  • 31. August 2018, 08:20h, noch kein Kommentar

Es ist nach wie vor die menschliche Note, die Musik zu etwas Besonderem macht. Der Hörer reagiert stark auf dieses Band, diese haptische Beziehung, zwischen Musiker und Instrument. Um es mit den Worten unserer Zeit auszudrücken: Man spürt einfach, wenn es real ist …

Genau diese persönliche Beziehung zu Musik und Musikmachen ist es, die GRAMMY-Nominee, Sänger, Multiinstrumentalist, Songwriter und Produzent Jarle Bernhoft aus Norwegen auf seinem vierten – und passenderweise "Humanoid" (Amazon-Affiliate-Link ) betitelten – Album herausstellt. Der in Bandformation unter dem Namen Bernhoft & The Fashion Bruises aufgenommene Longplayer verströmt einen wunderbar gefühlvollen Spirit, getragen von heißen R&B-Grooves und energiegeladenen Pop-Hooks. Mit dieser Zusammenstellung von gleichermaßen kühnen, hell strahlenden und geistreichen Stücken entschied sich Bernhoft nach eingehender Analyse der momentanen Musiklandschaft bewusst dafür, dem allgemeinen Trend zu entsagen.

"Die gegenwärtige Musik ist in großem Maße von der Arbeit mit Computern und Maschinen geprägt", sagt Bernhoft. "Ich hatte das Gefühl, die entgegengesetzte Richtung einschlagen und wieder mehr handgemachte Musik spielen zu müssen. Es ist mir wichtig, in Verbindung mit dem wahren und echten Leben zu bleiben, und so bin ich in diese organischen Soundsphären eingetaucht. Das hat mir geholfen, diesen menschlichen Touch in der Musik wiederzuentdecken. Mit Gitarre, Schlagzeug und Bass will ich nun versuchen, die Leute von ihren Facebook-Newsfeeds wegzulocken und wieder für das echte Leben zu begeistern."

Arbeit am Album wie in alten Zeiten


Das Album "Humanoid" von Bernhoft and the Fashion Bruises ist am 24. August 2018 erschienen

Nun, wenn das jemand schaffen kann, dann wahrscheinlich Jarle Bernhoft. Seit seinem 2008er Solodebüt "Ceramik City Chronicles" hat Bernhoft einen von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeierten Katalog an Veröffentlichungen aufgebaut, der neben Alben wie "Solidarity Breaks" (2011) und "Islander" (2014) auch zahlreiche EPs wie "Stop/Shutup/Shout It Out" (2016) und "The Morning Comes" (2017) enthält. 2015 wurde das Album "Islander" mit den Highlights "Come Around" und "No Us, No Them (feat. Jill Scott)" in der Kategorie "Best R&B Album" für den GRAMMY nominiert. Es folgten Auftritte in Talkshows wie Ellen und Conan sowie Lobeshymnen von NPR, USA Today und vielen anderen mehr.

Nach dem Zusammenschluss mit der Formation The Fashion Bruises begann Bernhoft die Arbeit an Humanoid wie in den guten alten Zeiten: Anstatt eilig ein Studio zu buchen, wurde erstmal ausgiebig im Proberaum experimentiert. Die Chemie zwischen Band und Solokünstler stimmte von Anfang an und zeitigte wundervolle Ergebnisse.

"Wir sind das Album wie eine Band angegangen", erklärt Bernhoft. "Wir haben keine Computer benutzt, sondern alles per Hand komponiert und eingespielt. The Fashion Bruises sind ein zentraler Bestandteil des Albumsounds. Damit sind meine Tage als Solokünstler aber keineswegs gezählt. Ich mache nur eine Pause. Das grundlegende Ziel bestand darin, dieses Album wie eine Live-Performance zu handhaben."

Aufgenommen wurde in Norwegen, im Oslo Klang-Studio, wo Bernhoft selbst hinter den Reglern saß, während sein kleiner Sohn auf dem Boden herumkrabbelte. "Nichts toppt das Gefühl, das dich erfüllt, wenn dir beim Gitarrespielen ein Kleinkind durch die Beine kriecht", erklärt er mit einem Lächeln.

Die Gruppe eröffnet das Album mit der ersten Single "Buried Gold (feat. Raelee Nikole)" – ein hypnotisches Duett, getragen von einem funky Beat und lebhaften Gitarren, bei dem die Stimmen von Bernhoft und Nikole das zentrale Thema aufgreifen und in einem unwiderstehlichen Wechselgesang miteinander zu verschmelzen scheinen.

Direktlink | Offizielles Video zu "California" von Bernhoft & The Fashion Bruises
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"Dieser Song steht für alles, um was es bei diesem Album eigentlich geht", sagt Bernhoft. "Es ist ein Dialog zwischen dem Optimisten und dem Pessimisten in mir, die sich Tag für Tag in meinem Inneren an die Gurgel gehen. Ich schwanke ständig zwischen hoffnungsvoller Träumerei und kompletter Desillusion. Ich weiß noch, wie es war, als die Ergebnisse des Brexit-Referendums reinkamen. Kurz darauf dann der nächste Hammer: die Präsidentschaftswahlen in den USA. Es fühlte sich an, als würde die Welt aus den Fugen geraten. Ich wusste nicht, ob ich die Boxhandschuhe anziehen und kämpfen oder mit einem zünftigen 'Fuck the world!' einfach auf alles pfeifen sollte. Beide Perspektiven kommen in dem Stück zum Ausdruck. Und was Raelee angeht, die strahlt einfach nur in diesem Song."

An anderer Stelle auf dem Album, im vom Westküsten-Feeling inspirierten "California", wird mit Handclaps, der Energie akustischer Instrumente und warmem Reverb eine sonnengetränkte Empfindsamkeit zelebriert, während "Don't Give Up" einen kraftvollen Abschied bietet, in dem Bernhofts großer Stimmumfang zum Tragen kommt.

Unterm Strich ist es jedoch der Titelsong – mit seinem unwiderstehlichen Gitarrenriff und diesem lebhaften, ultra-einprägsamen Refrain -, der die Essenz von Humanoid in vielerlei Hinsicht perfekt einfängt.

"In diesem Stück thematisiere ich die Beziehung zwischen Mensch und Maschine", erklärt Bernhoft. "Ich weiß nicht, ob ich diesbezüglich optimistisch sein soll oder nicht. Schau dir die Menschen in den Restaurants und Cafés an. Sie starren alle auf ihre Handybildschirme, anstatt ihre Umwelt und ihre Mitmenschen wahrzunehmen. Ich mache mir Gedanken darüber, wie wir interagieren und miteinander sprechen und ob wir unser Leben mit all diesen Interfaces tatsächlich bereichern oder eher reduzieren. Ich bin auf der Suche nach menschlichen Kontakten, aber hinter dieser Wand aus Mobilgeräten kann ich die Personen kaum noch sehen."

Die Musik von Bernhoft hat das Potenzial, Menschen zu berühren und dazu zu bewegen, ihre Handys wegzulegen, aufzustehen und zu tanzen … und vielleicht sogar ein wenig nachzudenken.

"Sicher kann man zu meiner Musik tanzen. Man kann sich beim Hören aber auch ein paar Gedanken machen", sagt er zum Abschied. "Im Endeffekt würde ich gern diese verloren gegangene Beziehung wiederaufbauen." (cw/pm)

Bernhoft & The Fashion Bruises Live 2018

16.11. Zürich (CH), Moods
17.11. Stuttgart, Im Wizemann
19.11. Berlin, Columbiatheater
21.11. Köln, Gloria
22.11. Hannover, Pavillon
23.11. Hamburg, Mojo Club
24.11. Bremen, Modernes

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