Eminem provoziert erneut mit homophoben Ausdrücken – und erntet dafür Kritik (Bild: Facebook / Eminem)
US-Rapper Eminem hat für Empörung gesorgt, weil sein am Donnerstagabend völlig überraschend veröffentlichtes neuen Album "Kamikaze" mehrere Lieder enthält, in denen er Kollegen mit Beleidigungen überzieht und dabei auch vor homophoben Ausdrücken nicht zurückschreckt. Der 45-jährige Künstler rappt in einem dieser "Diss-Songs" über den 27-jährigen Musiker Tyler, The Creator; dabei benutzt er auch das Wort "Faggot" (Schwuchtel) als Beschimpfung.
Wörtlich rappt Eminem im Lied "Fall":
Tyler create nothing, I see why you called yourself a faggot, bitch.
It's not just 'cause you lack attention
It's 'cause you worship D12's balls, you're sacrilegious
If you're gonna critique me, you better at least be as good or better
Die deutsche Übersetzung: "Tyler kreiert nichts, ich kann verstehen, warum du dich eine Schwuchtel nennst, du Schweinehund. Du tust das nicht, weil dir Aufmerksamkeit fehlt, sondern weil du die Eier von D12 (eine Hip-Hop-Crew, die bei Eminems Musiklabel Songs veröffentlichte, Red.) anhimmelst; du bist frevelhaft, wenn du mich kritisierst, du solltest besser gut darin sein oder besser."
Tyler, The Creator hatte in der Vergangenheit selbst mit "Schwuchtel"-Beschimpfungen von sich reden gemacht. Dafür erhielt er 2015 sogar ein Einreiseverbot nach Großbritannien (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr machte er aber Andeutungen, dass er selbst schwul sein könnte (queer.de berichtete).
Eminem: "Schwuchtel" hat nichts mit Schwulen zu tun
Eminem wurde seit seinem musikalischen Durchbruch Ende der Neunzigerjahre immer wieder wegen Texten kritisiert, in denen er "Schwuchtel" als Schimpfwort verwendete. Wiederholt behauptete er, dass das Wort nichts mit Homosexuellen zu tun habe, sondern ein neutrales Schimpfwort sei (queer.de berichtete).
LGBTI-Organisationen kritisieren ihn aber wegen dieser Wortwahl, weil damit gerade an amerikanischen Schulhöfen Kinder und Jugendliche beschimpft werden, die für schwul gehalten werden. Die Nutzung des Begriffes sorge zudem für ein Klima, in dem sich Homosexuelle generell ausgegrenzt fühlten. Auch an deutschen Schulen – sogar an Grundschulen – sind homophobe Schimpfworte sehr weit verbreitet (queer.de berichtete).
Kritik von Imagine Dragons
In sozialen Netzwerken wurde Eminem für seinen Ausbruch bereits scharf kritisiert. Auch Dan Reynolds, der Sänger der Poprock-Band Imagine Dragons ("Radioactive", "Thunder", "Whatever It Takes"), machte via Twitter seinem Unmut über die Äußerungen Eminems Luft: "Es ist nie in Ordnung, ein Wort zu benutzen, das hasserfüllt ist. Mir ist egal, in welchem Jahr du geboren wurdest oder was das Wort für dich bedeutet. Wenn es zum Hass und zur Biggotterie beiträgt, dann ist es hasserfüllt. Punkt. Es gibt nie einen guten Zeitpunkt, Schw***tel zu sagen. Mir ist egal, wer du bist."
Kritik an der Homophobie im Album kam auch von Justin Vernon, der meist als Bon Iver auftritt und mit Eminem zusammengearbeitet hat. Seine Stimme kam auch im Song "Fall" vor, ohne dass er das volle Lied bei der Aufnahme gekannt hatte. Er habe die Produzenten von Eminem gebeten, das Lied zu entfernen, aber diese hätten sich geweigert. Auf Twitter stellte er klar, dass er "kein Fan" der Botschaft sei, die der Song verbreite.
Das neue Eminem-Album wurde auch für Texte kritisiert, in denen er sich unkritisch zu häuslicher Gewalt und dem Stalking von Frauen auslässt. (dk)