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Sechs Stockhiebe
Malaysia: Folterstrafe gegen mutmaßliche Lesben vollstreckt
Zum ersten Mal ist in Malaysia das Urteil eines islamischen Gerichts gegen zwei Frauen wegen gleichgeschlechtlicher Liebe vollstreckt worden.
- 3. September 2018, 11:48h 2 Min.
Zwei mutmaßlich lesbische Frauen sind am Montagvormittag in der malaysischen Großstadt Kuala Terengganu mit je sechs Stockhieben gezüchtigt worden. Sie waren bereits Mitte August von einem islamischen Scharia-Gericht wegen Anbahnung lesbischer Handlungen verurteilt worden – neben der Folterstrafe erhielten sie auch eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet je 710 Euro (queer.de berichtete).
Laut malaysischen Medienberichten handelte es sich bei der Prügelstrafe um die erste körperliche Strafe, die jemals in Malaysia wegen Homosexualität gegen Frauen ausgesprochen worden sei. Die Frauen sollen bei ihrer Bestrafung in einem Justizgebäude lange weiße Kleider und Kopftücher getragen haben. Anders als bei Männern, die stehend mit Schlägen auf den Hintern gefoltert werden, "dürfen" Frauen sitzen und wurden mit einem sehr dünnen Stock auf den Rücken geschlagen. 100 Schaulustige sahen sich die Bestrafung an.
Die Frauen im Alter von 22 und 32 Jahren hatten sich schuldig bekannt, in einem Auto im April diesen Jahres Sex angebahnt zu haben. Laut den Behörden soll in dem Wagen auch ein Sexspielzeug gefunden worden sein.
Im mehrheitlich muslimischen Malaysia stehen auf Homosexualität bis zu 20 Jahre Haft, allerdings sind bislang kaum Verurteilungen bekannt geworden. Wer gegen dieses Gesetz verstößt kann in einem regulären Gericht oder – sollten die Angeklagten Muslime sein – in einem religiösen Scharia-Gericht angeklagt werden. Das Gesetz gegen Homosexualität geht auf die britischen Kolonialherren zurück, die das Land bis 1957 regiert hatten.
Bürgerrechtsorganisationen sind entsetzt
Bürgerrechtler hatten sich entsetzt über die Verurteilung der Frauen geäußert. Human Rights Watch erklärte, die Strafe diene nur dazu, "die Welle von Homo- und Transphobie in Malaysia" anzutreiben. Amnesty International bezeichnete das Urteil als "schreckliche Erinnerung an die Diskriminierung, die LGBT in dem Land ertragen müssen". Die Regierung unterstütze "inhumane und erniedrigende Formen der Bestrafung", klagte die Menschenrechtsorganisation weiter. Hoffnungen, wonach die neue Regierung, die seit Mai im Amt ist, der Diskriminierung sexueller Minderheiten endlich Einhalt gebieten würde, hätten sich zerschlagen. (dk)

Aus Berichten solcher mit Stockhieben bestraften Leute, habe ich gehört, daß nicht der Schmerz das Schlimmste an dieser Strafe ist, sondern die Demütigung. Den beiden Damen würde ich gerne mitteilen, daß sie wie alle anderen das Recht auf Geschlechtsverkehr haben und daß die Folterstrafe Unrecht ist.