Papst Franziskus und Kim Davis hatten sich 2015 bei einem USA-Besuch des Pontifex getroffen – an dem Treffen entzündet sich jetzt erneut ein Streit
Erzbischof Carlo Maria Viganò, der ehemalige "Apostolische Nuntius" (Botschafter) des Vatikans in den USA, hat am Freitag in der christlich-konservativen Nachrichtenseite "Life Site News" Papst Franziskus der Lüge bezichtigt.
Der 77-jährige vatikanische Ex-Diplomat reagierte damit auf eine Aussage des offen schwulen chilenischen Katholiken Juan Carlos Cruz, der als Kind von einem Priester missbraucht worden war und den der Papst im Frühjahr dieses Jahres empfangen hatte (queer.de berichtete). Die "New York Times" zitierte vergangene Woche Cruz, der erklärte, der habe Papst ihm erzählt, dass Erzbischof Viganò die USA-Reise 2015 von Franziskus beinahe sabotiert habe, indem er die evangelikale Homo-Hasserin Kim Davis zu einer Audienz eingeladen hatte.
"Einer von ihnen lügt, entweder Cruz oder der Papst", schrieb Viganò auf "Life Site News". "Was klar ist, ist, dass der Papst sehr wohl wusste, wer Davis war. Er und seine engsten Vertrauten hatten der Privataudienz zugestimmt." Der Vatikan hat auf diese Anschuldigung bislang nicht reagiert.
Erzbischof Carlo Maria Viganò traf in seiner Zeit als vatikanischer Botschafter auch den damaligen Präsidenten Barack Obama (Bild: White House Image / Lawrence Jackso)
Das Treffen mit der Standesbeamtin Kim Davis – die wegen ihrer Weigerung, Schwulen und Lesben Ehe-Scheine auszustellen, sogar in Beugehaft genommen worden war – hatte vor drei Jahren scharfe Kritik ausgelöst. Der Vatikan dementierte schließlich Angaben von Davis, dass sie eine exklusive Audienz mit dem Papst gehabt und er ihr Mut zugesprochen habe (queer.de berichtete).
Grund für den für einen vatikanischen Diplomaten ungewöhnlich scharfen Angriff auf den Papst ist offenbar, dass Viganò noch eine offene Rechnung mit dem Kirchenchef hat: Franziskus hatte ihn nach dem Davis-Treffen als Botschafter in den USA gefeuert (queer.de berichtete). Außerdem gilt Viganò als einer der homophobsten Würdenträger der Kirche, der sich in den letzten Wochen immer mehr als Widersacher des angeblich zu liberalen Papstes aufgeschwungen hat. So forderte er in einem vergangenen Monat veröffentlichten Offen Brief den Rücktritt des Papstes, weil dieser angeblich früh von Missbrauchsvorwürfen gegen US-Kardinal Theodore McCarrick erfahren und nichts unternommen habe. Daneben erhielt der elfseitige Text lange Tiraden gegen Homosexuelle und Liberale in der katholischen Kirche. (dk)
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