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Die letztwöchige Hinrichtung zweier Jugendlicher aufgrund von Homosexualität im Iran hat die Szene schockiert. Wie lebt es sich als Schwuler und als Lesbe im Iran? Das Onlinemagazin GayRussia interviewte anonym Mitarbeiter des iranischen Untergrundmagazins MAHA ("wir" bzw. "uns").

Wie können sich Schwule und Lesben im Iran informieren? Erzählt uns etwas über Euer Magazin.

Im letzten Jahr hat der persische Internet-Dienstleister den Zugang zu 15 schwulen Webseiten im Iran gesperrt. Um dagegen zu kämpfen und Informationen über Homorechte in Iran zu verbreiten, auch um ein bundesweites Netzwerk für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgenders aufzubauen, haben einige Schwule mit der Herausgabe eines Magazins begonnen. Extra nicht auf einer Webseite, da die Behörden diese schließen würde. Daher haben sie beschlossen, das Magazin im PDF-Format herauszugeben und es den Lesern per eMail zu schicken.

Nach acht Monaten harter Arbeit sind bereits acht Ausgaben und vier Beilagen erschienen, mit so unterschiedlichen Themen wie Schwule und Familie, Depression unter Homosexuellen, lesbisches Leben im Iran usw. In einer zusätzlichen Beilage geht es um Selbsthilfe und Kontakte. Das Magazin wird von einem Schwulen und einer Lesbe publiziert. Mit über 600 Abos erreichen wir über 1.000 Menschen im Iran und im Exil. Und die Leserschaft wächst ständig.

Auch die PGLO (Persian gay and lesbian organisation) ist eine iranische Organisation, die von außerhalb ein PDF-Magazin anbietet. Per eMail senden sie auch eine wöchentliche Radio-Sendung in den Iran.

Wisst Ihr mehr zu den Vorfällen am 19. Juli, als in den internationalen Medien verbreitet wurde?

Leider nicht viel. Die Behörden versuchen, so wenig Informationen wie möglich herauszugeben, wenn sie internationale Reaktionen herausfordern könnten. Und weltweite Reaktionen und Protest gegen die Exekution hat es ja bereits gegeben.

Wir wissen, dass die beiden Jungs (Mohammad Askari und Ayad Marhuni) zu Irans arabischer Minderheit gehörten, die in der Chuzestan-Provinz lebt, an der Grenze zum Irak. Während des achtjährigen Krieges zwischen Iran und Irak waren die Araber gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Einige gingen nach Mashad im Nordosten Irans, so wie auch die Familien der beiden Jungen.

Wir wissen auch, dass die Behörden widersprüchliche Angaben gemacht haben. Einige bestreiten, dass die Jungs wegen ihrer Homosexualität bestraft worden seien und verweisen auf angebliche Gewalt (den angeblichen Missbrauch eines 13-Jährigen). Aber nach Angaben ihres Anwalts haben die Jungen in der Verhandlung angegeben, sie hätten nicht von der Strafbarkeit homosexueller Handlungen gewusst. Das zeigt, dass sie genau deswegen hingerichtet wurden.

Seht ihr einen Zusammenhang zwischen der Tötung und dem Ergebnis der letzten Präsidentschaftswahl?

Das ist schwer zu sagen und es ist zu früh, eine Verbindung herzustellen. Wir wissen, dass der neue Präsident ein konservativer Hardliner ist und dass er als Bürgermeister von Teheran gegen kulturelle Aktivitäten, die ihm zu westlich vorkamen, vorging. Aber er kann der Demokratiebewegung und NGOs keinen großen Widerstand leisten, denn das Verlangen nach Demokratie, Frieden und Trennung zwischen Staat und Religion ist wahrhaft groß geworden im Iran.

Spielte die Hinrichtung in iranischen Medien eine Rolle?


Ja, darüber wurde berichtet und sogar über die internationalen Proteste. Aber die Medien sind durch das Regime kontrolliert. Auch Organisationen im Iran und Personen wie die Nobelpreisträgerin Shirin Ebedadi haben den Fall aufgegriffen. Allerdings als Protest gegen die Hinrichtung Minderjähriger. Über Homosexualität hingegen kann man noch immer nicht frei reden. Ein zusätzliches Problem ist sicher, dass die Behörden die Geschichte mit der Vergewaltigung des 13-Jährigen erzählen. Für entsprechende Täter möchte sich natürlich keiner einsetzen.

Wie ist die Situation von Schwulen im Iran? Wie können sie in einer Atmosphäre dauernder Angst leben?

Die Situation hat sich innerhalb der letzten 26 Jahre verändert. Das Regime geht nicht mehr systematisch gegen Schwule vor, es gibt immer noch einige Homo-Webseiten, und es gibt einige Parks und Kinos, von denen alle wissen, dass sich doch Schwule treffen. Auch ist es im Iran möglich, als Transsexueller eine Geschlechtsoperation zu beantragen, die auch von der Regierung voll akzeptiert wird. Gelegentlich berichten auch einige Medien über homosexuelle Themen. Das islamische Recht, das homosexuellen Geschlechtsverkehr unter Strafe stellt, ist noch in Kraft, wird aber kaum noch angewandt. Die Schwulen und Lesben bekommen ihre Informationen und Kontakte, und auch die Gesellschaft wird toleranter. Aber es bleibt ein langer Weg.

Selbst bei der Präsidentschaftswahl gab es einen Kandidaten, der "Respekt für unterschiedliche Lebensstile" gefordert hat - erstmals. Ein berühmter Politiker, Akbar Ganji, spricht sogar öffentlich über diese Forderung. Auch aus den Oppositionsparteien aus dem Exil kommen Stimmen, die uns unterstützen. All das zusammengenommen gibt Grund zum Optimismus.

Wie fühlt man sich im Iran, wenn einem die Todesstrafe droht und man aus anderen Ländern über legale Homo-Ehen hört?

Das Leben ist sicher nicht einfach. Es ist eine Mischung aus Angst, Unsicherheit und Selbstunterdrückung, viele heiraten auch und hoffen auf Heilung. Vor allem haben noch die wenigsten genügend Informationen über ihre Orientierung, sie finden dazu keine Erklärung. Wenn sie erstmal beschrieben bekommen, warum sie so fühlen, wird es einfacher. Aber nicht alle Iraner haben Zugang zum Internet, es gibt keine Homo-Kneipen und -clubs. Auch nach acht Ausgaben unseres Magazins bekommt eine Großzahl der Homosexuellen im Land nicht unsere Nachrichten.

Wie kann man Euch aus dem Ausland aus helfen?

Ihr habt bereits sehr viel für uns getan, und dafür sind wir dankbar. Die Behörden werden unsere Rechte so schnell nicht akzeptieren, sie können auch wieder härteren Druck ausüben. Daher brauchen wir auch weiter die Unterstützung der internationalen Homo-Bewegung. Schaut weiter auf den Iran und fordert ein besseres Leben und Respekt für Schwule und Lesben in dem Land. Auch wenn ihr in der Regel keine Stimmen zurück bekommt: wir bekommen Eure Unterstützung mit und sind dafür dankbar.

Aus dem Englischen frei und gekürzt übersetzt von Norbert Blech

#1 IlGaAnonym
  • 27.07.2005, 10:06h
  • Execution in Iran

    According to the lawyer of the two Iranian boys recently put to death in a public hanging, the boys did not know that homosexual relations and alcohol consumption were illegal. "Homosexuality is a crime in Iran, but the death penalty is usually reserved for cases of rape, armed robbery, adultery, drug trafficking, and renouncing Islam." A third boy, 13 years old, who was with them, was not prosecuted because Iranian law does not consider that a person of that age can consent to sexual acts. This means that any type of sexual contact with a 13 year old is considered rape, and it is officially for this reason that the two boys were executed.



    "The judiciary has trampled its own laws," their lawyer, Rohollah Razez Zadeh, was quoted as saying by IRIN news, explaining that Iranian courts were supposed to commute death sentences handed to children to five years in jail, but the country's Supreme Court allowed the hangings to proceed.



    Though it is rather difficult to appreciate how much the fact that the boys were engaged in homosexual relations weighed in that decision, it appears that the decision to execute the boys was not officially dependent on the homosexual nature of their acts. In any case, the execution of these two young men (one being under 18) remains unacceptable.



    For more information on the situation of LGBT people in Iran, ILGA has published an interview by the Russian website Gayrussia.ru of a member of the Maha Magazine, an e-mail based Iranian LGBT publication in Persian.



    Apart from this interview, please also read the statement from IRIN, the United Nations Integrated Regional Information Networks (IRIN) and from ILGA members IGLHRC, Outrage, and COC.



    www.ilga.org



    Stephen Barris

    Communication Officer / ILGA



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    To unsubscribe, please send a blank email to unsubscribe@ilga.org and write leave newsd@ilga.org in the subject line.
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#2 junge-welt.deAnonym
  • 27.07.2005, 10:09h
  • Abschiebungswelle rollt
    Der User-Kommentar wurde von der Redaktion teilweise gelöscht. Aus Urheberrechtsgründen dürfen hier keine Artikel aus anderen Medien hineinkopiert werden. Bitte postet bei Verweis auf andere Quellen einfach den Link

    www.jungewelt.de/2005/07-27/014.php
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#3 yibahAnonym
  • 27.07.2005, 12:11h
  • Wahnsinn - und bei uns werden Menschen in den Iran abgeschoben, da sie ja heimlich ihren Homosex haben könnten (siehe BOX 146).

    Warum protestiert Herr Fischer da eigentlich nicht - oder sind ihm die Exporte und Gewinne der Unternehmen mit dem Iran wichtiger als Menschenleben?
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#4 MarkusAnonym
#5 antosAnonym
  • 27.07.2005, 20:19h
  • Hier die Webadresse der im Interview genannten 'Persian Gay & Lesbian Organisation':

    www.pglo.org/

    Wem Farsi zu schwer ist, der findet auch im englischsprachigen Bereich der Site einige Artikel sowie den Menüpunkt 'Assist & Cooperate'.

    Und wie kann man die PGLO sinnvoll unterstützen? Darauf hat die Organisation schon vor einigen Monaten in einer Pressemitteilung hingewiesen: natürlich mit Geldspenden, aber auch mit relevanten Artikeln, E-Books etc.. Einfach mal per eMail nachfragen!
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#6 antosAnonym
  • 27.07.2005, 20:33h
  • Hier die Bitte um Verlinkung des Magazins Cheragh:

    www.pglo.org/

    pglo-web/english/cheragh-166.pdf

    Wo sollte das Magazin verlinkt werden, wenn nicht hier, liebe Queer? [Und natürlich auf allen anderen queeren und exil-iranischen Seiten!].

    --> www.cheragh.pglo.org
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#7 Kris WickAnonym
  • 03.08.2005, 01:29h
  • PROTESTBRIEF

    Sehr geehrter Botschafter der islamischen Republik Iran,

    mit Bestürtzung und habe ich die iranischen und internationalen Presseberichte über die
    abscheuliche Hinrichtung der Jugendlichen Mohammad Askari und Ayad Marhuni verfolgt.

    Ich möchte hiermit meinen Protest über diese barbarische Exekution zum Ausdruck bringen.

    Im Namen des barmherzigen und gütigen Gottes !!

    Kris Wick
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#8 BenAnonym