Bislang ist der "Prince of Pompöös" nicht gerade für tiefgreifende religiöse Abhandlungen bekannt. Doch nach seinem im letzten Jahr erschienen Ratgeber mit dem unchristlichen Titel "Fuck you, Brain" beschäftigt sich der schwule Modedesigner Harald Glööckler nun mit der Zukunft der christlichen Religion und ihren Vertretern auf Erden – in der soeben erschienenen 200-seitigen Abhandlung "Kirche, öffne dich! Hat die Kirche noch Zukunft?: Was sich ändern muss". In Interviews berichtet der aus der evangelischen Kirche ausgetretene 53-Jährige, warum er sich mit dem Thema beschäftigt.
Gegenüber dem österreichischen "Kurier" bestätigte Glööckler, dass ihn das Thema Kirche schon länger unter den Nägeln gebrannt habe. Schon als er in einem kleinen Ort in Baden-Württemberg direkt neben einem evangelischen Gotteshaus aufgewachsen sei, habe ihm die Kirche "keinen Halt" gegeben. Beim Anblick des blutenden Jesu am Kreuz habe er sich "schlecht und schuldig" gefühlt: "Man sagte mir, er sei für meine Sünden gestorben. Aber was für Sünden soll ein Kind haben?"
Bei der Vorstellung des Buches in Berlin hatte Glööckler auch gesagt, dass ihn mit dem blutenden Jesus nichts verband, weil sein Vater zu Hause seine Mutter verprügelte und diese Gewalt weder andere Kirchenmitglieder noch den Pfarrer interessiert habe.
Kirche brachte "viel Leid über homosexuelle und deren Familien"
Das 200-seitige Buch ist überall im Buchhandel erhältlich (Bild: adeo Verlag)
Insbesondere mit der katholischen Kirche hat Glööckler Probleme, vor allem wegen deren Haltung zu Homosexualität: "Das ist so mittelalterlich, dass es einem die Sprache verschlägt", sagte er zum "Kurier". "Die Kirche hat durch ihre Einstellung viel Leid über Homosexuelle und deren Familien gebracht. Wenn eine mächtige Institution signalisiert, dass eine Lebensart nicht akzeptabel oder sogar krankhaft ist, schürt sie Verurteilungen." Gegenüber evangelisch.de fügte er mit Blick auf beiden Kirchen an: "Es ist unfassbar und unglaublich, dass eine Institution, welche die beste und heiligste aller Botschaften vertritt und in Gottes und Jesu Namen Menschen Beistand leisten und seelsorgerlich zur Seite stehen sollte, ihren Auftrag mit Füßen tritt und sich immer wieder offensichtlich derart unprofessionell und menschenverachtend benimmt."
Auch mit seiner Ex-Kirche geht er hart ins Gericht: Er habe sich in den "teilweise sehr konservativen bis spießigen Gottesdiensten" in der evangelischen Kirche gelangweilt, statt inspiriert zu werden, sagte Glööckler. Sein Tipp: "Die Kirche sollte sich wieder mehr ihrer seelsorgerlichen Pflichten besinnen und mehr für die Menschen da sein, ihre Nähe suchen und sich ihrer Sorgen und Nöte annehmen und nicht mit erhobenem Zeigefinger Menschen beurteilen oder sogar verurteilen."
Evangelische Pfarrerin: Absolution gegen Finanzierung des Kirchendachs
Immerhin erklärte der Star-Designer, dass die evangelische Kirche "fortschrittlicher denkt und handelt als die katholische Kirche". Allerdings sei das von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. Manche evangelische Gemeinden würden "noch immer rückschrittlich denken und handeln". Im Gespräch mit evangelisch.de zeigte er sich besonders irritiert, weil ihn eine Pfarrerin in seinem Wohnort Kirchheim an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) anlässlich des Geburtstags seines mit ihm seit 2015 verpartnerten Partners anrief, um ihn zu verurteilen, weil er öffentlich gesagt habe, er fühle sich protestantisch. Sie hatte neben dem Wiedereintritt in die evangelische Kirche eine besondere Idee, wie er sein Seelenheil retten könne: "Ich könnte Buße tun und bereuen, wenn ich das neue Kirchendach bezahle, womit Sie mir dann sozusagen die Absolution erteilen würde."
Dennoch betonte Glööckler stets, dass er an den christlichen Gott glaube. Er habe auch die Bibel komplett durchgelesen und bete bei Schlafstörungen das Vaterunser. Seinen Glauben beschrieb er so: "Gott ist eine allgegenwärtige Energie, die uns durch unser Leben begleitet, egal in welcher Lebensform, ob Mensch oder Tier, Mann oder Frau, lesbisch oder schwul … et cetera. Wenn Gott allmächtig ist, wovon wir ausgehen, ist er in allem und jedem, denn sonst wäre er nicht allmächtig. Gott ist der Kitt, welcher die Erde zusammenhält."
Glööckler hatte 2012 für Schlagzeilen gesorgt, als er sich gegen Regenbogenfamilien aussprach und das mit seinen "konservativen Ansichten" begründete: "Ich finde es falsch, wenn zwei Männer oder zwei Frauen Kinder adoptieren", hatte der Modedesigner dem Magazin "In" gesagt. "Ein Kind braucht einen Vater und eine Mutter, es braucht beide Pole in seinem Leben, deshalb werde ich niemals Kinder adoptieren" (queer.de berichtete). (dk)
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Da zeigt sich wieder mal, dass die alle gleich sind, egal wie sie sich nennen. Es geht nur um Geld und sonst um nichts. Und für Kohle tun die alles und scheißen auf ihre "Überzeugungen".
Ich frage mich, wie man noch auf diese Vereine mit ihren Märchen reinfallen kann...