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Österreich
Keine Pornos auf Smartphone: Asylantrag eines Schwulen abgelehnt
Die österreichische Asylbehörde liefert in einem Bescheid eine weitere absurde Voraussetzung, um als Schwuler anerkannt zu werden: Nur Männer mit Schwulenpornos auf dem Handy sind echt schwul!

Laut österreichischen Behörden ist ein Smartphone-Besitzer nur dann schwul, wenn er "pornographisches Material über Homosexuelle" auf seinem Gerät nachweisen kann (Bild: Shower Bait Video)
- 7. September 2018, 15:26h 2 Min.
Aus Österreich ist erneut ein bizarrer Auszug aus einer Ablehnungsbegründung gegen einen schwulen Asylbewerber bekannt geworden, der angab, wegen der Verfolgung von Homosexuellen in seinem Heimatland geflohen zu sein. Das Portal Fairness-asyl.at veröffentlichte am Freitagmorgen einen Beitrag, wonach ein Sachbearbeiter im Januar 2018 einem Schwulen aus Afghanistan das Asyl verwehrt hatte, weil dieser keine schwule Pornografie auf seinem Handy hortete.
Wörtlich heißt es in dem Papier: "Nachdem Sie über ein Smartphone verfügen und offensichtlich auch das Internet nutzen, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Sie bei tatsächlichem Verkehr mit anderen Männern, keinerlei Fotos (resultierend aus Chats) auf ihrem Handy vorweisen können (Fotos wurden freiwillig gezeigt). Auch kann nicht nachvollzogen werden, dass Sie nur oberflächliche Angaben zu Ihrem Internetnutzungsverhalten angeben können. Hier wäre bei tatsächlichem Interesse (wie angegeben) an pornographischem Material über Homosexuelle, zumindest von Lieblingsseiten im Internet auszugehen."
Das Portal Fairness-asyl.at veröffentlicht "Textperlen" aus Asylbescheiden des Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Die Macher kritisieren auf diese Weise die Asylpolitik Wiens: "Von einem fairen Asylverfahren kann nicht gesprochen werden und ein Zweifel an Rechtsstaatlichkeit kommt auf."
Nicht der erste Fall
In den letzten Wochen führten absurde Entscheidungsgründe für die Ablehnung von homosexuellen Asylbewerbern in Österreich mehrfach für Schlagzeilen. Vergangenen Monat wurde etwa ein Ablehnungsbescheid bekannt, in dem die Beamten einem 18-jährigen Schwulen aus Afghanistan vorwarfen, zu "mädchenhaft" zu sein (queer.de berichtete). Kurz zuvor war ein Bescheid veröffentlicht worden, in dem die Behörde einen Schwulen aus dem Irak genau aus dem entgegensetzten Grund ablehnte – weil er nämlich zu männlich agiere (queer.de berichtete).
Bereits im Juni hatte das Asylamt für Empörung gesorgt, als es den Asylantrag eines Iraners ablehnte, weil dieser die Farben der Regenbogenfahne nicht richtig zuordnen konnte (queer.de berichtete). Ein Gericht revidierte später die Entscheidung (queer.de berichtete).
Ein möglicher Grund für die Anhäufung der Fälle: In Österreich regiert seit Dezember eine Rechtsregierung aus Volkspartei und den rechtspopulistischen Freiheitlichen; beide Parteien hatten im Wahlkampf eine härtere Gangart gegen Flüchtlinge angekündigt. Der für Asylfälle verantwortlich Innenminister Herbert Kickl von der FPÖ gilt als Hardliner – und als äußerst homofeindlich. In seiner Zeit als FPÖ-Generalsekretär hatte er 2015 das Asylrecht für verfolgte Schwule und Lesben in Frage gestellt. (dk)

Die "Kriterien" in Österreich werden immer absurder und immer lächerlicher. Ginge es nicht um Menschenleben könnte man nur noch lachen.