Die Berliner Polizei macht mögliche homo- und transphobe Hintergründe von Taten gezielt öffentlich (Bild: Sebastian Rittau / flickr)
In Berlin ist es am Samstag nach Angaben der Polizei zu einem "Fall von Hasskriminalität" gegen einen Mann gekommen. Wie der Polizeibericht vom Sonntag vermerkt, habe gegen 18.50 Uhr ein 35-Jähriger die Polizei zur Tramhaltestelle in der Karl-Liebknecht-Straße alarmiert, nachdem er von einem Mann homophob beschimpft worden sein soll.
Der Beschimpfte habe dann den Mann angesprochen und nach seinen Personalien gefragt. Daraufhin soll ihm der Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Nach den bisherigen Ermittlungen stieg der Tatverdächtige dann in eine Straßenbahn der Linie M4, der Angegriffene folgte ihm. An der Haltestelle in der Straße Am Friedrichshain verließen die beiden Männer die Tram. Dort trafen die hinzugerufenen Polizisten den 35-Jährigen und den Tatverdächtigen an und nahmen die Personalien auf.
Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde der 52-jährige Tatverdächtige, der angab, sich von dem 35-Jährigen bedrängt gefühlt zu haben, entlassen. Die weiteren Ermittlungen hat, wie bei vermuteten Hassverbrechen üblich, der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin übernommen. Der Angegriffene hatte leichte Gesichtsverletzungen erlitten und verzichtete auf eine ärztliche Behandlung.
Mehr LGBTI-feindliche Gewalttaten gemeldet
Anders als in anderen deutschen Städten werden mögliche homo- oder transfeindliche Hintergründe von Straftaten gezielt in den Polizeiberichten Berlins publik gemacht. Die Polizei und Staatsanwaltschaft der Hauptstadt besitzen eigene Ansprechpartner für LGBTI.
Laut einer vorläufigen Statistik der Berliner Polizei kam es im letzten Jahr in der ganzen Stadt zu insgesamt 164 angezeigten Taten im Bereich "sexuelle Orientierung"; die Statistik umfasst unter anderem auch Beleidigungen und Propagandadelikte. Im Vorjahr waren es ebenfalls 164 Vorfälle, darunter 44 Gewalttaten (2015: 105/38, 2014: 80/26, 2013: 132/46). Untersuchungen der Fälle zeigten sehr unterschiedliche Motive. Das Anti-Gewalt-Projekt Maneo meldete für 2017 insgesamt 324 Fälle mit homo- oder transphobem Hintergrund, ein Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr (queer.de berichtete).
Die Tatorte lagen vorwiegend in den Bezirken Mitte, Schöneberg und Neukölln. In Mitte hatte am Samstagabend ein "Tuntenspaziergang" vom Bahnhof Friedrichstraße zum Bode-Museum stattgefunden, um wie bei einer ersten Tour im Mai durch Neukölln ein Zeichen für Sichtbarkeit und Akzeptanz sowie gegen Gewalt zu setzen.