Ein Beamter des Innenministeriums entfernt eine Regenbogenflagge, obwohl diese im Stadion von Tiflis weder von der Nationalmannschaft noch von der UEFA auf die Liste verbotener Objekte gesetzt worden war
Ein georgischer Fußballer, der vor fast einem Jahr in den Niederlanden eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben trug, sorgt in der Heimat noch immer für Unruhen. Bei einem Spiel der Nationalmannschaft gegen Lettland, im Rahmen der UEFA Nations League in der Dinamo-Arena in Tiflis, unterdrückte die Polizei am Sonntag eine Solidaritätsaktion von LGBTI-Aktivisten.
So beschlagnahmten Polizisten kurz vor Ende des Spiels eine Regenbogenflagge, als zwei Fans diese – letztlich nur für wenige Sekunden – in den Ständen hochhielten. Um ein größeres Banner, das Solidarität mit dem Fußballer Guram Kashia ausdrücken soll und von dutzenden Menschen gleichzeitig gehalten wurde, hatte es während des Spiels ein andauerndes Gerangel mit Nationalisten und Beamten gegeben.
Laut "Equality Georgia" hatte die Polizei auch das Zeigen ähnlicher Solidaritätsbanner verhindert, die Kashia mit einer gemalten Regenbogenbinde zeigten. Am Einlass seien weitere LGBTI-Symbole wie Regenbogenarmbänder oder gar ein Foto des Fußballers konfisziert worden, einigen Aktivisten sei gar der Einlass verwehrt worden. Die Organisation beklagte, dass der Staat mit seinem Verhalten Neonazis aktiv unterstütze, und kündigte eine Beschwerde bei der UEFA an. Der nationale Fußballverband erklärte, die Symbole und Banner seien legitim gewesen und das Vorgehen dagegen nicht von ihm ausgegangen.
Gerangel während des Spiels um ein Unterstützungs-Banner für Kashia und das im Stadion offenbar verbotene Originalmotiv – die Zeichnung des Fußballers mit Regenbogenbinde stammt von der UEFA
Ausschreitungen im letzten Oktober
Ende Oktober 2017 war es zu Ausschreitungen von rechtsextremen Gruppen vor dem Sitz des georgischen Fußballverbands gekommen; bei dem vom ultrarechten Bündnis "Marsch der Georgier", das sich gegen Immigration und LGBTI-Rechte und für die "Reinheit" der georgischen Bevölkerung einsetzt, organisierten Protest mit bis zu 100 Teilnehmern kam es zu Rangeleien mit Polizisten, außerdem wurden Rauchbomben eingesetzt, Feuerwerkskörper geworfen und vor Kameras eine Regenbogenflagge angezündet (queer.de berichtete).
Die Nationalisten hatten die Absetzung von Kashia, des Vize-Kapitäns der Nationalmannschaft, gefordert. Der absurde Anlass: Kashia hatte am 15. Oktober als Kapitän des niederländischen Teams Vitesse Arnhem bei einem Spiel eine Regenbogenbinde getragen, als Zeichen der Unterstützung zum Internationalen Coming-out-Tag. In seiner Heimat wurde danach in sozialen Netzwerken, aber auch in manchen Massenmedien, Empörung geschürt.
Guram Kashia am 15. Oktober 2017 mt Regenbogenbinde zum Internationalen Coming-out-Tag und der Protest in Tiflis am 31. Oktober
Die Empörung war in den letzten Wochen erneut hochgekocht, nachdem die UEFA den inzwischen 31-Jährigen vor wenigen Wochen mit dem erstmals vergebenen EqualGame Award auszeichnete. Kashia, der inzwischen in den USA spielt, hatte sich von den Ausschreitungen in der Heimat nicht einschüchtern lassen und immer wieder für Minderheitenrechte geworben.
Vor dem Spiel am Sonntag, das Kashia komplett absolvierte, hatten Rechtsextreme rund um das Bündnis "Marsch der Georgier" in sozialen Netzwerken gezielt eine Empörung über einen geplanten "Gay Pride" während des Spiels geschürt und Teilnehmern mit Gewalt gedroht – teilweise erinnerten sie an die Ausschreitungen, bei denen am 17. Mai 2013 in Tiflis ein Bus mit LGBTI-Aktivisten von einem Mob angegriffen wurde (queer.de berichtete). "Equality Georgia" hatte gegenüber Medien betont, lediglich den Fußballer unterstützen zu wollen, und hatte seine Teilnehmer um Vorsicht und die Polizei um Schutz gebeten.
Aufregung um Regenbogen-Kapitänsbinde auch in Deutschland
Derweil hatte es auch in Deutschland erst vor wenigen Wochen Aufregung um eine Kapitänsbinde gegeben, nachdem der VfL Wolfsburg angekündigt hatte, dass bei jedem Spiel in dieser Saison bei allen Mannschaften der Kapitän oder die Kapitänin mit entsprechender Binde auflaufen werde (queer.de berichtete). Ein Spieler der ersten Mannschaft, der Kroate Josip Brekalo, lehnte das Symbol öffentlich ab, weil es seinem christlichen Glauben widerspreche – als Reaktion auf die Kritik, einige von zahlreichen ablehnenden Einträgen in sozialen Netzwerken geliked zu haben (queer.de berichtete).
Das europaweite christlich-fundamentalistische Netzwerk CitizenGo, das in diesen Tagen gemeinsam mit der homo- und transfeindlichen "Demo für alle" mit einem Bus in mehreren deutschen Städten Kundgebungen abhält (queer.de berichtete), hat inzwischen eine Petition gestartet, die Binde zu stoppen: "Statt Toleranz bewirkt sie Ausgrenzung und Intoleranz gegenüber jenen, welche die Aktion aus guten Gründen nicht vollständig gutheißen können". Auch Fans, die die Binde für "ungeeignet" hielten, würden "mit intoleranten Äußerungen bedacht, gebrandmarkt und ausgegrenzt". (nb)
Auch Deutschland hat Homo-Hasser
Das lustigste daran ist wenn sich ein echter regenbogen zeigt und diese" homo monotheianensis" rasse dagegen machtlos ist hahaha