Was wohl das Quietscheentchen zum Outing sagt? (Bild: PBS)
Die Macher der "Sesamstraße" haben dementiert, dass die Muppet-Figuren Ernie und Bert ein Paar sind. Auf Twitter erklärte die Produktionsfirma "Sesame Workshop" am Dienstag: "Wir haben immer gesagt, dass Bert und Ernie beste Freunde sind. Sie wurden geschaffen, um Vorschulkindern zu zeigen, dass Menschen gute Freunde mit denjenigen sein können, die anders sind als sie selbst. Auch wenn sie als männlich identifiziert werden und viele menschliche Züge und Eigenschaften besitzen (wie die meisten 'Sesamstraßen'-Muppets), bleiben sie dennoch Handmarionetten und haben keine sexuelle Orientierung."
Anlass für das Dementi waren Aussagen von "Sesamstraßen"-Autor Mark Saltzman, der in einem am Wochenende veröffentlichten Interview erklärt hatte, er habe die Beziehung von Ernie und Bert "nie anders deuten" können als die eines Liebespaares (queer.de berichtete).
Saltzman: Meine Aussagen wurden verkürzt
Bereits seit Jahren wurde darüber spekuliert, ob Ernie und Bert ein Paar sind – wie auf dieser Titelseite des Magazins "The New Yorker" aus dem Jahr 2013, als über eine Klage vor dem Supreme Court zur Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben berichtet wurde
Saltzman ruderte von seinen Aussagen am Dienstag in einem Interview mit der "New York Times" selbst zurück. "Als Autor bringt man das, was man kennt, in seiner Arbeit ein", sagte Saltzman und wies auf seinen 2003 verstorbenen Partner hin, von dem er sich sehr unterschieden habe – genauso wie Ernie und Bert völlig unterschiedliche Figuren seien. In der öffentlichen Aufregung über seine Aussage sei nur hängen geblieben, dass Ernie und Bert schwul seien. Er wolle die Handmarionetten aber nicht auf ihre sexuelle Orientierung reduzieren. Zwar spreche er sich dafür aus, dass in der "Sesamstraße" ein offen schwules Paar vorkommen solle – aber ein menschliches Paar, keine Muppets.
Auch Puppenspieler Franz Oz, der jahrelang Bert spielte, dementierte via Twitter, dass die beiden Figuren "gay" seien. Der 74-Jährige, der auch als Regisseur von erfolgreichen Hollywood-Streifen wie "Der kleine Horrorladen" und "Die Frauen von Stepford" Erfolge feierte, fragte außerdem: "Warum müssen Leute allein als schwul definiert werden? Zu einem Menschen gehört viel mehr als Heterosexualität oder Homosexualität."
In sozialen Netzwerken gab es Kritik an den Dementis. Den Produzenten der "Sesamstraße" wurde dabei auch Homophobie unterstellt. Ein Nutzer schrieb etwa: "Ich bin sehr traurig und geschockt über die homophobe Antwort der 'Sesamstraße', in der die Aussage des Autoren dementiert wird, dass Bert und Ernie schwul sind. In der 'Sesamstraße' gibt es viele Romanzen zwischen Muppets. Ich nehme mal an, dass Schwule in der 'Sesamstraße' nicht willkommen sind." Tatsächlich gibt es immer wieder Muppets, die als heterosexuelles Paar dargestellt werden – zu den bekanntesten gehören der männliche Frosch Kermit, der in der "Muppet Show" wiederholt seine Liebe für das weibliche Schwein Miss Piggy geschworen hat. (dk)

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Auch bei Dumbledore in Harry Potter beispielsweise - nie irgendeine Andeutung zu homosexuellen Liebschaften, aber wenn dann der gefühlt sichere Punkt erreicht ist, an dem mit der Figur nix mehr passieren wird (in dem Fall: Person tot), wo sich das dann konkret auch darstellen ließe, gar nicht unbedingt als Porno, sondern ruhig mal einfach als Beziehung ernstgenommen, wird im Nachhinein irgendwas für schwul erklärt.
Bei Dumbledore hat man sich da verrechnet, nachdem die Idee aufkam, länger zurückliegende Geschichten weiterzuerzählen, und kaum bekommt man ihn als jungen Mann zu Gesicht, wird das Ganze ja auch wieder unter den Teppich gekehrt.
Möge man solche nachgeschobenen, konsequenzenlosen Erklärungen doch einfach unterlassen, nutzen tun sie niemandem. Dann doch lieber mal ordentlich ausgearbeitete Figuren, die von vornherein sichtbar sind als diejenigen, die sie sind. Würde auch als Rollenvorbild deutlich besser taugen.