Diese Werbung wurde als sexistisch gerügt (Bild: Deutscher Werberat)
Laut den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats darf hierzulande nicht mit Aussagen oder Darstellungen geworben werden, "die Personen auf ihre Sexualität reduzieren oder ihre sexuelle Verfügbarkeit nahelegen". Regelmäßig rügt der Zentralverband der Werbewirtschaft daher Unternehmen, meist weil sie sexistisch mit Frauen werben. In der am Mittwoch öffentlich gemachten neuesten Rüge-Runde wird allerdings auch eine Firma aus Herten im Kreis Recklinghausen (NRW) kritisiert, weil ihre Werbung als "geschlechterdiskriminierend, in diesem Fall jedoch gegenüber Männern" eingestuft wurde.
Das Unternehmen "Nomis Rohrreinigung & Rohrsanierung" habe auf dem Firmenfahrzeug den Rumpf "eines durchtrainierten Mannes abgebildet, der seinen Schritt mit einem Schild bedeckt, auf dem 'Rohr verstopft? Nomis' zu lesen ist", so die Werbeaufsicht. "Der Handwerker argumentiert, hier würde die klassische Situation dargestellt, in der man erst bemerkt, dass ein Rohr verstopft ist, wenn man bereits nackt unter der Dusche stünde." Diese Ansicht schließe sich das Entscheidungsgremium des Werberats aber nicht an: "Die Wort-Bild-Kombination spiele auf das männliche Genital an, auch wenn das humorvoll gemeint sein möge", hieß es in der Begründung.
Der Werberat spricht pro Jahr meist nur gut eine Handvoll öffentliche Rügen aus (siehe Liste). In der Regel ändern die Werbetreibenden dann ihre Praxis, der Werberat kann diese Reklame aber nicht verbieten. Die Rohrreiniger-Firma hatte ihren nackten Mann bereits seit mehreren Jahren werbend genutzt – auf der Facebook-Seite taucht er bereits seit Herbst 2015 auf.

Eigentlich wollte der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bereits in der letzten Legislaturperiode sexistische Werbung verbieten, darunter auch diskriminierende Darstellungen von Männern (queer.de berichtete). Der Gesetzentwurf kam aber nie aus der Ressortabstimmung heraus.
Streit wegen schwuler Werbemotive, die als sexistisch kritisiert wurden, gab es in der Vergangenheit auch in anderen Bereichen. So hatte die Deutsche Bahn 2016 ein Plakat zur Ausstellung "Homosexualität_en" in Münster verboten, weil darauf ein Mann mit nacktem Oberkörper und rotem Lippenstift zu sehen war (queer.de berichtete). Nach scharfer Kritik und Homophobievorwürfen erlaubte das Staatsunternehmen am Ende die Werbung doch (queer.de berichtete). (dk)