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Die Deutsche Aidshilfe will Praxen und Ambulanzen helfen, Diskriminierung gegen queere Menschen und HIV-Positive abzubauen.
Im Gesundheitswesen kommt es häufig zu Benachteiligung und Zurückweisung von Menschen mit HIV sowie von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans-, Inter- und queeren Menschen, auch mit vielfältigen kulturellen und sprachlichen Hintergründen. Dagegen will die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) nun vorgehen: Das Projekt "Praxis Vielfalt" soll ab sofort eine diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung fördern. Es bietet Fortbildungsunterricht für Ärzte und Praxisteams. Teilnehmende Praxen und Ambulanzen erhalten ein Gütesiegel. Die ersten Plaketten, erworben in der Pilotphase des Projektes, werden am Freitagnachmittag bei einer Auftaktveranstaltung in Berlin verliehen.
"Offenheit und Wertschätzung sind eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Wenn Menschen im Gesundheitssystem benachteiligt werden, sind oft Unwissenheit und Unsicherheit der Grund", begründete DAH-Vorstandsmitglied Winfried Holz die Initiative. "Wir vermitteln Wissen und Fähigkeiten für eine respektvolle und fachgerechte Versorgung. Teilnehmende Praxen setzen ein Zeichen, das signalisiert: Bei uns bist du willkommen, deine Bedürfnisse sind uns wichtig."
Medizinisches Personal soll für Lebenswelten von LGBTI und HIV-Positiven sensibilisiert werden
Das kompakte Lehrprogramm vermittelt Kenntnisse zu den Lebenswelten und speziellen Angeboten für die genannten Gruppen sowie das Wissen, wie sich eine offene Atmosphäre schaffen lässt. Dazu gehören auch Grundregeln und Tipps zur Gesprächsführung, zum sensiblen Umgang mit Diagnosen und Daten sowie der Umgang mit Sprachbarrieren und verschiedenen kulturellen Hintergründen. Durch E-Learning, in Web-Seminaren und Gruppengesprächen soll das nötige Wissen leicht verständlich und praxisnah vermittelt werden.
Menschen mit HIV werden laut DAH in Deutschland in aller Regel in spezialisierten Praxen gut versorgt. Beim Besuch von anderen Praxen und medizinischen Einrichtungen komme es aber oft zu Problemen: Angst vor Infektionsrisiken, Unerfahrenheit und veraltetes Wissen führten oft zu Diskriminierung, zum Beispiel zu übertriebenen Hygienemaßnahmen oder zur Verletzung der Schweigepflicht. Nicht selten würden HIV-Positive keinen Termin oder nur den letzten am Tag bekommen, zum Beispiel in vielen zahnärztlichen Einrichtungen.
Auch LGBTI seien immer wieder mit Unsicherheit, Vorurteilen und Zurückweisung konfrontiert. Dies mindere die Qualität der Versorgung und könne die Gesundheit beeinträchtigen.
Auch die Praxen profitieren
Das Gütesiegel biete Praxen die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und die Behandlungsqualität weiter zu verbessern. Dem gesamten Praxisteam vermittle es Handlungssicherheit. "Das Gütesiegel 'Praxis Vielfalt' nutzt Behandelnden wie Behandelten. Es trägt zu einem vertrauensvollen Miteinander, besseren Behandlungsergebnissen und einem guten Ruf der teilnehmenden Praxen bei. Wir hoffen, dass nun viele Praxen teilnehmen. Denn unser Ziel ist eine respektvolle Versorgung für alle Menschen überall", so Holz.
"Praxis Vielfalt" ist ein Projekt der Deutschen Aids-Hilfe, das durch Mittel des AOK-Bundesverbandes finanziert wird. Entwickelt wurde es gemeinsam mit allen relevanten Gruppen: Menschen aus den genannten Communitys ebenso wie Fachverbände und -kräfte aus dem Gesundheitswesen. (pm/dk)
Links zum Thema:
» Homepage Praxis Vielfalt
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