Kommende Woche soll die UEFA über die Vergabe der Fußball-Europameisterschaft der Herren im Jahr 2024 abstimmen – um die Austragung beworben haben sich die Türkei und Deutschland. Der europäische Kontinentalverband sieht in einem am Freitag veröffentlichten Evaluierungsbericht (PDF) die Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Front.
Unter anderem wird die DFB-Bewerbung sowohl für einen "Aktionsplan für Menschenrechte" gelobt als auch für ein System, um Verstöße gegen Menschenrechte zu beseitigen. In der deutschen Bewerbung werden in diesem Zusammenhang ausdrücklich sexuelle und geschlechtliche Minderheiten genannt, etwa im Nachhaltigkeitskonzept unter dem Stichwort "Diversity" (PDF). Dagegen kritisiert die UEFA bei der türkischen Bewerbung das "Fehlen eines Aktionsplans in Sachen Menschenrechte" als "problematisch".
Bei der Bewertung der türkischen Bewerbung sieht die UEFA außerdem Gefahren wegen "den jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen" und weil anders als in Deutschland umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur notwendig seien. Dagegen ist in der DFB-Bewerbung aus UEFA-Sicht negativ, dass die deutschen Behörden keine Steuerbefreiung gewährten, "etwaige Gewinne" versteuert werden müssten und Stadionmiete zu entrichten sei.
Entscheidung fällt am 27. September
Der Bericht bedeutet allerdings nicht, dass Deutschland am nächsten Donnerstag bei der geheimen Wahl durch das UEFA-Exekutivkomitee im schweizerischen Nyon automatisch als Sieger hervorgeht. So hatte etwa der Weltverband FIFA 2008 trotz einer vergleichsweise schwachen Bewerbung die WM 2022 nach Katar vergeben. Dabei spielte offenbar keine Rolle, dass es in Katar massive Menschenrechtsverletzungen gab und gibt und Homosexualität verboten ist. Die Vergabe war von LGBTI-Fußballfans scharf kritisiert worden (queer.de berichtete).
In der Türkei ist Homosexualität zwar seit bereits seit 1858 legal, allerdings ist die Akzeptanz von Schwulen und Lesben im Land gering und die autoritäre Regierung von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan ging in den letzten Jahren vermehrt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten vor. Anfang Juli setzten etwa Behörden im vierten Jahr das Verbot der Pride-Demo mit Gewalt durch (queer.de berichtete). (dk)
Kommt die AfD zum Regieren, dann geht es in Deutschland mit den Menschenrechten rapide bergab.